Montag, 17.02.2025

Wittenberg (wg). Die Wittenberger Stadtgesellschaft hat am Freitagabend das neue Jahr begrüßt, mehr als 400 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung des Oberbürgermeisters und des Stadtrates in das Stadthaus gefolgt, darunter Ministerpräsident Dr. Rainer Haseloff, der CDU-Bundestagsabgeordnete Sepp Müller, Landrat Christian Tylsch und Vizelandrat Dr. Jörg Herrmann sowie Maik Strömer, Bürgermeister der Stadt Oranienbaum-Wörlitz.

Fotos: Antje Weiß

Der Verein „Netzwerk Leben“ wurde für sein Engagement mit dem Lucas-Cranach-Preis ausgezeichnet.

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Kunsthistorikerin Dr. Maries Schmidt, viele Jahre stellvertretende Vorstandsvorsitzende/Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung und Kuratorin zahlreicher Ausstellungen, bekam für ihr Lebenswerk die Ehrenurkunde des Oberbürgermeisters.

Für Stadtpressesprecherin Karina Austermann war es der letzte Neujahrsempfang in offizieller Funktion, sie geht in den wohlverdienten Ruhestand.

Traditionell gilt die Neujahrsrede des OB als Gradmesser für den Stand der Dinge in der Lutherstadt, „ein Ringen und Abwägen zwischen schonungsloser Klarheit und unverbesserlichem Optimismus.“ Der Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember 2024 habe die Menschen sprachlos und hilflos gemacht: „Wir denken an die Opfer, ihre Familien und Freunde sowie an die Helfer“, betonte Zugehör. Alle Erkenntnisse müssten nunmehr sorgfältig aufgearbeitet werden: „Anstelle vorschneller Rufe nach Haftung und unprofessioneller Kommentierung von anonymen Sicherheitsexperten sollten wir den Fachleuten und der Politik den Rücken für Mut zu Fairness, Klarheit und Mitgefühl stärken.“

Ministerpräsident Dr. Haseloff habe zu Recht in seiner Neujahrsansprache erklärt, dass es in einer offenen Gesellschaft keine absolute Sicherheit geben könne.

Ausdrücklich dankte der OB den Mitarbeitern der Kreisverwaltung, der Polizei, Feuerwehr, der KSW GmbH und des Wittenberger Gewerbevereins, dass sie die angezeigten Sicherheitsmaßnamen gemeinsam unverzüglich umgesetzt hätten, um so eine weitere Öffnung des Wittenberger Weihnachtsmarktes zu ermöglichen. Für die Zeit des Wahlkampfes gelte, was ohnehin gilt: „Vertrauen in die Institutionen, Maßhaftigkeit in der Kommunikation, Zurückhaltung bei Deutungen.“ Das aus seiner Sicht eigentlich überflüssige Fairnessabkommen zur Bundestagswahl müsse vor allem mit Blick auf die Wunden der Opfer und der Gesellschaft dringend eingehalten werden.

2024 sei ein schwieriges, aber nicht nur schlechtes Jahr gewesen. Im vergangenen Jahr habe die Stadt 38,3 Millionen Euro Fördermittel einwerben können, davon 24,9 Millionen Euro für die Landesgartenschau 2027. Erfolgreich entwickelt habe sich das Stadtlabor mit dem Partner „Endboss“, es sei gelungen, Engagierte verschiedenen Alters zusammenzuführen, um die Innenstadt zu beleben: „Besonders freut mich, dass nicht irgendwer über die zu realisierenden Projekte entschieden hat, sondern dass die Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen befragt wurden und dann entschieden haben. Das ist Basisdemokratie unter Einbindung des Stadtrates: ein Lehrstück der Demokratie.“

Wie bereits in den Vorjahren widmete sich Zugehör dem „Wie des Miteinanders“: Wer geglaubt habe, dass es in Sachen gesellschaftlicher Streit oder inhaltlicher Kontroverse nicht noch schlechter ginge, der werde auf dem „Marktplatz der politischen Eitelkeiten immer wieder eines besseren belehrt.“ Die Phrase „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen?“ sei längst zur „floskelhaften Selbstrechtfertigung der angeblich doch gar nicht vorhandenen Meinungsfreiheit“ verkommen. Das überhebliche Herabschauen auf Verantwortungsträger und angebliche Eliten nerve besonders dann, „wenn dies verantwortungsfrei und ohne vergleichbaren Erlebnishorizont erfolgt.“

Mit Blick auf die Wirtschaft vor Ort sei die Zeit des Wünschens vorbei, hier erhebe man an die neue Bundesregierung klare Forderungen: „Wenn es der neuen Regierung nicht gelingt, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen – und nicht mehr fordert SKW mit seinen Partnern seit Monaten – dann geht hier nicht nur das Licht aus, sondern in einer ganzen Region werden die Lampen abgebaut.“ Mit Blick auf die niedrige Geburtenrate und dem Fachkräftemangel brauche es eines radikalen und mutigen Zukunftsprozesses in der Bildungs- und Familienpolitik. Klimaschutz erreiche man nicht mit immer neuen und teuren Nachhaltigkeitsberichten. Für die Zukunft wünsche er sich, dass der Bund bei neuen Gesetzesvorhaben auf die Rechtsfolgen- und Wirkungsabschätzungen der Kommunen höre und die kommunale Selbstverwaltung stärke.

Von Redaktion