Wittenberg (wg). Am 11. November 2023 findet in der Lutherstadt Wittenberg die 16. Luther-Konferenz der Internationalen Martin Luther Stiftung statt. Unter der Überschrift „Luther, Literatur und Leinwand. Die Bibel als Quelle künstlerischer Inspiration“ nähert sich die Luther-Konferenz in der Stiftung Leucorea ab 15 Uhr dem Reformator und seiner Bibel in diesem Jahr aus einer kulturell-künstlerischen Perspektive.
Iris Wolff, gerade erst mit dem Chamisso-Preis 2023 ausgezeichnet, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah haben sich 2021 anlässlich des „Wartburg-Experiments – Zwiesprache mit der Lutherbibel“ mit Martin Luther und der Sprache seiner kulturprägenden Bibelübersetzung von 1521 auseinandergesetzt. Sie stellten dabei fest, dass die Sprache von Luthers Bibel unsere Kultur, unser Leben und unsere Identität bis heute prägt: „Wir sprechen immer noch aus der Richtung, die Luthers Sprache einmal vorgab; in seinen Alliterationen, in seinen Bildern und Neologismen, in seinen Redewendungen, in seiner Komposition.“ Die drei Schriftsteller haben während des Experiments jeweils vier Wochen einen inneren Dialog mit Luthers Bibel direkt neben der Schreibstube Luthers auf der Wartburg geführt.
Zur diesjährigen Podiumsdiskussion in Wittenberg werden die drei Wartburg-Autoren von ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der Luther-Bibel berichten und der Frage nachgehen, ob bzw. in welcher Art dieser Longseller der Weltliteratur eine inspirierende Wirkung auf ihr literarisches Schaffen hat. Dr. Thomas A. Seidel, Vorstandsvorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung, wird das Gespräch moderieren. Dr. Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, wird zuvor mit einem Impulsvortrag in das Thema einführen.
Und auch die Festrede von Dr. Sebastian Kleinschmidt am Abend im Alten Rathaus widmet sich dem Thema „Die Bibel als Quelle künstlerischer Inspiration“. Der Herausgeber und Essayist Kleinschmidt ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, war von 1991 bis 2013 Chefredakteur der Literatur- und Kulturzeitschrift „Sinn und Form“ und ist mit Thomas A. Seidel Herausgeber der Buch-Reihe „Georgiana. Neue theologische Perspektiven“.
Im anschließenden Festakt wird die Luther-Rose 2023 für „gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmer-Courage“ an den Schauspieler Benjamin Sadler sowie an Alexander Thies und Henriette Gotaut von der „Neue Film Produktion“ (NFP) verliehen. Anlass der Auszeichnung ist das 20-jährige Jubiläum des Films „Luther“ aus dem Jahr 2003. NFP war maßgeblich an der Produktion des Films beteiligt, der mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde und bis heute einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Filme in den USA ist.
International hat dieser Film die Bedeutung Luthers und der Reformation ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Benjamin Sadler verkörperte an der Seite von Joseph Fiennes (Luther) und Sir Peter Ustinov (Kurfürst Friedrich der Weise, übrigens seine letzte Rolle bevor er im März 2004 verstarb) Georg Spalatin, einen der engsten Weggefährten Luthers und wichtigster – politischer – Verbindungsmann zwischen dem Reformator und dem Kurfürsten. Die Laudatio auf die Preisträger wird Minister a.D. Dr. Christoph Palmer halten. Der ehemalige Staatsminister und Leiter der Staatskanzlei von Baden-Württemberg war bis 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Stiftung und Luther-Rose
Vor 16 Jahren, am 10. November 2007, dem 524. Geburtstag Luthers, wurde die Internatonale Martin Luther Stiftung im Refektorium des Lutherhauses in Wittenberg ins Leben gerufen. An der Gründung beteiligt waren die deutschen Kernländer der Reformation Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Sitz der Stiftung ist in der Wartburgstadt Eisenach, ihre Geschäftsstelle im Evangelischen Augustinerkloster in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt.
Die Stiftung will die Impulse der Reformation in einen Dialog zwischen Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einbringen, um so zur Entwicklung einer verantwortungsbereiten und leistungsstarken Wirtschaft und Bürgergesellschaft beizutragen. Sie fördert Personen, Gruppen, Ideen und Initiativen, die im Sinne der reformatorischen Tradition ein christliches Wertefundament und Berufsethos pflegen und ihre Talente für das Gemeinwohl einsetzen.
Das Preissymbol Luther-Rose bildet eine wertvolle Reproduktion eines Details des mittelalterlichen Glasfensters (um 1310) aus der Erfurter Augustinerkirche. Dieses Fenster stand dem Reformator Martin Luther während seiner Erfurter Zeit als Augustinermönch (1505-1511) buchstäblich täglich vor Augen und hat ihn offensichtlich zu seinem Familienwappen und Siegel inspiriert. Es stellt eine Rose zwischen zwei Löwen dar. Am 8. Juli 1530 nannte Martin Luther diese Rose „ein Merkzeichen meiner Theologie“ und versah sie mit einer eindrücklichen meditativen Erläuterung. Fortan verwendete der Reformator sie als sein Briefsiegel. Seither wurde die Luther-Rose zu einem wichtigen Symbol des weltweiten evangelisch-lutherischen Christentums.
Bild: Gruppenfoto vom Finale des Wartburg-Experiments: Senthuran Varatharajah, Iris Wolff und Uwe Kolbe (v.l.n.r.). Foto: Seidel/privat

