Mittwoch, 11.12.2024

Schmetterlingspark Wittenberg verzeichnet Zuwachs in der Äffchen-WG

Wittenberg (wg). „Wir haben die beiden Corona-Jahre mit einem blauen Auge überstanden“, resümiert Karsten Liebold, Inhaber des Alaris Schmetterlingsparks, „jetzt hoffen wir auf eine gute Saison und viele Besucher.“ Rund 750 Schmetterlinge in mehr als 40 Arten flattern gleichzeitig in der feucht-warmen Luft des Tropenparadieses, über das Jahr hinweg werden circa 140 verschiedene Arten gezeigt – von den nur zwei bis vier Zentimeter kleinen Glasflügler und Passionsfaltern bis zu den gigantischen Atlas-Seidenspinnern, deren Weibchen eine Flügelspanne von bis zu 32 Zentimetern erreichen.

Zur Zeit dominieren Insekten aus Mittel- und Südamerika, besonders auffallend ist der Blaue Morphofalter oder Himmelsfalter, der zur Familie der Edelfalter gehört. Rund zwei Drittel der Falter züchtet Kersten Liebold selbst, das restliche Drittel wird von renommierten Partnern bezogen, wie jene Naturschutzorganisation in Costa Rica, die die Aufforstung des Regenwaldes mit Hilfe der Schmetterlingszucht finanziert. „Ein guter und bewährter Partner, dessen Arbeit absolut transparent ist“, bestätigt Liebold.

Werbung

Wer keine Schmetterlinge im Bauch verspürt, hier im Park fliegen sie dem Besucher zumindest um denselben – und das in voller Schönheit. Mit ein bisschen Glück kann man auch die Paarung und die Geburt dieser filigranen Wesen beobachten. Und seit April 2020 leben im Außenbereich des Schmetterlingsparks auch zwei Bienenvölker. Die Besucher können die für den Menschen wohl wichtigste Nutzinsektenart von Nahem beobachten und erfahren dabei allerlei Wissenswertes.

Weder Netze noch Glas trennen Menschen und Schmetterling voneinander, und wenn sich der Besucher in der üppigen Pflanzenwelt bewegt, kann es ihm passieren, dass ein Falter sich auf die mit einer großen Blüte verwechselte bunte Kleidung setzt. „Schmetterlinge betrachten den Menschen nicht als Feind und flattern deshalb zutraulich auf ihn zu, nur anfassen sollte man diese filigranen Tiere nicht“, sagt Liebold.

Doch die Besucher bekommen nicht nur Falter zu sehen, denn der Park nimmt immer wieder auch „obdachlos“ gewordene Äffchen auf, jüngst die beiden Goldkopflöwen-Äffchen Leo und Ros, die aus dem Berliner Kindergarten „Auf vier Pfoten“ stammen: Dort wird den Kindern die Liebe zur Natur und Tieren nahegebracht, der Senat hat aber die Haltung der beiden Äffchen verboten, sodass für sie ein neues Zuhause gefunden werden musste.

Zur Äffchen-WG gehören auch die Zwergseidenäffchen Nila, Oskar, Momo und Melodia sowie der Springtamarin Tiberius und seine ältere Schwester: „Beide sind aufgrund eines genetisch bedingten Augendefekts blind und können nicht mit anderen Springtamarinen in der Gruppe gehalten werden“, erläutert Liebold. „Beide Äffchen sind sehr verschmust und haben einen Sonderstatus, meist tragen wir sie bei uns und sind Klettergerüst und Kuschelstelle in einem.“

Zur sehenswerten Flora gehören mehr als 100 Pflanzenarten, darunter Kaffee, Papaya, Kakao-Baum, Bromelien, Orchideen, Bananen-Stauden, verschiedene Arten Hibiskus und Palmen. „Die Pflanzen wurden danach ausgewählt, welche Nahrungs- und Nektarpflanzen die Raupen bzw. Schmetterlinge benötigen und nach ästhetischen Aspekten“, so Liebold. Bewirtschaftet wird das Tropen-Paradies ohne Einsatz von Gift, denn die empfindlichen Schmetterlinge würden als erste eingehen. So halten zum Beispielmehr als 20 Chinesische Zwergwachteln die Ameisen in Schach und Marienkäfer fressen Blattläuse. Der Teich wirkt wie eine natürliche Klimaanlage, sodass im heißen Hochsommer der Aufenthalt im Schmetterlingspark überaus angenehm ist.

Wittenberger Tropennacht

Einen interessanten Abend nicht nur für Romantiker bietet die Wittenberger Tropennacht am 26. August ab 19 Uhr im Schmetterlingspark. „Nur einmal im Jahr ist es möglich, das Tropenparadies in der Dämmerung und bei Nacht zu erkunden“, sagt Liebold. Die erste Führung beginnt um 19 Uhr, anschließend können sich die Besucher bei einem Warm-Kalt-Buffet stärken und nach einem informativen Vortrag geht es erneut in den nächtlichen Regenwald.

Hauptattraktionen sind die großen Bananenfalter mit Flügelspannweiten von bis zu 22 Zentimetern, die in der Dämmerung ihre Hochzeitsflüge absolvieren und in großen Gruppen rasant durch die Lüfte jagen. Die anderen Bewohner des Tropenwaldes suchen ihre Schlafplätze auf, wobei die Passionsfalter große Schlafgemeinschaften bilden.

Hinweis

Für die Wittenberger Tropennacht empfiehlt es sich, die limitierten Karten per Telefon unter 03491/666 380 oder im Internet unter www.schmetterlingspark-wittenberg.de rechtzeitig vorzubestellen. Geöffnet ist der Schmetterlingspark in der Rothemarkstraße 131 bis zum 6. November, täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr, ab Oktober von 9.30 bis 16.30 Uhr.

BU: Kuscheln gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen des Springtamarin Tiberius: Auf dem Arm von Kersten Liebold fühlt sich das erblindete Äffchen besonders wohl.

Fotos: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion