Dessau (md/wg). Bei Verkehrsunfällen, Unwetterkatastrophen oder Anschlägen sind nicht nur Einsatzkräfte gefordert, sondern oft Seelsorger vor Ort, die für Betroffene und Einsatzkräfte da sind. Auch bei traumatischen Ereignissen, wie plötzlichen Todesfällen, Suiziden oder beim Überbringen von Todesnachrichten stehen sie den Angehörigen in Schmerz und Trauer bei.
Seit 20 Jahren leistet das Team der Krisenintervention Notfallseelsorge Dessau-Roßlau diesen Dienst. Das soll gefeiert werden am 12. August um 17 Uhr in der Kirche St. Georg in Dessau. Nach einer festlichen Andacht mit Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch besteht im benachbarten Gemeindezentrum St. Georg (siehe Foto) Zeit für Grußworte und Gespräche, Rück- und Ausblicke.
Zur Leitung des 15köpfigen Teams gehört Corinna Kauß, sie ist seit zehn Jahren im Team: „Man sagt, Krankenschwestern haben das Helfersyndrom. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich zuhören, Gefühle auf- und abfangen kann und mir am Ende die Angehörigen sagen: Danke, dass sie da waren in dieser schweren Zeit. Sicher gibt es auch Situationen, in denen ich kämpfe, aber dann wird zuhause der Hund doppelt so lange geknuddelt.“
Die Einsätze seien sehr verschieden, so Corinna Kauß: „Wir begleiten unter anderem Polizisten, wenn sie Angehörigen Todesnachrichten überbringen müssen oder reden mit Hinterbliebenen nach einem Suizid, mit Betroffenen sexualisierter Gewalt.“ Auch beim Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember war das Team zur Stelle. „Wir haben an der Kirche gestanden, wo Menschen Blumen niedergelegt haben und standen einfach für Gespräche bereit“, berichtet Kauß.
15 Teammitglieder hat die Krisenintervention Notfallseelsorge Dessau-Roßlau derzeit, zwei sind in Ausbildung. Zur Verstärkung werden weitere ehrenamtliche Mitarbeiter dringend gesucht. Zwei bis drei jeweils zwölfstündige Bereitschaftsdienste übernimmt jeder der ehrenamtlichen Helfer im Monat. Während der Schichten gilt es, telefonisch erreichbar zu sein, die gepackte Tasche bereit zu halten und bei einer Alarmierung durch die Leitstelle binnen kurzer Zeit zum Ort des Geschehens zu fahren. Eine gründliche Ausbildung, monatliche Teamtreffen und regelmäßige Supervisionen sind die entscheidenden Voraussetzungen für den professionellen Dienst der Ehrenamtlichen.
Seit Gründung des Teams im Jahr 2005 wurden die Dessauer Notfallseelsorger zu mehr als 600 Einsätzen gerufen. Träger ist das Diakonische Werk im Kirchenkreis Dessau e.V. Im Kuratorium der Notfallseelsorge sind unter anderem die Stadt Dessau-Roßlau, das Städtische Klinikum, der Caritas-Verband, die Johanniter-Unfall-Hilfe, die Anhaltische Diakonissenanstalt Dessau, das Deutsche Rote Kreuz und das St. Joseph Krankenhaus vertreten.

