Freitag, 28.11.2025

Wörlitz (md/wg). Am 26. Juli führt Beate Schröter um 11 Uhr von der Synagoge in der Amtsgasse bis zur Gedenkstätte am Jüdischen Friedhof auf den Spuren der Juden in Wörlitz. Dabei werden nicht nur die Zeiten der Toleranz und Achtung erwähnt, sondern auch die der Intoleranz und Zerstörung.

Die Wörlitzer Synagoge ist der einzig nachgewiesene Sakralbau des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Zwischen 1789 und 1790 errichtete die Fürstliche Regierung einen Synagogenneubau für die 130 jüdischen Menschen in Wörlitz. Der Rundbau stellt die architektonische Verbindung zwischen der Stadt und den Wörlitzer Anlagen dar. Von Erdmannsdorff wählte den römische Herkules-Viktor-Tempel (auch Vesta-Tempel) als Vorbild.

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Der Bau steht auf einem kleinen künstlichen Hügel und weist Rundfenster zwischen Pilastern auf. Untypisch für einen Synagogenneubau des 18. Jahrhunderts ist die Abweichung vom achteckigen Grundriss. Dem jüdischen Ritus entsprechend wurde auch ein Ritualbad (Mikwe) angelegt, das heute noch im Unterbau der Synagoge zu besichtigen ist.

Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde in der Pogromnacht vollständig zerstört, lediglich die, die sich im Unterbau befindet, sind noch zu sehen. Dass der Bau den Schergen des Dritten Reiches entkam, war vor allem der Verdienst von Hans Hallervorden (1872-1968), damals Gartendirektor des Schlossparks. Der Großvater des bekannten Schauspielers und Kabarettisten Dieter Hallervorden stellte die Brandstifter und schloss sie kurzerhand in der Synagoge ein, was ihnen ein in Brand stecken des Gebäudes unmöglich machte. Er wurde anschließend aus dem Dienst entlassen.

Heute gibt eine Ausstellung in der Synagoge Einblicke in die Geschichte des jüdischen Lebens in Anhalt. Mit zahlreichen Objekten und Dokumenten wird an wichtige Stätten, Persönlichkeiten und Ereignisse der deutsch-jüdischen Regionalgeschichte erinnert. Die Grabsteine des 1938 zerstörten jüdischen Friedhofes konnten erst 1987 aufgefunden.

Weitere Termine

Am 23. August, 11 Uhr, gibt es von der Synagoge bis zum Denkmal am Markt ein besonderes Angebot: „Familie Cohn – die Wohltäter von Anhalt“, ein szenischer Rundgang mit den historischen Persönlichkeiten Moritz von Cohn und Julie von Cohn-Oppenheim. Es wird die Historie der beiden berühmten jüdischen Persönlichkeiten mit einer Zeitreise ins 19. und 20. Jahrhundert dargestellt. Die Akteure sind Peggy Rotter und Dietrich Bungeroth, beide anhaltische Pfarrer. In der Synagoge gibt es 30 Sitzplätze. Am 27. September, 11 Uhr, führt Martin Heinke von der Synagoge durch die Stadt bis zur Gedenkstätte. Foto: W. Gorsboth

Von Redaktion