Freitag, 28.11.2025

Wittenberg (md/wg). Am Dienstag, dem 29. April 2025, spricht um 19.30 Uhr Dr. Nikolaus Linder, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Leucorea, zum Thema der Gutachtens- und Spruchtätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg und des hiesigen Schöffenstuhls in der Frühen Neuzeit. Der Vortrag findet im Auditorium maximum statt, der Eintritt ist frei.

Sein Vortrag beleuchtet die vermutlich produktivste der so genannten Spruchfakultäten des Heiligen Römischen Reichs und ihre Tätigkeit anhand der überlieferten Akten in Archiven in Halle und Dresden. Gemäß dem Thema der diesjährigen Vortragsreihe „Göttliche und irdische Gesetze“ behandelt Linders Vortrag die rechtshistorische Bedeutung und Relevanz der Gutachten im Kontext der Justizgeschichte der Frühen Neuzeit und das neu erwachte Interesse an deren Erforschung.

Werbung

Im Justizsystem des Heiligen Römischen Reiches oblagen den so genannten Spruchfakultäten wichtige Aufgaben. Auf dem Weg der so genannten Aktenversendung lieferten sie Urteilsvorschläge an anfragende Regierungen, Amtsstellen und Gerichte und formulierten Gutachten an Privatpersonen, oft auch aus weiter entfernten Gebieten. Blickt man auf die Zahl der zwischen 1572 und 1815 in der Wittenberg verfassten, handschriftlich überlieferten Spruchkonzepte, behauptete die Wittenberger Fakultät und der hiesige Schöffenstuhl eine unangefochtene Spitzenposition.

Bis vor kurzem erschien die breite Erschließung von Corpora wie den Wittenberger Spruchkonzepten als kaum machbar. Ein Pilotprojekt der Stiftung Leucorea möchte nun die Grundlagen legen für einen umfassenden Zugang zu diesen Akten durch den Einsatz von Techniken der künstlichen Intelligenz. Es wird im zweiten Teil des Vortrags vorgestellt.

Dr. iur. Nikolaus Linder, Jahrgang 1968, studierte Rechtswissenschaft an der Universität Zürich, wo er mit einer Arbeit zur schweizerischen Rechts- und Bankengeschichte 2004 promovierte. Seit 2023 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Leucorea. Zu seinen rechtshistorischen Interessengebieten zählt neben der Kodifikationsgeschichte auch die europäische Justizgeschichte.

Von Redaktion