Wittenberg (md/wg). Friedrich der Weise (1463–1525) gehört als sächsischer Kurfürst und Landesherr Luthers zu den berühmtesten Herrschergestalten der Zeitenwende um 1500. Die Gründe dafür sind vielfältig: sein großes Ansehen bei Kaiser und Reichsfürsten, seine Rolle als Förderer der Künste, der Ausbau seiner Residenz Wittenberg und die Gründung der dortigen Universität (1502), nicht zuletzt auch sein Wirken als Schutzherr Martin Luthers in der Frühzeit der Reformation.
Seine lange Regierungszeit (1486-1525) verbindet das ausgehende Mittelalter und die beginnende Neuzeit, markiert also eine Zeitenwende, die sich auf verschiedenen Ebenen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens nachvollziehen lässt. Er starb am 5. Mai 1525 in Lochau (Annaburg) und wurde in der Schlosskirche beigesetzt.
Mit einer Gedenkwoche wird an den 500. Todestag des Kurfürsten erinnert. Auftakt ist am 5. Mai von 10 bis 17 Uhr in der Schlosskirche mit einer Klanginstallation, für deren Ausführung und Konzeption die Pfarrerin der EKD Anne Brisgen verantwortlich zeichnet. Von ihr eingesprochene Worte aus Philipp Melanchthons Leichenpredigt für den Kurfürsten und aus Martin Luthers Grabrede werden mit Musikstücken verwoben, die damals in den Gottesdiensten erklungen sind.
Unter dem Motto „…bei Friedrich daheim“ gibt es am 7. und 9. Mai, jeweils um 14.30 Uhr, sowie am 11. Mai um 11.30 Uhr und 15 Uhr bei freiem Eintritt Spezialführungen durch das Schloss, dabei werden auch die privaten Räume des Kurfürsten im Südturm sowie die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek besucht. Eben dort findet am 11. Mai um 14 Uhr eine Lesung mit dem Kirchenhistoriker und Friedrich-Biografen Prof. Dr. Armin Kohle (Leipzig) statt. Um 17 Uhr werden in der Schlosskirche vom Theaterjugendklub Chamäleon unter dem Motto „…dass er so sehr den Frieden geschützt“ Texte und eine musikalische Collage zur Grablegung des Kurfürsten dargeboten.
Ein großer Herrscher seiner Zeit
Die LutherMuseen erinnern mit Vorträgen und einer neuen Publikation an den Tod des Kurfürsten. Friedrich III. von Sachsen gehört zu den bedeutendsten deutschen Herrschern seiner Zeit. Am Dienstag, dem 6. Mai, referiert der Wittenberger Historiker Dr. Volkmar Joestel um 18.30 Uhr in der Kapelle des Augusteums unter dem Titel „Wenn es Gottes Wille ist, wird und soll der gemeine Mann regieren“. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Rolle Kurfürst Friedrichs in der Wittenberger Reformation, vor allem im Zusammenhang mit Luthers Thesenanschlag 1517, mit der „Regulierung“ der Wittenberger Stadtreformation 1521/22 und im Bauernkrieg. Friedrich vermutete am Ende seines Lebens, es könnte Gottes Wille sein, dass der „gemeine Mann“ die Herrschaft übernehme. Diese Einsicht eines Herrschers ist in ihrer Zeit nahezu einmalig. Damit nahm der Kurfürst den Gedanken der Volkssouveränität vorweg, der erst Jahrhunderte später aktuell werden sollte.
In einer weiteren Veranstaltung am Dienstag, dem 13. Mai, 18.30 Uhr, stellen der vormalige Vorstand und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Dr. Stefan Rhein und der Leipziger Professor Dr. Enno Bünz in der Kapelle des Agusteums den Tagungsband „Der zweite Mann im Reich. Neues von Kurfürst Friedrich dem Weisen“ vor. Prof. Bünz präsentiert unter dem Titel „Friedrich der Weise – Reichsfürst und Landesherr an einer Zeitenwende“ den Kurfürsten als einflussreichen Akteur im sächsischen Territorium und im Reich. Dort besaß er eine zentrale Bedeutung als zweiter Mann hinter dem Kaiser.
Danach wird Dr. Rhein einen weiten Bogen vom Ehrentitel des Kurfürsten „der Weise“ bis hin zum Schauspieler Peter Ustinov als Friedrich-Darsteller schlagen und die Frage beantworten, weshalb Friedrich der Weise bis heute zu den bekanntesten Herrschergestalten der Frühen Neuzeit gehört. Die größte Fachtagung zum 500. Todesjahr Friedrichs des Weisen fand vom 23. bis 25. November 2023 in Wittenberg statt und wurde von der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt und der Stiftung Luthergedenkstätten veranstaltet. Im Mittelpunkt des Sammelbandes stehen der sächsische Kurfürst im Reich und in Europa, Friedrich der Weise als Landesherr sowie Aspekte von Repräsentation, Kunst und Frömmigkeit, die mit dem kurfürstlichen Hof verbunden sind.
Der Eintritt ist frei. Für die jeweiligen Vorträge wird um Anmeldung im Servicebüro der LutherMuseen per Mail an service@luthermuseen.de oder per Telefon unter 03491/42 03 171 gebeten.