Sonntag, 15.06.2025

Wittenberg (md/wg). Am Dienstag, dem 20. Mai 2025, spricht Alexander Kappe, Postdoc-Stipendiat der Stiftung Leucorea, um 19.30 Uhr im Auditorium maximum zum Thema der Verwandtschaft von bilderstürmerischer Theologie und postmodernen Kernüberzeugungen. Der Eintritt ist frei.

Den Bildersturm prägt die Frage, ob es eine rechte Aufbewahrung von göttlicher Präsenz gibt. Darf sich ein Bild so etwas erlauben? Was ist gerade gut genug für die Aufbewahrung solcher Präsenz? Sollte das Göttliche überhaupt verfügbar sein? Analoge Probleme werden in den gegenwärtigen Debatten über verbotene Wörter oder falsche Gruppenzuschreibungen thematisiert. Auch hier geht es um die Frage, wie weit die Verfügungsmacht unserer (sprachlichen) Darstellungsmittel gehen sollte.

Werbung

Die postmoderne Philosophie hat vehement das Wort ergriffen gegen die Gleichsetzung von Sprache und Wirklichkeit. Denker wie Derrida stellen die Fokussierung des Abendlands auf Präsenz, Substanz und „den Kern“ in Frage. Ein Zeichen darf nicht einfach das aufbewahren, was es bezeichnet. Das wäre ein Herrschaftsverhältnis. Wirklichkeit muss vielmehr unverfügbar sein.

Der Vortrag wird ein unerwartetes, seltsames Verwandtschaftsverhältnis darstellen. Zu diskutieren wird sein, ob sich die oftmals postmodern fundierten gesellschaftspolitischen Debatten der vergangenen Jahre, in denen es häufig um die Grenzen des Sagbaren ging, besser verstehen lassen, wenn sie als späten Ausdruck frühneuzeitlicher theologischer Debatten gelesen werden. Dann gäbe es im aktuellen politischen Aktivismus Parteigänger der Theologie, die über ihren Parteiausweis sprichwörtlich nicht im Bilde sind. Womöglich stimmt, was Chesterton einst sagte: „Die moderne Welt ist voll von verrückt gewordenen christlichen Tugenden.“

Alexander Kappe, Jahrgang 1987, ist seit 2024 Post-Doc-Stipendiat der Stiftung Leucorea. Er studierte Philosophie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Literarisches Schreiben in Berlin und Leipzig. 2024 erfolgte die Promotion an der Freien Universität Berlin und an der University of Oxford mit einer Arbeit zur Ethik des Schreibens bei Barthes, Derrida und Foucault. Kappe war Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen. Neben seinem akademischen Wirken ist er als Dichter tätig, 2024 erschien sein erster Gedichtband „Nachreden auf Dunkelengel“.

Von Redaktion