Montag, 13.01.2025

Wittenberg (wg). Bereits seit Mai 2022 hängen die Tafeln Nr. 130 und Nr. 131 an der Fassade der Leucorea, gewidmet sind sie Adam Bohoric (1520-1598) und Jurij Dalmatin (1547-1589), zwei bedeutenden slowenischen Reformatoren. Ursprünglich sollten sie im vergangenen Jahr im Rahmen einer Tagung von Kirchenhistorikern der Universität Mainz in der Leucora enthüllt werden, wegen der Corona-Pandemie fiel die Tagung jedoch aus. An diesem Freitag, dem 17. März, wurde um 15 Uhr die feierliche Übergabe nachgeholt, dazu reiste eine Delegation mit hochrangigen Persönlichkeiten unter der Leitung von Parlamentspräsidentin Urska Klakocar Zupancic aus Slowenien in die Lutherstadt.

„Ich freue mich, so viele Gäste aus Slowenien begrüßen zu dürfen. dies ist eine große Ehre für unsere Stadt“, betonte Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör. Bohoric und Dalmatin hätten wichtige Stationen ihres Lebens in Wittenberg verbracht und von hier die Reformation in ihre slowenische Heimat gebracht. „Wir haben 2017 aus Anlass des Thesenanschlags vor 500 Jahren an die Bedeutung der Reformation erinnert und den interreligiösen Dialog befördert“, so Zugehör. Statt in der Wohlfühlblase Gleichdenkender zu verharren, habe man sich auch mit Andersdenkenden auseinandergesetzt, dies sei förderlich für die Gesellschaft und den Frieden. Zwischen Deutschland und Slowenien gebe es enge und vielfältige Beziehungen, die vertieft werden sollten. Ausdrücklich dankte der OB dem Rotary Club, der sich seit 1997 um die Wittenberger Gedenktafeln kümmert.

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Urska Klakocar Zupanicic, Parlamentspräsidentin der Republik Slowenien, erinnerte an die Verdienste von Bohoric und Dalmatin. Mit den Gedenktafeln bringe man den Stolz auf diese beiden so wichtigen Persönlichkeiten zum Ausdruck. Bohoric studierte 1548 in Wittenberg und verfasste die erste slowenische Grammatik, Dalmatin übersetzte die Bibel in die slowenische Sprache, 1584 wurde sie in Wittenberg bei Johann Krafft Erben gedruckt. Es sei der Wunsch der Reformatoren gewesen, den Menschen das Wort Gottes in ihrer Landessprache zu vermitteln.

„Der Sprache kommt eine Schlüsselrolle zu, denn ohne Sprache gibt es kein Volk, Sprache ist die Seele des Volkes und sie steht für Heimatliebe“, betonte Leon Novak, Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Republik Slowenien. Auch Gott bediene sich der Sprache im Dialog zwischen Schöpfer und Schöpfung, zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Die slowenischen Reformatoren des 16. Jahrhunderts hätten den Wert der Sprache hoch geschätzt. Die Gedenktafeln an der Leucorea seien Zeugnisse ihrer wissenschaftlichen Ausbildung in Wittenberg.

„Die Gedenktafeln an den Mauern der Leucorea stellen eine kleine europäische Union dar, lange bevor die EU gegründet wurde“, erklärte Johann Schneider, Regionalbischof der EKM. Bohoric und Dalmatin seien bislang nur Fachleuten bekannt gewesen, jetzt auch einer breiteren Öffentlichkeit. Philipp Melanchthon, der Praeceptor Germaniae, müsse eigentlich „Lehrer Europas“ genannt werden, den insbesondere er habe Studenten aus allen Ländern Europas nach Wittenberg gelockt. Im Interesse des Friedens müsse heute weiter am Haus Europa gebaut werden.

Ihre Exzellenz, Ana Polak Petric, Botschafterin der Republik Slowenien in Berlin, erinnerte an die Gründung des aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangenen Staates 1992. Deutschland habe die Unabhängigkeit intensiv unterstützt. Heute sei Slowenien Mitglied der EU und der Nato und ein strategisch wichtiger Partner bei der Umsetzung von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit mit dem Ziel, eine bessere Welt zu schaffen.

Pfarrer Luka Ilic, Initiator des Gedenktafelprojekts, würdigte die Leistungen der beiden slowenischen Reformatoren. Bohoric habe als Autor der ersten Grammatik der slowenischen Sprache große nationale Bedeutung. 1548 habe er sich an der Wittenberger Universität immatrikuliert und wurde unter anderem von Melanchthon unterrichtet. Nach seiner Heimkehr habe er mehrere Schulen gegründet und die erste Schulordnung für die evangelische Kirche veröffentlicht.

1583 und 1584 sei er erneut in Wittenberg gewesen, wo er seine Grammatik bei Johannes Krafft drucken ließ. Mit ihm in Wittenberg war Jurij Dalmatin, der bei Krafft seine komplette Bibelübersetzung ins Slowenische drucken ließ. „Diese zwei monumentalen Werke zeigen die Vernetzung zwischen Wittenberg und der Reformation in Slowenien“, sagte Ilic, „aus diesem Grund haben sie sich einen Platz in der Erinnerungskultur Wittenbergs verdient.“

Bild: Gruppenfoto mit Oberbürgermeister Torsten Zugehör (3.v.r.), der slowenischen Parlamentspräsidentin Urska Klakocar Zupancic (4.v.r.) und Bischof Leon Novak. Foto: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion