Dienstag, 18.11.2025
Wolfgang Ullrich

Wittenberg (md/wg). Am Freitag, dem 7. November 2025, spricht der Kunst- und Kulturwissenschaftler Dr. Wolfgang Ullrich um 19.30 Uhr im Audimax der Stiftung Leucorea zum Thema „Influencer. Vorbilder einer neuen Bekenntniskultur?“. Der Vortrag steht im Kontext der interdisziplinären Tagung „Perfomanzen des Ich. Bekenntnis und Selbstdarstellung in der Gegenwartskultur“, die vom 7. bis 8. November in der Leucorea stattfindet. Er kann gern unabhängig von einer Tagungsteilnahme besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Seit einigen Jahren gehören Influencer zu den prägendsten Sozialfiguren der Gesellschaft. Ihre Bedeutung erschöpft sich aber nicht darin, dass sie in den Sozialen Medien für Mode, Marken, Reisen, Ernährungsweisen oder Finanzprodukte werben. Um sie herum entwickeln sich vielmehr Communitys Gleichgesinnter, und das, was Influencer in Szene setzen, ist meist nur ein Element eines Lebensstils oder einer Weltanschauung.

Werbung

So geht es bei ihnen oft auch um ein Bekenntnis zu Werten und Idealen, und ihre Follower werden dazu gebracht, Influencern in Modi des Bekennens nachzufolgen. Das Verhältnis von Influencern und Followern lässt sich gemäß der aus der antiken Rhetorik bekannten Formel „imitatio et aemulatio“ beschreiben, die auch immer wieder verwendet wurde, um die Beziehung zwischen Heiligen und Gläubigen zu charakterisieren. Insofern lässt sich das Influencertum als eine neue Version einer traditionsreichen Bekenntniskultur deuten.

Je stärker die Genres und Formate von Influencern aber weltanschaulich aufgeladen sind, desto eher drohen jene auch instrumentalisiert, gar von Ideologen „feindlich übernommen“ zu werden. Das ist zuletzt mehrfach passiert, und so steht das Konzept Influencer vor einer Zäsur seiner noch jungen Geschichte.

Dr. Wolfgang Ullrich studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie und Germanistik in München. Von 1997 bis 2003 war er Assistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste München, danach Gastprofessuren an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Von 2006 bis 2015 war er Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seither freiberuflich tätig in Leipzig als Autor, Kulturwissenschaftler und Berater. Foto: Wikipedia

Von Redaktion