Trotz Sparkurs blüht Wittenberg – dank echter Eigeninitiative.
Wittenberg (aw). Nach 30 Jahren durchgängiger Bepflanzung der Blumenkästen entlang der Bachläufe in der Altstadt erklärte die Stadtverwaltung kurzfristig, dass sie in diesem Frühjahr die Aufgabe nicht mehr übernehmen könne. Für Thomas Möbius, Inhaber des Gartenunternehmens Blumen Möbius, kam diese Nachricht völlig überraschend: „Ich hatte die Pflanzen bereits vorgezogen und bestellt – das hat mich ehrlich gesagt sprachlos gemacht.“

Stefanie Treppesch bepflanzt einen Blumenkasten für die Wittenberger Innenstadt. Fotos: Antje Weiß
Doch anstatt das Projekt aufzugeben, wurde schnell gehandelt. Gemeinsam mit dem Gewerbeverein Wittenberg und dem Internationalen Bund (IB) entstand innerhalb weniger Tage eine neue Lösung: Blumen Möbius sponsert die Frühjahrsbepflanzung als einmalige Geste, der Gewerbeverein organisiert die Umsetzung – und über 30 Innenstadt-Händlerinnen und -Händler haben sich bereit erklärt, die Pflege und das Gießen der 138 Kästen vor und gegenüber ihren Geschäften zu übernehmen.

Bei Blumen Möbius werden die Blumenkästen für die Innenstadt vorbereitet.
„Viele Wittenbergerinnen und Wittenberger verbinden die Blumen mit dem typischen Stadtbild. Wir wollten nicht, dass das einfach verschwindet“, sagt Stefanie Treppesch, Büroleiterin des Gewerbevereins, die die Aktion koordinierte. Auch Thomas Schneider, Vorsitzender des Gewerbevereins und selbst Innenstadt-Händler, war sofort beim bepflanzen dabei und übernimmt selbst Kästen vor seinem Geschäft.

Juniorchef David Möbius erklärt, dass die Kästen mit Hornveilchen und Gänseblümchen bepflanzt wurden – individuell abgestimmt auf die jeweiligen Straßenzüge. „In der kommenden Woche sollen die bepflanzten Kästen aufgestellt und in der Innenstadt verteilt werden – pünktlich zum Start in die Frühlingssaison.“

Die Kästen selbst stammen noch aus dem Bestand der Stadt und lagerten beim Kommunalservice. Ob es im Juni nach dem Stadtfest auch eine Sommerbepflanzung geben kann, steht noch nicht fest. „Auch hier würden wir versuchen, Sponsoren zu finden“, so Treppesch.

Die Stadt zeigt sich dankbar – wenn auch aus der Distanz. Karina Austermann, Pressesprecherin der Lutherstadt, erklärt: „In der aktuellen Haushaltssituation können wir freiwillige Aufgaben wie die Bepflanzung leider nicht übernehmen. Aber wir freuen uns sehr über diese starke Eigeninitiative und hoffen, dass daraus eine langfristige Zusammenarbeit entstehen kann.“

