Wittenberg (md). Der Reformationstag am 31. Oktober wird von den Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit Gottesdiensten, Festen, Konzerten, Familien-Angeboten, Märkten und weiteren Veranstaltungen gefeiert, es gibt Lutherbier und Reformationsbrötchen. Landesbischof Friedrich Kramer predigt in Unterbreizbach und Eisenach in Thüringen.
In der Lutherstadt Wittenberg gibt es am 31. Oktober drei Reformationsgottesdienste: In der Schlosskirche (10 Uhr) predigt Sabine Kramer, Direktorin des Wittenberger Predigerseminars. Im anschließenden Gottesdienst (11.30 Uhr) hält die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, die Predigt. Dieser Gottesdienst wird auch in Gebärdensprache übersetzt. In beiden Gottesdiensten erklingen festliche Bläser- und Orgelmusiken sowie Sologesang. Am Abend konzertiert um 17 Uhr in der Schlosskirche der Gospelchor. Unter Leitung von Thomas Herzer präsentiert er das Programm seiner Kenia-Reise, von der die Sängerinnen und Sänger gerade zurückgekehrt sind.
In der Stadtkirche St. Marien predigt im Gottesdienst zum Reformationsfest um 11 Uhr der Leipziger Theologieprofessor Klaus Fitschen. Dort erklingt um 18.30 Uhr festliche Barockmusik in Form von zwei Werken zu Liedern der Reformationszeit von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Die Leitung hat Stadtkirchenkantor Christoph Hagemann, es musiziert der Wittenberger Motettenchor mit Barockorchester.
Die Gemeinde der Andreaskirche in der Lutherstadt Eisleben feiert am Reformationstag einen Festgottesdienst mit Regionalbischof Johann Schneider. Nach mehrjähriger Instandsetzung und Sanierung wird in diesem Gottesdienst die Rühlemann-Orgel wieder feierlich in den Dienst genommen. Am Abend gibt es um 17 Uhr ein Festkonzert mit Werken von Francis Poulenc, Josef Rheinberger und Denis Bédard mit Thomas Ennenbach (Orgel), dem Mitteldeutschen Kammerorchester und Solisten.
In Torgau wird am Reformationstag um 10.30 Uhr zu einem regionalen Festgottesdienst in die Schlosskirche mit musikalischer Begleitung durch die Johann-Walter-Kantorei eingeladen. Im Anschluss gibt es im Schlosshof Reformationsbrötchen und Kaffee.
Hintergrund:
Laut Überlieferung hat der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen. Die von ihm eingeleitete Reformation hatte weitreichende Folgen.
So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten sowie Mitglied der Kirchenleitung sein können. Außerdem werden Frauen zu Pastorinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlangte Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.
Bild: Luther-Darsteller Bernhard Naumann vor der Thesentür der Schlosskirche zu Wittenberg. Foto: Wolfgang Gorsboth

