Freitag, 10.10.2025

Wittenberg (md/wg). Mit der Historikerin Prof. Dr. Lyndal Roper ist eine der weltweit führenden Expertinnen für die Geschichte der Frühen Neuzeit zu Gast bei den LutherMuseen. Am Donnerstag, 2. Oktober, 19 Uhr stellt sie in der Kapelle des Wittenberger Augusteums (Collegienstraße 54) ihr neues Buch „Für die Freiheit: Der deutsche Bauernkrieg“ vor. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind aufgrund begrenzter Platzkapazitäten erbeten unter service@luthermuseen.de oder 03491/42 03 171.

Im 500. Gedenkjahr des Bauernkriegs erzählt Roper, die kürzlich in den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt berufen wurde, von der größten Massenbewegung vor der Französischen Revolution. Die Professorin an der Universität Oxford und Luther-Biographin erweckt in ihrem Buch die Aufständischen und ihre Utopien zum Leben. Lyndal Roper zeigt, dass damals ebenso wie heute Freiheit, Gerechtigkeit und ein gutes Leben wichtig waren. Doch es ging auch um die Vision eines neuen, gottgefälligen Reiches, für die der charismatische Prediger Thomas Müntzer stand. Viele Menschen ließen sich von ihm faszinieren und folgten nicht dem Weg Martin Luthers.

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Die Aufständischen plünderten Klöster, schworen sich Eide und lebten Brüderlichkeit, doch sie forderten auch, dass die Grundherren ihnen keine übermäßigen Frondienste auferlegten, und dass sie ihnen weiterhin Zugang zu Gottes Schöpfung erlaubten: Die Menschen brauchten das Holz der Wälder und den Fisch aus Flüssen und Seen, sie wollten das Recht zur Jagd ausüben. Lyndal Roper entwickelt in diesem Zusammenhang die Idee einer „bäuerlichen Theologie“, der zufolge die natürlichen Ressourcen nach dem Willen Gottes allen zugänglich sein sollten.

Obwohl sich ihnen auch mancher Adlige und Ritter anschloss, konnten die Aufständischen gegen die Übermacht der Grundherren nicht gewinnen. Viele von ihnen starben in der Schlacht bei Frankenhausen, andere wurden hingerichtet. Die Erinnerung an diesen Aufstand war lange verblasst, doch Roper zeigt, dass die Utopie der Bauern und ihr Blick auf die Natur uns heute näher sind als wir glauben.

Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper gehört zu den weltweit renommiertesten Expertinnen für die Geschichte der Frühen Neuzeit und hat bahnbrechende Arbeiten zur Sozial-, Geschlechter-, Psycho- und Körpergeschichte vorgelegt. Nach Stationen an der Universität London, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen lehrte sie als Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Royal Holloway College der Universität London. 2002 wechselte sie an das Balliol College der Universität Oxford. Seit 2011 ist sie als erste Frau „Regius“-Professorin am Oriel College der Universität Oxford. Im Juni 2016 erschien ihre englischsprachige Biographie „Martin Luther. Renegade and Prophet“ (deutsche Ausgabe: „Der Mensch Martin Luther. Die Biographie“). Lyndal Roper ist Trägerin wissenschaftlicher Preise und Mitglied in internationalen wissenschaftlichen Kommissionen und Akademien.

Das Buch: Lyndal Roper: „Für die Freiheit: Der Deutsche Bauernkrieg 1525“, übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller; S. Fischer Verlag 2024, ISBN: 978-3-10-397475-1, 676 Seiten, 36 Euro.

Von Redaktion

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