Freitag, 28.11.2025

Wittenberg (wg). In seiner „Malerei mit Herzblut“ betitelten Ausstellung in der Jüdenstraße 6 zeigt der junge Künstler Anton Zugehör nicht nur Herzblut im Sinne von hingebungsvoller Leidenschaft, sondern auch eine große Bereitschaft, Neues zu erproben und Lust am Experimentieren. So setzt der gebürtige Wittenberger, Sohn von Oberbürgermeister Torsten Zugehör, neben Ölfarben auch unkonventionelle Utensilien wie Bauschaum und Säuren ein.

Unkonventionell auch die Arbeitsweise, bei der Anton Zugehör zum Beispiel Spritzen verwendet: Nicht nur um Fotos chemisch mit Salzsäure und Laugen zu behandeln, sondern auch zum Farbauftrag. Bei der Arbeit mit den nicht ungefährlichen Chemikalien ist ein hoher Arbeitsschutz erforderlich, weshalb der Künstler nicht so gern detailliert über die Arbeitsprozesse Auskunft geben möchte. Die chemisch behandelten Bilder wirken bisweilen mystisch verfremdet und entführen den Betrachter in eine andere Sphäre.

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Zugehör arbeitet auch mit Feuer, dabei werden die Farben dick aufgetragen und anschließend mit Hilfe eines Gasbrenners bearbeitet. Der Verbrennungsprozess verleiht den Farben nicht nur einen einzigartigen Charakter, sondern das Bild erhält auch eine plastische Dreidimensionalität. Zugehör, der unter anderem auch eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten aufnahm, lässt sich in seiner Arbeit vom Handwerk sowie von Chemie und Biochemie inspirieren.

Dies trifft insbesondere auf seine großformatigen, dreidimensionalen Arbeiten zu, bei der Zugehör Materialien aus dem Baumarkt wie Silikon, Bauschaum, Skulpturmasse und Beton verwendet und anschließend mit Farbe bemalt bzw. besprüht. Diese Bilder erzählen Geschichten von verbrannter Erde und davon, auf welcher Seite des Zaunes man sich befindet. Je nach Position des Betrachters ergeben sich dank der Plastizität der Bilder ganz unterschiedliche Perspektiven. Zweidimensionale Arbeiten in Acryl und Installationen runden die Ausstellung ab.

Für den Künstler ist es die zweite Ausstellung, die erste war im Sommer des Jahres in der Kirche in Polbitz im Landkreis Nordsachsen. Pläne für neue Expositionen in Berlin gibt es bereits, dort studiert Zugehör seit kurzen an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Zuvor absolvierte er ein Praktikum bei dem in Berlin lebenden Maler und Grafiker Hans-Hendrik Grimmling, von dem aktuell in der Galerie Kunst.Wittenberg im Alten Rathaus eine Ausstellung zu sehen ist.

Dieses Praktikum hat den jungen Künstler bestärkt, einen Weg zu gehen, der ihm nicht in die Wiege gelegt war, denn ursprünglich strebte Zugehör eine Karriere als Radsportler an. Von 2014 bis 2017 besuchte er die Sportschule in Leipzig und errang etliche Titel bei Landes- und Deutschen Meisterschaften. Als Leistungssportler muss man tun, was der Trainer sagt und sich dem Team unterordnen. Für einen kreativen jungen Menschen ein wenig selbstbestimmtes Leben und so kehrte der Jugendliche nach Wittenberg zurück und beendete hier die Schule.

Die Ausstellung „Malerei mit Herzblut“ ist am heutigen Freitag und am Samstag, dem 4. November, jeweils von 12 bis 17 Uhr in der Jüdenstraße 6 zu sehen. Dort befand sich bis zur Schließung ein Lotto-Geschäft. Nach langer Zeit des Leerstandes ist nunmehr Kunst in den Raum eingezogen. Ermöglicht hat dies Heike Manleitner, die das Ladenlokal angemietet hat. Die in Berlin lebende freischaffende Künstlerin will keine weitere Galerie in der Stadt eröffnen, vielmehr nennt sie ihr Vorhaben „Kunst.Projekt.Raum“: Ziel ist es, eine Experimentierfläche für Ausstellungen, künstlerisch-musikalische Darbietungen sowie Workshops zu schaffen. Für die Zukunft geplant ist unter anderem eine Gruppen-Ausstellung zu „Maiblumen“, ein Thema mit regionalgeschichtlichem Bezug.

Bild: Anton Zugehör in seiner Ausstellung „Malerei mit Herzblut“. Foto: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion