Samstag, 19.07.2025

Wittenberg (md/wg). In der Reihe „Redezeit“ referiert am 7. Juli um 18 Uhr Florian Gieseler im Lectorium der Stiftung Leucorea zum Thema „Plastikwörter oder: der Aufmarsch der inhaltsleeren Wortautoritäten“. In dem Vortrag geht es um Begriffe, die einem täglich begegnen und dabei mehr vernebeln als erklären.

Wie kann der Sprachgebrauch so verselbstständigt werden, dass der Abstraktionsgrad gewisser Vokabeln es erlaubt, Attrappen und Fassaden zu errichten, ohne als solche aufzufallen? Bestimmte Wörter können durch ihre abstrakte Unschärfe eine Scheinpräzision erzeugen und damit als sprachliche Fassaden vor jede Wirklichkeit gestellt werden. Ausdrücke wie „Entwicklung“, „Kommunikation“ oder „Kontext“ erscheinen zunächst bedeutungsvoll, entziehen sich jedoch bei genauerem Hinsehen konkreter Aussagekraft. 

Werbung

Derartige Wörter bringen eine sehr große Erfahrungswelt auf einen Nenner, und zwar auf Kosten der inhaltlichen Schärfe, so dass die Bedeutung sich ins Imaginäre verliert. Stil- und Zweckgebundenheit herrschen vor, was die prestigeträchtige Anwendung von Plastikwörtern so handlich macht. Der Vortrag beleuchtet die Wirkung solcher Plastikwörter im öffentlichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch – zwischen Rhetorik, Stil und bewusster Verschleierung.

Florian Gieseler war bis vor Kurzem Lehramtsstudent im Examen mit den Philologien Germanistik und Anglistik/Amerikanistik. Seine Staatsexamensarbeit schrieb er über Martin Luthers Argumentationsstruktur in Texten über Ehestand und Klostergelübde. Schwerpunkt des Studiums ist die Sprachgeschichte.

Von Redaktion