Tornau/Bad Düben (md/wg). Seit der Wende prägt der Verein Dübener Heide e.V. die Entwicklung der gleichnamigen Region und hat dabei eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Aus einer Bürgerinitiative entstanden, setzten sich die Mitglieder des Heidevereins unermüdlich für den Erhalt ihrer Heimatregion ein – mit einem historischen Meilenstein: Die Dübener Heide wurde 1992 offiziell zum Naturpark erklärt. Damit ist er der einzige von 104 Naturparks in Deutschland, der auf Initiative engagierter Bürger ins Leben gerufen wurde.
Die Wurzeln des Vereins reichen bis ins Jahr 1930 zurück, als Heidefreunde erstmals zusammenkamen, um sich für Wandermöglichkeiten, Naturschutz und die touristische Entwicklung der Region einzusetzen. Nach einer langen Unterbrechung während der DDR-Zeit wurde der Verein am 31. März 1990 mit neuer Kraft gegründet, um die bedrohte Landschaft vor dem Abbau durch die Braunkohleindustrie zu bewahren. Dieses bürgerschaftliche Engagement prägt den Verein bis heute.
Aktuell zählt der Verein rund 360 Mitglieder und ist einer der größten Bürgervereine zwischen Elbe und Mulde. Er trägt Verantwortung für eine beeindruckende 77.000 Hektar große Landschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt und verfolgt ein klares Ziel: den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung der Dübener Heide. Seine Aufgaben sind vielfältig: Der Natur- und Artenschutz spielt eine zentrale Rolle, etwa durch die Pflege von Biotopen, den Schutz bedrohter Arten wie Biber und Fledermäuse oder die Renaturierung von Mooren zur Kohlenstoffbindung. Im Bereich Bildung wird mit Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Bewusstsein für die natürlichen Schätze der Region gestärkt. Mittlerweile gibt es neun zertifizierte Naturparkschulen und -kitas in der Dübener Heide; zwei weitere Einrichtungen befinden sich auf dem Weg dorthin.
Ein wichtiges Ziel ist es auch, die Dübener Heide als attraktive Region zum Wohnen, Leben und Erholen zu gestalten. Dabei werden nachhaltiger Tourismus gefördert, Wanderwege gepflegt und ausgebaut und das Wirken von Kulturschaffenden im ländlichen Raum gestärkt. Das funktioniert nur im Konsens: Durch die enge Zusammenarbeit mit Kommunen, Landkreisen, Vereinen und Unternehmen gelingt es, Natur- und Kulturerbe mit wirtschaftlicher Entwicklung zu vereinen, dabei profitiert die Dübener Heide von europäischen Mitteln im Rahmen der LEADER-Initiative.
Das Fundament des Vereins bildet der Gemeinsinn: In Ortsgruppen pflegen Mitglieder Traditionen, setzen sich für den Erhalt der Heimatkultur ein und organisieren Veranstaltungen, die Menschen zusammenbringen. Dieser Zusammenhalt und die Begeisterung für die Heimat sind es, die den Verein so besonders machen. Zum 35-jährigen Jubiläum zeigt sich einmal mehr, was durch bürgerschaftliches Engagement erreicht werden kann. Der Verein Dübener Heide e.V. beweist, dass die Verbindung von Naturschutz, Regionalentwicklung und Gemeinschaft eine nachhaltige Zukunft schafft – ganz nach dem Motto: „Gemeinsam können wir Zukunft gestalten“.
Der Verein Dübener Heide, der bereits in der Weimarer Republik existierte, wurde am 31. März 1990 in Bad Düben von 30 Mitgliedern wieder gegründet, erster Vorsitzender war Joachim Brinkel, dann Ernst Meyer und schließlich Axel Mitzka. Wäre es nach den Plänen der DDR-Staatsführung gegangen, dann wären große Teile der Dübener Heide kurz vor der Wende dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen.
Um den drohenden Kahlschlag zu verhindern, wurde ein „grüner“ Tisch gegründet, dort wurde auch die Idee zur Wiedergründung des Vereins geboren. Seit 1991 ist der Verein Mitglied im Verband Deutscher Naturparke sowie im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine. Wichtigstes Ziel war die Anerkennung der Dübener Heide als Naturpark, 1992 positionierten sich dazu die Landesregierungen von Sachsen-Anhalt und Sachsen. Dass einem aus einer Bürgerinitiative entstandenen Verein die Verantwortung für einen länderübergreifenden Naturpark übertragen wurde, stellt in Deutschland eine Besonderheit dar. Foto: Wolfgang Gorsboth