Samstag, 26.04.2025

Oranienbaum (md). Nach umfangreichen Voruntersuchungen und Planungen konnten Anfang September die Restaurierungsarbeiten in fünf Räumen mit den sogenannten „Scheper-Fassungen“ im Schloss Oranienbaum beginnen. Hinnerk Scheper (1897–1957) war ein Bauhauskünstler der 1920er und -30er Jahre, der insgesamt 16 Räume im Schloss gestaltete. Ermöglicht wurde die Restaurierung dank einer großzügigen Förderung.

Das Schloss Oranienbaum schlägt eine Brücke von seiner Erbauungszeit im Barock bis zur Moderne, denn der 1683 begonnene Bau zeigt auch Spuren des 20. Jahrhunderts – einer Zeit, die geprägt war von tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen. Eine besonders spannende Geschichte kann nun neu erzählt werden: Im Jahr 1927 wurde das Schloss Oranienbaum der Joachim-Ernst-Stiftung übertragen und für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit erhielt die neu gegründete Anhaltische Gemäldegalerie die Erlaubnis, dort ihre Sammlung auszustellen.

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Die Idee, eine Filialgalerie einzurichten, geht auf Ludwig Grote zurück, der von 1927 bis 1933 Direktor der Galerie war. Er erkannte, dass das Dessauer Palais Reina, wo die Galerie untergebracht war, nicht genügend Platz für die Präsentation der umfangreichen Sammlung bot. Daraufhin wurde der Bauhausmeister Hinnerk Scheper von Grote beauftragt, Farbfassungen für die Ausstellungsräume im Schloss zu entwickeln. Diese Leistung erbrachte er allerdings nicht als Mitarbeiter des Bauhauses, sondern als Freiberufler.

Die zum Teil noch erhaltenen Raumfassungen jener Zeit sind wohl die einzig noch erhaltenen originalen Ausstattungen aus dem gestalterischen Schaffen Schepers. Von den 15 Räumen im Erdgeschoss wurden neun nach Schepers Vorgaben gestaltet, fünf davon besitzen noch die ursprüngliche Sichtfassung. Im Obergeschoss wurden sieben von 14 Räumen bearbeitet, von denen drei noch sichtbar die originale Ausstattung von 1927 aufweisen. Nun werden fünf Räume im Obergeschoss restauriert. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres dauern. Die Restaurierung der Böden, Paneelen und Türen ist für 2026 vorgesehen.

Die restaurierten Scheper-Fassungen werden mit der Saisoneröffnung im Frühjahr 2025 erlebbar sein und einen Zustand wie im Jahr 1927 präsentieren. Zur Erhaltung dieser Fassungen hat die langjährige Nutzung durch eine Abteilung des Landesarchivs von 1948 bis 2002 beigetragen. Darunter finden sich auch ältere Fassungselemente, einige aus der Zeit um 1900.

Nur wenige Kilometer von Oranienbaum entfernt befindet sich das Bauhaus Dessau, dessen 100-jähriger Zuzug 2025 gefeiert wird. Dieses Jubiläum bietet einen passenden Anlass für die Restaurierung der Scheper-Fassungen. Schloss Oranienbaum und das Bauhaus Dessau sind nicht nur räumlich nahe, sondern auch kulturell verbunden – beide gehören zum UNESCO-Welterbe.

Die Restaurierung der Raumfassungen Hinnerk Schepers wird dank einer großzügigen Förderung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Wittenberg und dem Land Sachsen-Anhalt ermöglicht. Foto: ©Robert Hartmann

Von Redaktion