Dessau/Wittenberg (md/wg). Die Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer in Sachsen-Anhalt Ost stieg im Jahresdurchschnitt 2024 leicht an. Dieser Anstieg spiegelt sich auch in den einzelnen Landkreisen und Städten der Region wider. Besonders betroffen waren bestimmte Gruppen wie Männer oder lebensältere Menschen über 55 Jahren, deren Arbeitslosenzahlen überproportional zunahmenen.
Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 7 Prozent an, im Jahresdurchschnitt 2024 waren es 615 Frauen und Männer mehr. Der Prozentsatz der Langzeitarbeitslosen verharrt weiterhin auf einem hohen Niveau. Dies unterstreicht die andauernde Herausforderung, Langzeitarbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen. Im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeigte sich ein leichter Rückgang, der jedoch regional unterschiedlich ausfiel.
Die Arbeitslosigkeit unter Ausländern erhöhte sich überproportional, was auf die Herausforderungen der Integration und die Auswirkungen der humanitären Migration, insbesondere aus der Ukraine, hinweist. „Insgesamt spiegeln die regionalen Daten der Agentur für Arbeit für Sachsen-Anhalt Ost die allgemeinen Herausforderungen wider, vor denen der Arbeitsmarkt in Deutschland 2024 stand“, erklärt Olaf Ruch, Chef der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost. „Dazu gehörten die Auswirkungen der schwachen Konjunktur, die Bedeutung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und die anhaltende Herausforderung der Langzeitarbeitslosigkeit.“
Die konjunkturellen Auswirkungen zeigen sich auch bei den gemeldeten Stellen regionaler Unternehmen. Im Jahr 2024 wurden 6.061 neue Stellen der Arbeitsagentur gemeldet, das waren knapp 12,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag 2024 bei 7,5 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte unter dem Niveau des Landes Sachsen-Anhalt (7,7 Prozent). Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 13.576 Frauen und Männer im Agenturbezirk von Arbeitslosigkeit betroffen. Das waren 311 Personen mehr als im Jahresdurchschnitt 2023. 31,1 Prozent der Arbeitslosen sind der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zu zuordnen und 68,9 Prozent dem Bereich der Grundsicherung (SGB II).
Anteil der Arbeitslosen auf Helferniveau steigt
Im Jahresdurchschnitt 2024 suchten von allen arbeitslosen Männern und Frauen 57,5 Prozent eine neue Beschäftigung auf Helferniveau, das waren 225 Menschen oder drei Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2023. Mit Blick auf die Verteilung waren es 63,7 Prozent aller arbeitslosen Frauen, die eine neue Beschäftigung auf Helferniveau suchten und 51,9 Prozent aller Männer. „Für die Fach- und Arbeitskräftesicherung in unserer Region ist es von hoher Bedeutung, ungelernte Menschen an Berufsabschlüsse heranzuführen und sie zu qualifizieren“, betont Ruch.
Anteil ältere Arbeitnehmer gestiegen
Im Jahr 2024 waren über 4.114 Personen aller Arbeitslosen 55 Jahre und älter, dies entsprach einem Anteil von 30,3 Prozent. In 2023 lag der Anteil an lebensälteren Arbeitslosen bei 29,6 Prozent (3.921 Männer und Frauen). Um den Fachkräftebedarf zu sichern, gilt es auch älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Chance des Wiedereinstiegs in das Erwerbsleben zu geben und ihre Berufs- und Lebenserfahrung zu nutzen. Dieses Potenzial sollte von mehr Arbeitgebern genutzt werden.
Der Zugang an offenen Stellen sank im Vergleich zum Jahr 2023 um 869 Stellen auf 6.061 (minus 12,5 Prozent). Auch der Bestand an offenen Stellen ist im Jahresdurchschnitt gesunken: von 3.734 in 2023 auf 3.493 Stellen in 2024.
Ausblick auf die Herausforderungen
„Trotz der geringeren Stellenmeldung bereiten mir die immer schwieriger werdende Suche nach Fachkräften, die die Wirtschaft bereits jetzt vor ernste Herausforderungen stellt und die demografische Situation in unserer Region besondere Sorgen. Um den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken, ist es unsere gemeinsame Herausforderung, möglichst allen arbeitsuchenden Menschen Perspektiven zu geben, egal ob langzeitarbeitslos, schwerbehindert, älter oder mit Migrationshintergrund“, erklärt Ruch.
Im Jahr 2025 werden weiterhin Demografie, Digitalisierung und die Dekarbonisierung eine Hausforderung für die Region sein. In den nächsten 15 Jahren werden über 40 Prozent der Belegschaft in den Ruhestand gehen. „Es muss uns gemeinsam gelingen, jedem Jugendlichen einen Ausbildungs- oder Studienplatz in seiner Heimat anzubieten“, so Ruch. „Mit Aus- und Weiterbildungsstrategien wird es uns gelingen, den Prozess der Digitalisierung in den Unternehmen zu begleiten und auch die Auswirkungen der Dekarbonisierung zu minimieren.“ Foto: Agentur für Arbeit