Wörlitz (wg). Am 22. März 2023 – auf den Tag genau 250 Jahre nach den Einweihungsfeierlichkeiten – konnten zahlreiche Gäste im historischen Festsaal des Schlosses begrüßt werden. In seinem Festvortrag hinterfragte Florian Illies, Autor und Herausgeber der ZEIT, den Reiz des Schlosses für die heutigen und zukünftigen Generationen: Was faszinierte die Menschen damals an diesem fürstlichen Landsitz und seinen Gartenanlagen? War es der ästhetisch wie inhaltlich stimmige Zusammenklang von Architektur, fein komponierten Interieurs und umliegender Gartenlandschaft? Und was macht heute den Reiz des Ortes aus? Der Festvortrag steht auch zum Anschauen auf YouTube zur Verfügung.
Nun wird im Rahmen des Gartenreichtages am 13. August die Schlosseinweihung zusammen mit dem Geburtstag des Fürsten Franz gefeiert. Unter dem Titel „Picknick bei Franz“ sind Jung und Alt dazu eingeladen – ausnahmsweise – auf der Wiese vor dem Wörlitzer Schloss Platz zu nehmen und ein Picknick zu genießen. Festlich gekleidet, mit Picknickdecke oder weißer Tischdecke können eigene Picknickkörbe mitgebracht oder aber im Ringhotel „Zum Stein“ sowie im Natur-Pur-Hotel Wörlitzer Hof bestellt werden. Zusätzlich bieten Wörlitzer Gastronomen kulinarische Leckerbissen an. Ein buntes Rahmenprogramm mit Aktionen zum Schauen, Lauschen, Erkunden und Mitmachen wird für Unterhaltung sorgen.
Interessierte können sich ab 11 Uhr von der Gesellschaft der Gartenfreunde durch den historischen Gasthof „Zum Eichenkranz“ führen lassen. Ebenfalls geöffnet hat die benachbarte fürstliche Weißnäherei im Badehaus: Hier können sich Jung und Alt im Nähen ausprobieren und anschließend mit den neu entstandenen Accessoires stilecht zum Picknick gehen. Um 13 Uhr wird eine öffentliche Parkführung angeboten, Tickets sind in der Touristinformation/Küchengebäude erhältlich. Das „Picknick bei Franz“ beginnt um 15.30 Uhr auf der Schlosswiese, kurz zuvor spielen die Jagdhornbläser auf der Schlosstreppe und die Gäste werden von Prof. Dr. Harald Meller, kommissarischer Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, begrüßt.
In der Zeit von 15.30 bis 20 Uhr kann kostenfrei das neu eröffnete Haus der Fürstin samt der neuen Dauerausstellung „Das ganze Land ein Garten“ erkundet werden, ebenso der Festsaal als Herzstück des Schlosses. Der Dessauer Hofstaat und der Heimatbund Bad Dürrenberg e.V. flanieren in prächtigen Gewändern durch den Schlossgarten. Von 16 bis 18 Uhr gibt es gefühlvolle Musik aus dem 18. Jahrhundert mit dem „Concert du Soleil“. Ein Auftritt des Anhaltischen Reit- und Fahrvereins in historischen Kostümen und hoch zu Pferde um 16.30 Uhr sowie eine Präsentation der Wörlitzer Falknerei von 17 bis 18 Uhr runden das Programm ab
Den Abend können die Gäste bei einer Gondelfahrt (bereits ausverkauft) oder einem Spaziergang zur „Blauen Stunde“ durch einen traumhaft schönen, illuminierten Park ausklingen lassen. Dabei ertönen ab 21 Uhr aus dem Festsaal die Klänge der historischen Einweihungskantate des Wörlitzer Schlosses, komponiert vom damaligen Hofmusikdirektor Friedrich Wilhelm Rust und vor genau 250 Jahren hier in Wörlitz uraufgeführt.
Gründungsbau des deutschen Klassizismus
Am 22. März 1773, nach gerade einmal vier Jahren Bauzeit, konnte Fürst Franz gemeinsam mit seiner Gemahlin Louise das „Fürstlich Anhalt-Dessauische Landhaus“ in Wörlitz feierlich einweihen und löste damit unter seinen Zeitgenossen einen regelrechten Wörlitz-Hype aus. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) schuf mit diesem „Landhaus“ den Gründungsbau des deutschen Klassizismus; dies war ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Gartenreiches Dessau-Wörlitz in die Welterbeliste der UNESCO.
Das Schloss stellt eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher plastischer Dekoration tritt dem Betrachter entgegen, sondern die einzelnen Bauteile sind wieder klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration ist maßvoll. Als getreue Schüler Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) haben sich Fürst Franz und Erdmannsdorff deutlich sichtbar an die beispielgebenden Vorlagen der antiken Motive gehalten.
Das „neue Haus“, wie es der Bauherr Fürst Franz mit Understatement nannte, war schon zu Lebzeiten des Landesherrn für alle Besucherinnen und Besucher nach Anmeldung beim Kastellan zugänglich. 250 Jahre nach seiner Errichtung präsentiert sich das Schloss vollständig restauriert mit seinem fast vollständig erhaltenen originalen Interieur der Öffentlichkeit – damals wie heute ein lohnenswertes Besuchsziel.
Organisatorische Hinweise
Die Teilnahme am Picknick ist kostenfrei. Es wird darum gebeten, keine Campingmöbel und keinen Grill mitzubringen. Picknickkörbe können in verschiedenen Größen ab 14,90 Euro beim Ringhotel „Zum Stein“ (034905/500, info@hotel-zum-stein.de) oder im Natur-Pur-Hotel Wörlitzer Hof (034905/41 10, info@woerlitzer-hof.de) vorbestellt werden. Die Amtsfähre fährt bis 22 Uhr. Das vollständige Programm zum Gartenreichtag kann im Internet unter www.anhalt-dessau-wittenberg.de nachgelesen werden.
Bild: Das Schloss Wörlitz war ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs in die UNESCO-Welterbeliste. Foto: ©KsDW/Heinz Fräßdorf