Dienstag, 14.10.2025

Dessau (md/wg). Ein Gottesdienst zum weltweiten „Nagelkreuz-Sonntag“ in der Laurentiushalle der Anhaltischen Diakonissenanstalt (Gropiusallee 3) ruft am Sonntag, dem 28. September, um 10 Uhr zu Frieden und Versöhnung auf. Die Diakonissenanstalt ist seit 2018 Teil der „Nagelkreuzgemeinschaft“, einer 1959 gegründeten Versöhnungsbewegung, die vom britischen Ort Coventry ausgeht.

Am 14. November 1940 wurde Coventry von deutschen Bombengeschwadern unter dem zynischen Decknamen „Unternehmen Mondscheinsonate“ zerstört und mit ihr die mittelalterliche Kathedrale St. Michael der Anglikanischen Kirche. Es war der erste flächendeckende Versuch, eine Stadt komplett auszulöschen, der durch die Deutschen unternommen wurde.

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Ein Nagelkreuz (siehe Foto), das im Original aus den Nägeln der Kathedrale von Coventry hergestellt wurde, verbindet heute als Zeichen rund 160 Nagelkreuzzentren weltweit. Das liturgische Material, Predigttext und auch die Musik zum diesjährigen Nagelkreuz-Sonntag wurden von der Nagelkreuzgemeinschaft in Kanada vorbereitet. Das Dessauer Nagelkreuzzentrum wird wesentlich durch Mitglieder der Diakonischen Gemeinschaft der Anhaltischen Diakonissenanstalt getragen, die nun auch den Gottesdienst mitgestaltet.

Versöhnung statt Hass

Nur wenige Wochen nach dem Angriff hielt Dompropst Richard Howard eine Weihnachtspredigt, die von der BBC übertragen wurde und in deren Mittelpunkt das Thema „Vergebung“ stand – Vergebung auch für die Täter. Beim Aufräumen der Trümmer der Kathedrale fand man große eiserne, handgeschmiedete Zimmermannsnägel, die seit dem 14. Jahrhundert die schweren Balken des Gewölbes im Kirchenschiff gehalten hatten. Aus drei solcher Nägel wurde ein Kreuz gefertigt und in den zerstörten Altarraum gestellt. Der damalige Dompropst ließ später in die Wand dahinter einmeißeln „Father forgive“ („Vater, vergib“).

1959 entstand das Versöhnungsgebet von Coventry, das bis heute jeden Freitag in der Ruine der Kathedrale und an zahlreichen Orten der weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft gebetet wird. „Alle haben ja Unrecht begangen“, so beginnt es mit Worten aus dem Römerbrief, „allen fehlt die Klarheit Gottes. Darum beten wir: Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib.“ Im Versöhnungsgebet heißt es weiter: „Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht, Vater, vergib. Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott, Vater, vergib.“

Die Nagelkreuzgemeinschaft, die spirituell in der Anglikanischen Kirche wurzelt, ist von drei Grundideen geprägt: Die Wunden der Geschichte heilen, Unterschiede leben und Vielfalt feiern sowie eine Kultur des Friedens schaffen. Aus den Überresten der Zerstörung wurde so ein Symbol geschaffen, dass den Geist der Vergebung und des Neuanfangs ausdrücken sollte: Versöhnung statt Hass. Foto: Christine Reizig

Von Redaktion