Freitag, 28.11.2025

Wittenberg (md/wg). Ab 2002 war Prof. Dr. Wolfgang Böhmer (CDU) Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, ihm gelang es, die Wirtschaft in schwierigen Zeiten voranzubringen. Vor seinem Eintritt hat er mehr als 30 Jahre als Mediziner gearbeitet, er war der Chefarzt, der Ministerpräsident wurde. Ein Überblick über Nachrufe, in denen das Verantwortungsbewusstsein, der Sachverstand und die Integrität des Verstorbenen hervorgehoben werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier:

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„Mit Professor Wolfgang Böhmer verliert unser Land einen Mann, der sein ganzes Leben lang Verantwortung für andere Menschen übernommen hat. Als langjähriger Chefarzt des Krankenhauses in Wittenberg tat er dies für zehntausende Patientinnen – und für unzählige Neugeborene vom ersten Augenblick an. Als sich sein Land im Zuge der Friedlichen Revolution veränderte, ließ sich Wolfgang Böhmer in die Pflicht nehmen, um nach der Wiedervereinigung den demokratischen Wandel mitzugestalten.

In Zeiten großer, oft auch schmerzhafter Veränderungen prägte Wolfgang Böhmer erst als Minister und dann von 2002 bis 2011 als Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt einen auf Ausgleich und Augenmaß bedachten Politikstil. Er war ein Brückenbauer zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Aufbruch. Mit seiner unaufgeregten Autorität, mit Sachverstand und Realismus begegnete er Bürgerinnen und Bürgern und legte viel Wert auf offene Worte. Seine Heimatliebe, seine Verlässlichkeit und seine Beharrlichkeit brachten ihm weit über die Grenzen seines Bundeslandes hohen Respekt ein. Deutschland verliert mit Wolfgang Böhmer eine Persönlichkeit, die nicht das laute Wort, sondern immer die beste Lösung für die Menschen suchte, die ihm anvertraut waren. Sein Wirken bleibt unvergessen.

Vertreter aus der Landespolitik:

CDU-Landeschef Sven Schulze erklärte, Böhmer sei nicht nur ein kluger Politiker gewesen, sondern auch ein Mensch mit Haltung und Format. „Er war der Garant für Stabilität und Zusammenhalt – für Sachsen-Anhalt und für die CDU.“ Man werde ihn als Ratgeber und Persönlichkeit sehr vermissen. Die Vorsitzenden der SPD Sachsen-Anhalt, Juliane Kleemann und Andreas Schmidt, erklärten, Böhmer sei „ein Politiker alten Zuschnitts“ gewesen – verlässlich im Wort, verbindlich im Ton und unerschütterlich in der Haltung. „Wer ihm widersprach, konnte sich dennoch auf ihn verlassen.“ Dass Sachsen-Anhalt heute eine verlässliche Rolle im föderalen Gefüge der Bundesrepublik spiele, sei auch Böhmers Verdienst.

Von der Landtagsfraktion der Grünen hieß es, als konservativer Politiker sei Böhmer in vielen Fragen ein Gegenüber gewesen – aber stets eines, das Haltung, Verantwortung und die Würde des Amtes bewahrt habe. „Wolfgang Böhmer war kein lauter, aber ein verlässlicher Landesvater“, erklärte der parlamentarische Geschäftsführer Olaf Meister. Als Ministerpräsident habe Böhmer das Land mit Augenmaß geführt, in einer Zeit des Umbruchs Stabilität gegeben. FDP-Landeschefin Lydia Hüskens erklärte, Sachsen-Anhalt verliere mit Böhmer eine bedeutende Identifikationsfigur. „Er gab den Menschen Mut, Selbstbewusstsein und Hoffnung.“ Böhmer habe für einen Aufbruch in schwierigen Zeiten gestanden. Er habe Kurs gehalten und einen besonderen Draht zu den Menschen gehabt, ohne ihnen nach dem Mund zu reden.

Landesbischof der EKM Friedrich Kramer:

„Wolfgang Böhmer hat die Geschicke des Landes Sachsen-Anhalt über viele Jahre mit großer Souveränität geführt. Mit ihm verbindet sich der Inbegriff der ‚Politik mit ruhiger Hand‘. Auch die Kirchen verdanken ihm viel für die Stabilität der Beziehungen zueinander. Dafür sind wir dankbar. Wir behalten Wolfgang Böhmer in Erinnerung als einen Menschen und Ministerpräsidenten, der im Glauben fest gegründet war, ohne darum große Worte zu machen. Seiner Familie und allen, die um ihn trauern, sind wir nahe in unserem Gebet und guten Gedanken.“

Landrat Christian Tylsch:

„In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Wolfgang Böhmer. Wolfgang Böhmer hat sich nicht nur als Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt verdient gemacht, sondern auch durch sein unermüdliches Engagement für die Menschen in unserer Region. Als Chefarzt des Paul-Gerhardt-Stifts prägte er über Jahrzehnte hinweg das Gesundheitswesen im Landkreis und setzte Maßstäbe in der medizinischen Versorgung sowie in der Erforschung der Medizingeschichte Wittenbergs. Sein wissenschaftliches Werk bleibt ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Geschichtsschreibung.

Sein Wirken war geprägt von einer tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat, die weit über seine beruflichen Leistungen hinausging. Als Ehrenbürger der Lutherstadt Wittenberg wurde er für seine Lebensleistung gewürdigt, die untrennbar mit der Entwicklung der Stadt und unserer ganzen Region verbunden ist. Sein Wirken steht exemplarisch für die Verbindung von fachlicher Exzellenz und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gemeinschaft sowie der großen Fähigkeit, messerscharf zu formulieren … Seine Beiträge zur Pflege des historischen Erbes und seine aktive und wortgewaltige Teilnahme an gesellschaftlichen Diskursen werden uns in Erinnerung bleiben.“

Lutherstadt trauert um ihren Ehrenbürger

Am heutigen Tag wurde der Stadt der Tod von Prof. Dr. Wolfgang Böhmer mitgeteilt. Der langjährige Ministerpräsident a.D. des Landes Sachsen-Anhalt war von 2013 an Ehrenbürger der Lutherstadt Wittenberg. Die Stadt wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. „Mit großer Betroffenheit habe ich heute vom Tod unseres Ehrenbürgers Prof. Dr. Wolfgang Böhmer erfahren. Viele Wittenbergerinnen und Wittenberger erinnern sich an ihn als langjährigen Chefarzt des Paul Gerhardt Stifts und als Mensch mit großer fachlicher wie menschlicher Autorität“, sagt Oberbürgermeister Torsten Zugehör.

„Professor Böhmer hat sich intensiv mit der Medizingeschichte unserer Stadt befasst. Mit seinem Werk ‚Das heilkundige Wittenberg’ hat er ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen. Auch der Gründung der Leucorea-Stiftung hat er sich in seiner Zeit als Finanzminister des Landes mit Nachdruck gewidmet, aus Überzeugung, dass Wittenberg wieder ein Ort wissenschaftlichen Lebens sein soll. Für sein Engagement und seine Verbundenheit mit unserer Stadt sind wir ihm dankbar. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“ Foto: W. Gorsboth

Von Redaktion