Ein Abend mit Jens Weißflog – Vom „Floh“ zum Erzähler großer Geschichten
Wittenberg (aw). Jens Weißflog und Wittenberg – das scheint eine echte Freundschaft zu sein. Am 27. März war der ehemalige Skisprung-Star wieder in der Lutherstadt zu Gast und begeisterte mit seinen Anekdoten, seinem Humor und seiner nahbaren Art. Bevor er seinen eigentlichen Termin bei Möbel-Mit wahrnahm, machte er einen Abstecher ins „Ideenreich“, wo das Magazin „Mittendrin“ entsteht.

Jens Weißflog interessiert sich für das Mittendrin Magazin.
Fotos: Antje Weiß
Dort wurde er von Cordula Specht empfangen, die ihn zu einem Kaffeeklatsch für die Mai-Ausgabe eingeladen hatte. (Ein ausführlicher Bericht dazu wird in der Mai-Ausgabe von „Mittendrin“ erscheinen, ein Video des Treffens ist auf YouTube und Facebook verfügbar.)

Jens Weißflog besucht Cordula Specht im Ideenreich und entdeckt die kreative Werkstatt.
Bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten zeigte sie ihm, wo „Mittendrin“ mit vielen Beschäftigten und Mitarbeitern des Augustinuswerks produziert wird. Weißflog zeigte sich beeindruckt von der kreativen Arbeit, die hier geleistet wird.

Kaffeeklatsch mit Wunschkuchen – Apfelkuchen mit Streuseln, wie vom Bäcker.
Kaffeeklatsch und Erinnerungen
Dann wurde es gemütlich: Bei Kaffee, Kuchen und einer lockeren Plauderei erzählte die Weißflog, was ihn mit Wittenberg verbindet. Er war schon sehr oft hier – meist auf Einladung von René Stepputtis, der als Vorstandsmitglied von Blau-Weiß Klieken und im Auftrag von Möbel-Mit den Abend mit der Skisprung-Legende organisiert hatte.

Zum Abschluss seines Besuchs überreichte ihm Cordula Specht den „Genusskoffer“ des Landkreises mit regionalen Spezialitäten, der im Ideenreich gepackt wird. Besonders die Marmelade der Gemüse GmbH weckte sein Interesse – „Ich liebe so etwas, das muss ich probieren“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Auch eine Freizeitkarte lag im Präsent, damit er bei seinem nächsten Besuch die touristischen Highlights des Landkreises entdecken kann. Dann machte er sich auf den Weg zu Möbel-Mit – wo schon zahlreiche Gäste auf ihn warteten.

Von Sofas, Sprüchen und Skisprung-Geschichten
Der Abend im Möbelhaus begann stilecht mit Luther-Darsteller Bernhard Naumann. „Hier stehe ich, und ich will es auch nicht anders“, rief er mit Augenzwinkern in die Runde. Dass er hier predigte, war allerdings ein Novum – so bequem wie an diesem Abend hatte wohl noch nie jemand seinen Worten gelauscht, denn die Zuschauer saßen auf den weichen Sofas des Hauses.

Dann kam Jens Weißflog – und er erzählte. Von seinen ersten Skisprung-Versuchen als Kind in Pöhla, wo er aufgewachsen ist, als er sich aus Faulheit eine Schanze baute, um sich den mühseligen Aufstieg zu ersparen. „Es war weniger anstrengend, kürzer – und vor allem messbar“, erinnerte er sich. „Und genau das war mein Antrieb: Eine Zahl, an der ich mich messen konnte.“

Er sprach über seine Erfolge: Olympiasiege, Vierschanzentournee-Triumphe, Weltmeistertitel – und die Veränderungen, die er im Laufe seiner Karriere durchmachen musste. Weißflog ist der einzige Athlet, der sowohl im Parallel-Stil als auch im V-Stil Olympiasiege erringen konnte. Zudem zählt er zu den fünf Athleten, die die wichtigsten vier Wettbewerbe im Skisprung-Sport gewonnen haben: Olympia, Weltmeisterschaften, Gesamtweltcup und Vierschanzentournee.
Doch er sprach auch über Tiefpunkte. Den Sturz in Harrachov 1983, der ihn fast aus der Bahn warf. Oder Olympia 1994 in Lillehammer, als er trotz zweier Goldmedaillen als „unfairster Sportler der Spiele“ galt – weil er sich auf der Schanze zu einem Stinkefinger hinreißen ließ. „Ein Missverständnis“, kommentierte er heute mit einem Lächeln.

Die Zuschauer hingen an seinen Lippen, viele fühlten sich in ihre eigene Vergangenheit zurückversetzt – vor allem, als Weißflog von seinen DDR-Sachpreisen sprach. „Ich hätte einen Laden für Heimelektronik aufmachen können“, witzelte er über die vielen tragbaren TV-Geräte, die er gewonnen hatte.

Sein Abschiedsspringen 1996? Unvergesslich. Sein letzter Sprung? „Seitdem hängen die Ski im Hotel am Nagel – und zwar so fest, dass ich sie nicht mehr runterkriege.“ Sein Fazit zum Skispringen? „Das Spannendste war immer das Aufstellen einer neuen Bestweite.“
Vom Skispringer zum Hotelier
Heute ist Jens Weißflog seit 29 Jahren Hotelier – und erlebt dabei ganz andere Herausforderungen als in seiner sportlichen Karriere. „Am liebsten würde ich mich nur um meine Gäste kümmern“, seufzte er, „aber die Bürokratie macht’s einem schwer.“ Dennoch bleibt sein Hotel in Oberwiesenthal eine Pilgerstätte für Skisprungfans – und regelmäßig erzählt er dort aus seinem Leben.

Ein Abend, der nachwirkt
Bevor sich der Abend dem Ende zuneigte, gab es natürlich noch eine Autogrammstunde – und Zeit für Fotos mit dem Publikum. Die Zuschauer waren begeistert. „So authentisch, so nahbar – das hat richtig Spaß gemacht“, schwärmte eine Besucherin.

Auch finanziell hatte der Abend einen Erfolg: Die Spendengelder nahm der 15-jährige Lukas Hentschel, ein talentierter Bogenschütze vom Blau-Weiß Klieken, stellvertretend für den Verein entgegen.

Der große Glücksmoment – Die Tombola-Siegerin nimmt ihren Preis stolz auf der Bühne entgegen.