Donnerstag, 22.05.2025

Botenlauf und 10. Lutherwanderung führen von Wittenberg nach Annaburg und zurück

Wittenberg/Annaburg (aw). Am Montagnachmittag, dem 5. Mai, starteten die Wittenberger Botenläufer ihre Tour bei sonnigen 15 Grad mit einem stillen Moment am Grab Friedrichs des Weisen in der Schlosskirche. Dort, wo der Kurfürst vor 500 Jahren neben Martin Luther beigesetzt wurde, legten Luther-Darsteller Bernhard Naumann und die Botenläufer eine weiße Rose nieder. „Wo hätte er besser ruhen können als in der Kirche, deren Bedeutung er selbst erst möglich gemacht hat?“, sagte Naumann. Schlosskirchen-Küster Jörg Bielig öffnete anschließend die berühmte Thesentür – ein symbolischer Akt, der nur selten gewährt wird – und entließ die Botenläufer durch das Portal der Reformation.

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Startklar fürs Gedenken: Botenläufer mit Luther-Darsteller Bernhard Naumann und Kustos Jörg  Bielig.

Zwei Etappen, ein Ziel

„Wir tragen symbolisch die Verbindung zwischen der Lutherstadt und Annaburg als Botschafter zum Festplatz“, sagte Botenläufer Bernd Güldner, der die Tour maßgeblich organisiert hat. Zwei Gruppen legten jeweils rund 20 Kilometer zurück, weiter Botenläufer fuhren in historischen Gewand mit dem Reisebus. Die erste Gruppe startete direkt an der Schlosskirche, die zweite fuhr zunächst nach Listerfehrda und übernahm dort die Strecke bis Annaburg. Im Gepäck: ein Sandstein aus der Wittenberger Stadtkirche – jenem Ort, an dem Luther predigte und vor 500 Jahren Katharina von Bora heiratete.


Start vor der Schlosskirche: Die erste Gruppe der Botenläufer macht sich auf den Weg bis Listerfehrda.
Fotos: Antje Weiß

Gruppe zwei der Botenläufer macht sich von Listerfehrda aus auf den Weg nach Annaburg – laufend über die Landstraße durch die Elbaue.

„Wir laufen nicht einfach nur“, ergänzte der Vorsitzende André Martin. „Wir zeigen: Luthers Erbe ist in Bewegung. Seit den 1990ern tragen wir Grüße in die Welt – nach Eisenach, Göttingen, Torgau oder ins Ausland. Es geht darum, Brücken zu bauen – zwischen Städten, Menschen, Epochen.“

Annaburg feiert seinen Kurfürsten

Pünktlich zum Höhepunkt der Feierlichkeiten trafen die Läufer gegen 16.20 Uhr am Schloss in Annaburg ein – begleitet von Applaus, Musik und mehr als 1000 Gästen. Annaburgs Bürgermeister Stefan Schmidt begrüßte die Läufer, das Annaburger Lied erklang, und Bernhard Naumann sprach als Luther ein bewegendes „Gott zum Gruß“. Der Sandstein wurde feierlich übergeben – ein Stück Reformationsgeschichte als Gastgeschenk.


Bürgermeister Stefan Schmidt vor dem Denkmal Friedrichs des Weisen – kurz vor der feierlichen Enthüllung.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die feierliche Enthüllung des restaurierten Friedrich-Denkmals. Der historische Obelisk wurde aus Gertrudshof – direkt vor das Schloss, ins Herz der Stadt versetzt. „Wir wollten, dass man ihn sieht. Dass man innehält, liest, nachdenkt“, sagte Schmidt. Die Umsetzung kostete 43.000 Euro und wurde durch Fördermittel und Spenden finanziert. „Ein Kraftakt – aber jeder Handschlag war es wert.“


Im neu gestalteten Safranbeet, das bald blühen wird, steht ein Banner, das die zarte Safranpflanze zeigt – eine Erinnerung an Friedrichs Einführung der kostbaren Pflanze in Annaburg.

Begleitet wird das Denkmal von einem Beet mit Safran – jener Pflanze, die Friedrich der Weise um 1500 nach Lochau, dem heutigen Annaburg, brachte. Einst war der Ort ein Zentrum des Safrananbaus in Kursachsen. „Wir wollen mit der Mitteldeutschen Safranstraße an diese Tradition anknüpfen“, erklärte Schmidt. Seit 2022 wächst der Safran wieder in Annaburg – direkt an den Schulen der Stadt.

Das Festprogramm: Klang, Theater und Geschichte

Das Rahmenprogramm war ebenso vielfältig: Musik von Harfenistin Dorothea Schulze, dem Ensemble Klangholz, dem Posaunenchor Prettin und dem Forstlichen Gesangverein, dazu ein Theaterstück der Sekundarschule, Ausstellungen, kulinarische Stände und historische Tänze aus Torgau. Landrat Christian Tylsch würdigte in seiner Rede das politische und kulturelle Wirken Friedrichs: „Er war ein stiller Revolutionär – durch Haltung, nicht durch Gewalt.“ Dr. Mario Titze vom Denkmalamt sprach über die aufwändige Umsetzung, Wolfgang Donath vom Heimatverein gab einen geschichtlichen Rückblick.

Der Weg geht weiter – die 10. Lutherwanderung

Den Abschluss der Festwoche bildet die 10. Lutherwanderung am Sonntag, dem 11. Mai. Die Route folgt dem symbolischen Weg Friedrichs: von Annaburg, wo er 1525 starb, bis nach Wittenberg, wo er seine letzte Ruhestätte fand. Start ist um 8 Uhr am Schloss. Die Strecke von rund 39 Kilometern führt über Elster, Gallin und den Elberadweg. Geplant sind mehrere Pausen – unter anderem an der Kapelle in Listerfehrda.

Organisiert wird die Wanderung erneut von Bernd Güldner und den Botenläufern. Mit dabei: Oberbürgermeister Torsten Zugehör in historischer Gewandung als Johannes Bugenhagen, Luther-Darsteller Bernhard Naumann, Annaburgs Bürgermeister Stefan Schmidt – und viele engagierte Mitläufer. „Jede dieser Touren hat ihre eigenen Geschichten – und viele davon erzählen wir immer wieder gern“, sagt Güldner. Die erste Wanderung 2017 führte noch über 80 Kilometer von Leipzig aus – heute hat man sich auf 40 Kilometer eingependelt. „Das war einfach zu viel – selbst für geübte Läufer“, so Güldner schmunzelnd.

Wer mitwandern möchte, kann sich unter kultur@wittenberg.de anmelden. Für An- und Abreise ist selbst zu sorgen. Die Ankunft in Wittenberg ist gegen 17.30 Uhr auf dem Marktplatz geplant.

Von Redaktion