Dienstag, 14.10.2025

Wittenberg (aw). Im Rahmen seiner Energie-Sommertour hat Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann am Montag den Wittenberger Batteriespeicher-Hersteller Tesvolt besucht. Im Zentrum des Besuchs: die fast fertiggestellte neue Produktions- und Logistikhalle am Tesvolt-Stammsitz – Herzstück einer 30-Millionen-Euro-Investition, die nicht nur den Standort, sondern auch die europäische Speicherindustrie stärken soll. Rund 25 Prozent der Investitionssumme stammen aus Fördermitteln.

Empfangen wurde der Minister von Simon Schandert, dem technischen Geschäftsführer und Mitgründer von Tesvolt 2014. Schandert führte den Minister durch die hochmoderne Fertigungshalle, in der ab Frühjahr 2026 jährlich Energiespeicher mit einer Gesamtleistung von bis zu vier Gigawattstunden produziert werden sollen – eine der größten Fertigungsanlagen für gewerbliche Batteriespeicher in Europa.

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Mit sichtlichem Stolz präsentierte Schandert dem Minister die neue Produktionsfläche mit insgesamt 6.000 Quadratmetern, aufgeteilt in einen unteren Logistikbereich und eine obere Fertigungsebene mit Platz für rund 200 Mitarbeitende. Herzstück ist ein 25 Meter hohes, vollautomatisiertes Hochregallager mit Stellplätzen für mehr als 4.500 Paletten. „Die Nachfrage nach Batteriespeichern ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Mit der neuen Halle verzehnfachen wir unsere Produktionskapazität“, erklärt Schandert. „Wir wollen das Amazon der Energiespeicherung werden. Unser Ziel ist es, mit kurzen Lieferzeiten konkurrenzfähig zu bleiben – und der asiatischen Konkurrenz etwas entgegenzusetzen.“ Dabei setzt Tesvolt konsequent auf Technologie, Qualität und regionale Produktion. „Wir erleben gerade ein Jahrhundert der Verstromung – alles wird elektrisch: Mobilität, Industrie, Gebäude. Der Bedarf an Energiespeichern wächst rasant. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Technologien auch in Europa produzieren“, betont Schandert.

Willingmann: „Europa muss sich vor Marktverzerrung schützen“

Minister Willingmann zeigte sich beeindruckt vom Tempo und der Innovationskraft bei Tesvolt – und forderte zugleich klarere politische Weichenstellungen: „Tesvolt steht exemplarisch für das, was Europa jetzt braucht: Zukunftstechnologien, lokal produziert und global wettbewerbsfähig. Der Niedergang der europäischen Solarindustrie darf sich bei den Stromspeichern nicht wiederholen.“

Mit Blick auf den EU Net Zero Industry Act, der bis 2030 mindestens 40 Prozent Schlüsseltechnologien aus europäischer Fertigung vorsieht, mahnte Willingmann eine zügige Umsetzung auch in Deutschland an: „Förderung und Ausschreibungen müssen künftig stärker berücksichtigen, wo produziert wird. ‚Made in Europe‘ darf kein Nachteil sein, sondern ein strategischer Vorteil.“

Sein Appell: „Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, müssen wir Unternehmen wie Tesvolt gezielt unterstützen – mit fairen Marktbedingungen, smarten Förderprogrammen und mehr Tempo beim Infrastrukturausbau. Denn ohne Speicher gibt’s keine sichere Energiewende.“


Forschung in Sichtweite: Ausblick auf Technologiezentrum. Fotos: Antje Weiß

Durch ein großes Panoramafenster am Ende der Halle war bereits ein Blick auf die mögliche Zukunft von Tesvolt zu erhaschen: Eine zweite Ausbaustufe mit einem Forschung- und Technologiezentrum ist geplant. „Noch ist das Zukunftsmusik“, sagt Schandert, die Umsetzung sei abhängig von der künftigen Entwicklung der Branche. „Es ist unser Ziel, Innovation nicht nur zu produzieren, sondern auch hier in Wittenberg zu entwickeln.“

Diskussion hinter verschlossenen Türen: Strompreise, Netzausbau, Regulierung

Im Anschluss an den Rundgang tauschten sich Ministerium und Geschäftsführung hinter verschlossenen Türen über zentrale Herausforderungen der Branche aus. Ein zentrales Thema: der schleppende Netzausbau und die komplizierte Antragslage für Netzanschlüsse. „Die Politik hat großen Einfluss auf die Infrastruktur – sie muss diesen Einfluss bündeln und in konkrete Maßnahmen übersetzen“, forderte Schandert.

Von Redaktion