Wittenberg (wg). In 31 Jahren hat Karina Austermann als Pressesprecherin der Lutherstadt Wittenberg dafür gesorgt, dass die Bürger der Stadt und die Presse immer gut informiert wurden. Nach gefühlt unzähligen Medienterminen und Anfragen verabschiedet sie sich zum 30. April 2025 in den Ruhestand. Sie war als Pressesprecherin das Gesicht und die Stimme der Stadt und gleichzeitig in der Verwaltung bestens vernetzt. „Ich hätte am liebsten ihrem Renteneintritt widersprochen“, gesteht Oberbürgermeister Torsten Zugehör, „ihr Abschied bedeutet für uns einen herben Verlust.“
Im Februar 1994 begann Austermann als Pressereferentin in der Stadtverwaltung und übernahm später die Leitung der Pressestelle von Jörg Bielig, der in das Ordnungsamt wechselte. Ihr damaliger Chef war Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD), seit 2018 Ehrenbürger der Stadt Wittenberg. Damals befand sich Ostdeutschland in einer Zeit des Umbruchs mit vielen Neustrukturierungen, davon betroffen war auch die Stadtverwaltung, die von Kollegen aus der Partnerstadt Göttingen unter anderem zum Verwaltungsrecht beraten wurde.
Austermann blickt dankbar zurück: „Mit den Oberbürgermeistern Eckhard Naumann und Torsten Zugehör habe ich zwei tolle Chefs gehabt, die es dem Team für Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht haben, sich frei zu entfalten.“ Ihre Aufgabe habe sie immer als spannend und bereichernd empfunden. Gerne denkt sie an die großen Stadtentwicklungsprojekte zurück, angefangen bei der Expo 2000 über die Internationale Bauausstellung (IBA) 2010 und das Reformationsjubiläum 2017 als größtes Ereignis ihrer Laufbahn: Beim Empfang der gekrönten und ungekrönten Staatsoberhäupter war sie auch für das Protokoll zuständig. Zuletzt begleitete sie die Vorbereitungen auf die Landesgartenschau 2027: „Es war schön, die Projekte von Beginn an zu begleiten und die Fortschritte zu sehen.“ Aber es galt auch, Krisen zu bewältigen, so die Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013, den Orkan Kyrill 2007 und zuletzt die Corona-Pandemie.
Um Anfragen an die Stadt beantworten zu können, bedarf es oft einer Rücksprache mit den entsprechenden Fachbereichen. Der Frust von Medienvertretern entlädt sich schnell bei der Pressestelle, doch die kann nur so schnell reagieren, wie die Zuarbeit von den Fachbereichen kommt. „Dabei geht Qualität vor Schnelligkeit“, betont Austermann, „eine solide recherchierte Antwort, die etwas Zeit in Anspruch nimmt, ist besser, als eine schnelle, aber falsche Aussage.“ Dass Pressesprecherin kein 08/15-Job ist, betont auch OB Zugehör: „Normale Stellenbeschreibungen, wie sie in der Verwaltung üblich sind, passen hier nicht.“ So müsse die Leitung der Presseabteilung rund um die Uhr erreichbar und jederzeit in der Lage sein, zu allen Themen der Verwaltung Auskunft zu geben.
„Karina Austermann bleibt uns erhalten als kritische Bürgerin mit wachem Blick“, freut sich Zugehör. Auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung wird sie im Stadtlabor Wittenberg arbeiten und sich dort als Bindeglied zwischen der interdisziplinär ausgerichteten Agentur Endboss, Verwaltung und Bürgern engagieren.
Zur Aufgabe eines Pressesprechers gehören neben der klassischen Pressearbeit auch die Aktivitäten der Stadt in den Sozialen Medien sowie die Betreuung und Entwicklung der Internetseiten. „Wir müssen auf veränderte Kommunikations- und Informationsbedürfnisse der Gesellschaft reagieren“, betont Zugehör. Unter anderem müssten Social Media-Kanäle zielgruppenorientiert als zusätzliche Dialogplattformen aufgebaut werden. Dafür brauche es die Kompetenz junger Mitarbeiter wie Adrian Kuhrmann, der ab Mai die Nachfolge von Austermann antreten wird.
1999 in Wittenberg geboren und in Külso aufgewachsen, studierte Kuhrmann bis 2022 Medienmanagement in Salzgitter und anschließend in Mittweida, wo er 2025 mit dem Master abschloss. „Ich bin ein heimatverbundener Typ und wollte immer in die Region zurück“, berichtet Kuhrmann. Dass er nahtlos vom Studium in den öffentlichen Dienst wechselt, sei ein optimaler Einstieg in das Berufsleben. Praxiserfahrungen in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit sammelte er durch Praktika und Tätigkeiten als Werkstudent, außerdem engagiert er sich in der Freiwilligen Feuerwehr Dietrichsdorf-Külso. Foto: W. Gorsboth