Wittenberg (md). Zum zweiten Abend der aktuellen Vortragsreihe „Aus der Forschung“ lädt die Stiftung Leucorea am Dienstag, dem 19. Dezember 2023, um 19.30 Uhr in das Auditorium maximum der Stiftung ein. Die Referentin, Dr. Marianne Schröter, spricht zum Thema „Die protestantischen Lichtfreunde und die ‚Erfindung’ der Jugendweihe“. Dr. Schröter ist Theologin und war von 2013 bis August 2023 Geschäftsführerin der Stiftung Leucorea. Seitdem ist sie als Vorstand für Kultur, Bildung und Wissenschaft am Domstift Brandenburg tätig. Der Eintritt ist frei.
Die Theologie des 19. Jahrhunderts war geprägt von der Auseinandersetzung zwischen einer sich in der Tradition der Aufklärung entfaltenden liberalen Richtung einerseits und einem an Bibel und Bekenntnis orientierten, teilweise von Erweckungsbewegung und neu-lutherischer Theologie beeinflussten „positivem“ Christentum andererseits.
Einen gewichtigen Part in dieser Auseinandersetzung spielten – besonders in Mitteldeutschland – die sogenannten „Lichtfreunde“, die in ihrem Bemühen, eine in ihrem Sinne zeitgemäße Entwicklung von Theologie und Kirche voranzutreiben, in den Widerspruch zur verfassten Institution geraten mussten. Die vertretenen Positionen führten letztlich aus der Kirche hinaus und zur Gründung eigener „Freier Gemeinden“. Nicht wenige der „Lichtfreunde“ waren im gesellschaftlichen Leben mit ihrem Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen, für Kindergärten nach Fröbelschen Vorbild oder für eine vegetarische Lebensweise hoch engagiert und auch in den Parlamenten vertreten.
Und sie haben mit dem Stichwort der „Jugendweihe“ eine Ersatzfeier zur Konfirmation konzipiert und initiiert, die in den Folgejahrzehnten über die humanistischen Verbände und die weitgehende Durchsetzung als allgemeine Initiationsfeier zu DDR-Zeiten eine enorme Rezeption erfahren hat. In dem Vortrag soll dieser Bewegung nachgespürt werden. Die für die Debatte zentralen Personen werden anhand von Lebensbildern vorgestellt und die wichtigsten theologischen Entscheidungen sowie die entsprechenden Reaktionen der verfassten Kirche und des Staates erläutert.
Bild: Dr. Marianne Schröter. Foto: Archiv

