Oranienbaum (md). Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz lädt ein zur Entdeckung der Orangeriekultur im Gartenreich. Zusätzlich zur Hauptausstellung in der Orangerie Oranienbaum informieren Tafeln an den anderen Pflanzenhaus-Standorten am Palmenhaus in Wörlitz sowie an den Orangerien im Luisium und im Schlosspark Mosigkau in Dessau über die Geschichte der jeweiligen Häuser und beleuchten ihre Bedeutung für das Gartenreich.
Zitrusgewächse mit ihren duftenden Blüten und aromatischen Früchten begeistern die Menschen schon seit Jahrhunderten. Für die Kultivierung dieser frostempfindlichen Exoten sind in Mitteleuropa speziell konstruierte Überwinterungshäuser entwickelt worden: die Orangerien. Im Gartenreich Dessau-Wörlitz stößt man in vergleichsweise enger Nachbarschaft auf unterschiedliche Ausführungen dieses Gebäudetyps. Die Orangerie im Park Luisium erinnert an englische Vorbilder, die Bauten in Mosigkau und in Oranienbaum sind Beispiele klassizistischer Architektur und das Palmenhaus in Wörlitz wurde im neogotischen Stil errichtet.
Einer Überlieferung nach soll sich bereits Fürst Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586) in seiner Residenz in Dessau der Orangenzucht gewidmet haben. Besondere symbolische Bedeutung erlangten die Orangen hier seit der Heirat des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693) mit Henriette Catharina (1637-1708), galten sie doch als Wappenpflanzen ihrer Familie von Oranien Nassau.
Obwohl sich ihr Urenkel Fürst Franz (1740-1817) mit der Anlage von Landschaftsgärten einem ganz anderen Zeitgeist in der Gartenkunst verschrieben hatte, hielt er die Tradition der Orangenkultur weiterhin in Ehren. Inspiriert von seinen Reisen durch Italien, nahm er weitere Pflanzenarten aus dem mediterranen Raum auf, wie dies im Übrigen auch schon seine Vorfahren getan hatten. So findet man neben den Zitrusgewächsen unter anderem auch Lorbeer, Granatapfel oder verschiedene Palmen-Arten.
Die Kultivierung von Zitrusgewächsen und anderen exotischen Kübelpflanzen galt als Inbegriff höchster gärtnerischer Kompetenz. Erfolge in Anzucht und Pflege der Pflanzen sowie die perfekte Formung der Orangenbäume durch Schnitt zeugten in besonderem Maße vom Können und der Kunstfertigkeit der Gärtner. Obwohl die traditionsreiche Kultur dieser Pflanzen unter widrigen Zeitumständen manche Einschränkungen erfahren musste, wurde sie jedoch nie gänzlich aufgegeben. Mit dem Wiederaufbau der Zitrussammlung vor allem in Oranienbaum hat dieser Teil des gartenkulturellen Erbes während der zurückliegenden zwei Jahrzehnte eine wesentliche Reaktivierung erfahren.
Die Ausstellung in der Orangerie Oranienbaum präsentiert nicht nur interessante Zeugnisse dieser speziellen Seite örtlicher Gartenkulturgeschichte, beispielsweise an Hand von historischen Bauzeichnungen. Es wird außerdem das enge Beziehungsgeflecht zwischen den Fürstenhöfen in Dessau, Bernburg, Köthen und Zerbst aufgezeigt, welches Ausgangspunkt einer überraschend vielfältigen Orangeriekultur auf dem Territorium des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt gewesen ist.
Bis zum 18. September kann die Orangerie in Oranienbaum kostenfrei besichtigt werden, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr.
Bild: Die Orangerie in Oranienbaum, davor stehen diverse Zitrusbäumchen. Foto: Heinz Fräßdorf/KsDW