Dienstag, 14.10.2025

Eisleben/Wittenberg (md/wg). Mit großem Erfolg neigt sich die dezentrale Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ zu Ende. Landesregierung und Ausstellungsmacher blickten in der Veranstaltung „Gerechtigkeyt bewegt: Bilanz, Begegnung, Bleibendes“ in der Lutherstadt Eisleben auf die vergangenen Monate zurück, zogen Bilanz und richteten den Blick auf die bleibenden Impulse des Projekts. Eine Neuerung der dezentralen Landesausstellung war die koordinierte übergreifende Zusammenarbeit von vier Landeskulturstiftungen und weiteren Kulturakteuren im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts.

Bleibende Angebote wie die neue Dauerausstellung in der Alten Münze in Stolberg oder auf Schloss Allstedt sind entstanden und sichern die Nachhaltigkeit des Projekts. Im Landkreis Mansfeld-Südharz wurden Impulse für die Entwicklung eines dauerhaften, kulturorientierten Tourismus in der Region gegeben. Ergänzt wurde die Landesausstellung durch ein umfangreiches Begleitprogramm des Landkreises. Insgesamt haben Bund und Land zusammen 8,6 Millionen Euro bereitgestellt, zusätzlich stehen Mittel von Bund und Land in zweistelliger Millionenhöhe aus unterschiedlichen Programmen für Sanierungen zur Verfügung.

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„Die Landesausstellung ‚Gerechtigkeyt 1525‘ hat eindrucksvoll gezeigt, wie Geschichte lebendig vermittelt und mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen verknüpft werden kann“, betonte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (siehe Foto, rechts). Dass so viele Menschen aus Sachsen-Anhalt und darüber hinaus die Angebote wahrgenommen hätten, sei ein starkes Signal für die Bedeutung von Erinnerungskultur und kultureller Bildung in Sachsen-Anhalt.

Der siebenteilige Ausstellungszyklus stand im Zeichen des 500. Todestages von Thomas Müntzer und des bundesweiten Gedenkens an den Deutschen Bauernkrieg von 1525. Rund 75.000 Besucher nahmen bislang in den vergangenen Monaten die verschiedenen kulturellen Angebote an unterschiedlichen Orten in Sachsen-Anhalt wahr. Darüber hinaus konnte das bürgerschaftliche Rahmenprogramm im Landkreis Mansfeld, das die Ausstellung begleitete, 11.000 Besucher verzeichnen. An den einzelnen Stationen schlug die Ausstellung einen Bogen von den historischen Ereignissen bis in die Gegenwart und verband Geschichte, Kunst, Bildung und gesellschaftlichen Dialog miteinander.

„Der Bogen, den die Ausstellung geschlagen hat – von den dramatischen Ereignissen des Deutschen Bauernkriegs über die Kunst und Kultur der Frühen Neuzeit bis hin zu aktuellen Fragen nach Gerechtigkeit und Freiheit – zeigt, wie sehr uns Geschichte auch heute noch etwas zu sagen hat. Geschichte ist kein fernes Ereignis, sondern ein Spiegel, in dem wir uns selbst und unsere Gegenwart erkennen können“, so Dr. Haseloff. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir das Gedenken an Thomas Müntzer und den Bauernkrieg nicht nur als Rückschau begreifen, sondern als Auftrag. Es geht um die Frage, wie wir mit Konflikten umgehen, wie wir Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft sichern und wie wir Freiheit verantwortungsvoll gestalten.“

„Die dezentrale Landesausstellung war aus meiner Sicht ein großer Erfolg für alle Beteiligten, Insbesondere die konzertierte und hervorragende Zusammenarbeit von gleich vier großen Kulturstiftungen des Landes lieferte einen weiteren Beweis für die durchgehend hohe Qualität des musealen Angebots in Sachsen-Anhalt“, erklärte Dr. Thomas T. Müller, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten (siehe Foto, links) mit Sitz in Wittenberg. Es sei gelungen, Besucher aus vielen Teilen Deutschlands und auch aus dem Ausland nach Eisleben, Halle oder Allstedt zu locken. „Für die Stiftung Luthergedenkstätten erweist sich die crossmediale Ausstellung ‚1525! Aufstand für Gerechtigkeyt‘ schon jetzt als ein gelungener Versuch, durch eine klare Zielgruppenansprache vor allem junge Menschen für historische Themen zu begeistern“, sagte Dr. Müller.

„Mit unserem Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt im Rahmen des Bauernkriegs-Gedenkjahrs sind wir mit großem Erfolg neue Wege gegangen“, berichtete Prof. Dr. Harald Meller, Direktor des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt–Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Im Landesmuseum ist noch bis Ende November eine Kabinettausstellung zu sehen, die als Beitrag zur dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ eine Zusammenschau archäologischer Funde von drei authentischen Stätten des Bauernkriegs zeigt. Alle drei Stätten – die ehemaligen Klöster Himmelpforte bei Wernigerode sowie Kaltenborn bei Allstedt und die ebenfalls bei Allstedt gelegene Mallerbacher Kapelle – können im Rahmen des laufenden Gedenkjahres nicht nur weiter untersucht, sondern auch als Bestandteile eines im Bereich der Archäologie bisher nicht dagewesenen Citizen Science-Projektes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

„Bürgerinnen und Bürger können ehrenamtlich an den Grabungen mitwirken, was genauso begeistert wahrgenommen wird, wie die ebenfalls durch Ehrenamtliche durchgeführten öffentlichen Grabungsführungen, an denen allein in Himmelpforte und Kaltenborn über 2.000 Teilnehmer gezählt wurden“, so Prof. Dr. Meller. „Ich freue mich sehr, dass es uns auf diese Weise sowie mit unserem begleitenden, online frei zugänglichen Filmprogramm, das bereits über 150.000 Mal aufgerufen wurden, gelingt, allen Interessierten eine Teilhabe am archäologischen Erkenntnisgewinn zu ermöglichen.“ Sie könnten gewissermaßen live erleben, wie die Archäologie und von archäologischen Entdeckungen angestoßene weitere Forschungen das Wissen um jene Ereignisse bereichern, die vor 500 Jahren auch Teile des heutigen Sachsen-Anhalt erschütterten. Foto: ©stk

Von Redaktion