Freitag, 28.11.2025

Wittenberg (md). Zusammen mit den Volkshochschulen in Sachsen-Anhalt erinnert auch die Kreisvolkshochschule Wittenberg an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ereignete sich einer der düstersten Momente in der deutschen Geschichte. Juden wurden ermordet, Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe gestürmt und zerstört.

Die mitwirkenden Volkshochschulen sehen in diesem gemeinsamen Gedenken einen wichtigen Schritt, um die Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht aufrechtzuerhalten und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Zur Erinnerung an diese Verbrechen organisieren die Volkshochschulen Salzlandkreis, Jerichower Land, Salzwedel, Halle, Magdeburg und Wittenberg eine gemeinsame Live-Onlineveranstaltung am 6. November ab 17.30 Uhr, die aus den sechs verschiedenen Regionen in Sachsen-Anhalt übertragen wird.

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Das Online-Format ist kostenfrei und für jeden zugänglich. Weitere Informationen und Details zu den Online-Übertragungen werden auf den Websites der Volkshochschulen veröffentlicht. Anmeldung: telefonisch unter 0345/221 33 89, online unter https://vhs.link/6112023.

Thematisch wird der Fokus auf die Geschichten hinter den „Stolpersteinen“ gelegt, Gedenktafeln, die sich vor den letzten bekannten Wohnorten von Nazi-Opfern befinden: Eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Bisher sind in der Lutherstadt Wittenberg 32 Stolpersteine verlegt worden. So wird die KVHS Wittenberg an diesem Tag besonders an Amalie Gerischer, der Frau des Nachkriegsoberbürgermeisters Oskar Gerischer, erinnern. In der Folge ständiger Ausgrenzung und Demütigung nahm sie sich 1943 das Leben. An die Jüdin erinnert seit 2009 ein Stolperstein vor ihrem einstigen Wohnhaus in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße 25 in der unmittelbaren Nachbarschaft zur KVHS.

Moderiert wird die Veranstaltung von Reinhard Pester, Gleichstellungsbeauftragter der Kreisverwaltung, der sich seit langer Zeit mit der Geschichte von Jüdinnen und Juden in Wittenberg beschäftigt. Er produziert zusammen mit Ronald Gauert, Fachbereichsleiter Gesellschaft und Sprachen der KVHS Wittenberg und Koordinator der Partnerschaft für Demokratie, sowie Emilian Keller, Schüler des Luther-Melanchthon-Gymnasiums, einen Videobeitrag zu Amalie Gerischer.

Rund um das Thema wird es bereits am 5. November 2023 um 14 Uhr auch einen Stadtrundgang in Erinnerung an die in der Nazizeit verfolgten jüdischen Wittenberger vom Verein zur Pflege von Kultur und Denkmalpflege an der Stadtkirchengemeinde Wittenberg e.V. geben. Ausgangspunkt für den circa 90-minütigen Rundgang ist das Haus am Markt 3.

Von dort geht es zu den Orten in der Altstadt, an denen in den vergangenen Jahren von Gunter Demnig Stolpersteine verlegt wurden. Mitglieder des Vereins geben zudem Informationen zu Häusern, in denen sich jüdische Geschäfte befanden oder wo Juden zusammenkamen. Am 9. November 2023 findet um 18 Uhr eine Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht an der Stätte der Mahnung an der Stadtkirche statt, organisiert von der Evangelischen Akademie und der Evangelischen Stadtkirchengemeinde.

Ab dem Frühjahrssemester 2024 ist geplant, eine Veranstaltung mit Vortrag und Rundgang im Programm der KVHS Wittenberg unter Federführung von Pester aufzunehmen, bei Bedarf wird diese auf weitere Termine ausgedehnt.

Bild: Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat bislang 32 Stolpersteine in Erinnerung an die jüdischen Nazi-Opfer in Wittenberg verlegt. Foto: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion