Dienstag, 14.10.2025

Wittenberg (md/wg). Mit dem Beginn des Herbstes feiern die Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Erntedank, um an den engen Zusammenhang zwischen Mensch, Gott und Natur zu erinnern, für die Ernte des Jahres zu danken und den Einsatz der Menschen zu würdigen, die für Lebensmittel sorgen. Zu diesem Anlass fordert die Landeskirche für die nötigen Veränderungen in der Landwirtschaft einen verlässlichen Ordnungsrahmen aus Politik und Agrarförderung.

Die Kirchengemeinden laden zu Gottesdiensten, Konzerten, Festen, Ausstellungen, Märkten, Vorträgen und Aktionen ein. Einige beteiligen sich an der Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Die Kirchen sind mit Erntedank-Gaben wie Gemüse, Früchte, Blumen und Konserven bunt geschmückt. Die Produkte wurden zuvor abgegeben oder von Konfirmanden eingesammelt und sind im Anschluss für gemeinnützige Einrichtungen bestimmt. Auch Erntekronen werden überreicht. In vielen Kirchengemeinden ist das Erntedankfest mit der Gemeindekirchenratswahl verbunden.

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Siegrun Höhne (siehe Foto), Beauftragte der EKM für den Kirchlichen Dienst auf dem Land, fordert mit Blick auf die notwendige Anpassung der Landwirtschaft an sich ändernde klimatische Bedingungen und gesellschaftliche Anforderungen einen stabilen, verlässlichen Ordnungsrahmen aus Politik und Agrarförderung, der flexibel genug ist für Experimente, auch für Versuch und Irrtum: „Wenn über Digitalisierung, Drohneneinsatz und Roboternutzung gesprochen wird, denken wenige an Landwirtschaft. Doch der Technikeinsatz im Stall und auf dem Feld hat sich rasant entwickelt.“

Smart Farming und Precision Farming seien Stichworte für Anwendungen, um zum Beispiel Wasser besser zu nutzen oder bedarfsgenauer zu düngen. Einerseits komme die Branche damit den Zielen nachhaltiger Landwirtschaft näher, andererseits helfe Technologie bei der Anpassung an veränderte Klimabedingungen und Extrem-Wetterereignisse. „In den Betrieben wird neben neuen technischen Konzepten auch mit veränderten Anbaumethoden sowie alternativen Kulturpflanzen wie Kirchererbsen oder Soja experimentiert“, berichtet Höhne.

Hintergrund:

Erntefeste gibt es seit der Antike. In der christlichen Kirche werden sie seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Allerdings gab es wegen der verschiedenen Erntezeiten in den Klimaregionen lange Zeit keinen einheitlichen Termin. Seit dem 16. Jahrhundert wurde Erntedank in den evangelischen Gemeinden am Michaelistag am 29. September oder an einem benachbarten Sonntag begangen. 1773 wurde in Preußen das Erntedankfest offiziell eingeführt und auf den Sonntag nach Michaelis festgelegt.

Dieser Termin wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland beibehalten, mitunter wählen Gemeinden aber auch benachbarte Sonntage aus. Im Mittelpunkt des Erntedankfestes steht der gemeinsame Gottesdienst mit der Präsentation einer Auswahl von landwirtschaftlichen Produkten im Altarraum. Sie sollen daran erinnern, welche Vielfalt an Nahrungsmitteln es gibt, und dass die Früchte nicht selbstverständlich existieren, sondern Teil göttlicher Schöpfung sind. Foto: W. Gorsboth

Von Redaktion