Montag, 16.09.2024

Wörlitz (md). Die Insel Stein als Freiluftkino für historische Stoffe in einem Ambiente, in dem sich jenseits der Leinwand Antike und Klassizismus begegnen: Was heute naheliegend scheint, war 2016 ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Als die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und die Agentur „3undzwanzig“ zu den 1. Wörlitzer Filmtagen einluden, wusste niemand, wie das Angebot vom Publikum angenommen würde. Dass vom 24. bis 30. August 2024 nun bereits zur neunten Ausgabe des Festivals für Kostüm- und Historienfilme eingeladen werden kann, ist vor allem der überwältigenden Resonanz auf das Angebot zu verdanken.

Die Wörlitzer Filmtage 2024 stehen zwar nicht unter einem gemeinsamen Motto, sind aber dennoch durch mehr verbunden als ihren historischen Inhalt. In ihrem Zentrum stehen starke Frauen, die ihren Weg gehen, die ihrer Zeit voraus waren, sie zum Teil sogar prägten. Starke Charaktere in ebenso starken Filmen, preisgekrönt, spannend, unterhaltsam, niveauvoll und optisch beeindruckend.

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Jede einzelne dieser Eigenschaften ist ebenso auf den Spielort übertragbar. Das UNESCO-Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz, die Insel Stein mit dem „römischen“ Theater am Fuße des künstlichen Vesuv, die Gebäude und Parklandschaften, die bis heute den Geist der Aufklärung atmen, die Bildung, Erholung und Naturerlebnis in einem bieten, sind weltweit kein zweites Mal zu finden. Nur hier konnte ein Filmfestival entstehen, wie es die Wörlitzer Filmtage verkörpern. Ein Festival, das Humor, Romantik und Drama mit historischen Stoffen und einem zeitlosen Ambiente zu einem niveauvollen Ganzen verwebt.

In diesem Jahr stehen sieben Filme auf dem Programm, Auftakt ist am Samstag, dem 24. August, mit „Geliebte Köchin“ von Tran Anh Hùng (Frankreich 2023), der im Jahr 1883 spielt. Seit 20 Jahren steht die begnadete Köchin Eugénie im Dienst des legendären Gourmets Dodin Bouffant und kreiert mit ihm köstliche Gerichte. Aus der gemeinsamen Zeit in der Küche und der Leidenschaft für das Kochen ist über die Jahre weit mehr als nur eine Liebe fürs Essen erwachsen. Doch Eugénie will ihre Freiheit nicht aufgeben und hegt keinerlei Absichten Dodin zu heiraten…

Am 25. August wird „The Girl King“ des finnischen Regisseurs Mika Kauismäki von 2015 gezeigt. Inmitten des Dreißigjährigen Kriegs kämpfen Protestanten gegen Katholiken, Schwedens König Gustav II. Adolf fällt auf der Seite der Protestanten. Nach seinem Tod wird seine Tochter Kristina Wasa zur nominellen Regentin von Schweden, obwohl sie erst sechs Jahre alt ist. Sie liebt die Jagd, die Kunst und die Wissenschaften. Mit achtzehn weigert sie sich zu heiraten und verfällt stattdessen sexuell wie emotional ihrer schönen Kammerzofe. Nicht genug mit diesem Skandal konfrontiert sie den konservativen Königshof mit der modernen Welt: Nach ihrer Krönung will sie den immer noch andauernden Krieg beenden und Schweden zu einem kultivierten Land machen…

„Benedetta“ (Frankreich 2021) von Paul Verhoeven am 26. August handelt von der Novizin Benedetta Carlini, die im 17. Jahrhundert das Kloster von Pescia in Aufregung versetzt, als die Wundmale Christi an ihrem Körper auftreten. Trotz anfänglicher Zweifel an der Echtheit der Stigmata steigt sie als „Auserwählte Gottes“ zur Äbtissin auf. Von nun an genießt sie Privilegien, die ihr ein geheimes Doppelleben erleichtern: Sie lässt sich von der Nonnenschülerin Bartolomea in die Geheimnisse körperlicher Lust einführen. Doch die ehemalige Klostervorsteherin Felicita kommt dem verbotenen Treiben auf die Spur…

In „Die Königin des Nordens“ (Dänemark 2021) von Charlotte Sieling steht am 27. August die legendäre Margarethe im Mittelpunkt, die 1402 Dänemark, Norwegen und Schweden zu einer Allianz in der herrschenden Hand ihrer Familie, dem dänischen Königshaus vereint. Als alleinige ungekrönte Regentin lenkt sie die Geschicke des Nordens mittels ihres jungen Adoptivsohns Erik. Doch das nordische Bündnis hat viele Feinde: Eine niederträchtige Verschwörung ist im Gange, die Margarethe alles kosten könnte, an das sie glaubt. Weitere Filme: „Der Schatten von Caravaggio“ am 28. August, „Gloria“ am 29. August und „Maria Montessori“ am 30. August.

Alle Filme beginnen zur Blauen Stunde, also circa um 20 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Tickets können ausschließlich nur online auf der Homepage https://www.woerlitzer-filmtage.de/#filme bestellt werden.

Von Redaktion