Mittwoch, 23.04.2025
GLASOW, FOTOGRAFIE

Wittenberg/Halle (wg). An 28. April 2025 ist der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Krebserregende Stoffe in der Umwelt und am Arbeitsplatz sind eine oft unterschätzte Gefahr. Dennoch zeigt sich eine positive Entwicklung: In Deutschland nimmt die Belastung durch gefährliche Substanzen ab. Die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft (SAKG) macht darauf aufmerksam, dass weiterhin Aufklärung und Prävention notwendig sind, um Gesundheitsrisiken zu erkennen und zu minimieren.

Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind keine Kür, denn in Deutschland ist das gesetzlich geregelt. „Der Schutz von Arbeitnehmern ist keine Einbahnstraße, er hilft dem Einzelnen und dem Unternehmen gleichermaßen“, sagt Sven Weise, Geschäftsführer der SAKG mit Sitz in Halle/Saale. Weise und sein Team beraten regelmäßig Patienten, die ihre Erkrankung auf den Kontakt mit krebserregenden Stoffen in der Umwelt oder am Arbeitsplatz zurückführen. Hierzu konnte die SAKG einen der deutschlandweit führenden Experten für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin gewinnen: Prof. Dr. med. Hans Drexler (siehe Foto) von der Universität Erlangen-Nürnberg.

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Denn klar ist auch: Viele Menschen wissen nicht, ob und in welcher Form sie in der Umwelt oder am Arbeitsplatz krebserregenden Stoffen oder anderen gefährlichen Substanzen ausgeliefert sind. Nicht immer liegt der Fall so klar wie bei Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten und dabei starker UV-Strahlung ausgesetzt sind. Prof. Drexler weist auf eine positive Entwicklung hin: „In Deutschland nehmen krebserregende und andere Gefahrenstoffe sowohl in der Umwelt als auch am Arbeitsplatz in Zahl und Menge ab.“

Ein Beispiel: Der Referenzwert für das Schwermetall Blei lag in den 1980er Jahren noch bei 300 Mikrogramm pro Liter Blut. Durch die ab 1988 sukzessive Einführung des bleifreien Benzins sank die Bleibelastung in der Luft mit der Folge, dass die Exposition der Allgemeinbevölkerung seither massiv zurückgegangen ist. Inzwischen liegen die Referenzwerte für Männer bei 40 und für Frauen bei 30 Mikrogramm. „Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ist das Informationsdefizit in der Bevölkerung nach wie vor hoch“, meint Drexler. „Umwelt- und Arbeitsmedizin liefern wichtige Forschungsergebnisse zum Schutz der Bevölkerung und auch von Arbeitnehmern“. Gerade am Arbeitsplatz benötigten die Menschen mehr Wissen, um sich vor gefährlichen oder krebserregenden Substanzen und Strahlungen schützen zu können.

Allerdings gehen subjektives Empfinden und objektives Vorhandensein von Gefahren nicht immer einher. In der Bevölkerung hielten sich hartnäckig verschiedene Irrglauben, andererseits fehlten Informationen über wirklich gefährliche Stoffe aus der Umwelt. Die Angst, dass Handy-Strahlung Krebs verursachen kann, ist weit verbreitet. Doch das, so Drexler, sei „völlig unbegründet“. Nicht in einer einzigen Studie ließen sich dazu Belege finden. Ein weiterer Irrglaube sei, dass Sonnencremes sicher vor Hautkrebs schützten: „Das ist nicht der Fall, vor allem dann nicht, wenn man seinen Körper dadurch länger der Sonne aussetzt.“

Und schließlich, so Drexler, gebe es auch unterschätzte Gefahren, etwa jene, die vom Edelgas Radon ausgeht, das in der Natur als Zerfallsprodukt von Uran vorkommt. So sei in einigen Gegenden Deutschlands eine Häufung von Lungenkrebs dokumentiert, für die Radon als Auslöser verantwortlich gemacht wird, darunter in Teilen des Bayerischen Waldes, im Saarland sowie im Erzgebirge. Zwar gebe es dazu inzwischen viele Forschungsergebnisse und auch Vorsorge-Werte, dennoch fehle oft das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Radon. Nach Auffassung des Experten sei das „ein Versäumnis“, denn: „Radon ist nach dem aktiven Zigarettenrauchen die wichtigste Quelle für die Entstehung von Lungenkrebs.“

Defizite sieht Drexler auch bei der Anerkennung von Berufskrankheiten: Noch immer würden von behandelnden Ärzten zu wenig Krebserkrankungen als Verdacht an die Berufsgenossenschaften gemeldet, etwa wenn Arbeitnehmer am Arbeitsplatz regelmäßig mit Schwermetallen oder anderen krebserregenden Stoffen in Kontakt gekommen seien. Dieses Vorgehen sei völlig unverständlich, denn Mediziner seien gesetzlich verpflichtet, einem begründeten Verdacht nachzugehen und ihn zu melden.

Außerdem sei die gesetzliche Unfallversicherung verpflichtet, neutral zu ermitteln. Sie – und nicht wie oft fälschlicherweise vermutet – der Arbeitgeber sei in einem solchen Fall die richtige Ansprechstelle. Drexler ermutigt daher alle Betroffenen, bei einem Verdacht unbedingt aktiv zu werden. Wichtige und auch für den Laien zugängliche Informationsquellen seien die Liste der Berufskrankheiten sowie wissenschaftliche Literatur, nach der man auch in Datenbanken einfach recherchieren könne. „Es werden nicht zu wenige Berufskrankheiten anerkannt, es werden schlicht zu wenige Verdachtsfälle gemeldet“, kritisiert Drexler. Foto: privat

Von Redaktion

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