Dienstag, 04.11.2025

Bad Schmiedeberg (md/wg). Die Ausstellung „Umkehr führt weiter! – Die kirchliche Friedens- und Umweltbewegung in der mitteldeutschen Industrieregion“ in der Evangelischen Stadtkirche (siehe Foto) erinnert auf 12 großformatigen Tafeln an die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts in den Kirchen der DDR, die geprägt waren von widerständigem Handeln junger Christen in vielen Gemeinden, oft mit großer Phantasie und Kreativität. Die Exposition, die im Rahmen der Ökumenischen Friedens-Dekade 2025 bei freiem Eintritt gezeigt wird, ist bis zum 30. November zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr sowie vor und nach den Gottesdiensten und Veranstaltungen.

Erinnert wird mit Fotos, Zeitungsartikeln und anderen Texten an die Kirchentage 1983 in Wittenberg und 1988 in Halle, an den Olaf-Palme-Friedensmarsch 1987, aber auch an kleinere Aktionen in unterschiedlichen Orten. Überall bildeten sich Gruppen, die kirchliche Räume nutzten, um Demokratie einzufordern, oft argwöhnisch beobachtet nicht nur vom Staatssicherheitsdienst, sondern auch von kirchlichen Gremien, u.a. in Weißenfels und Langendorf, wo die damaligen Pfarrer Lothar Tautz und Christoph Krause wirkten.

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Die Ausstellung geht exemplarisch auf die Arbeit des Kirchlichen Forschungsheimes in Wittenberg und auf die Aktivitäten der Friedensinitiative „Frieden ’83“ ein. Beide Organisationen waren über Jahre überregional tätig und entfalteten daher eine für Diktaturverhältnisse breite öffentliche Wirksamkeit im Bereich des Engagements für Frieden und Umwelt. Zentrales Thema war die gewaltfreie Lösung von innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Konflikten. Wofür sich „Frieden ’83“ jahrelang beharrlich eingesetzt hatte, mündete 1987 auf der Görlitzer Synode in das Bekenntnis zum Frieden mit der „Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschreckung“, zusammen mit der Forderung nach Abbau von Rüstung und Feindbildern.

In der konsequenten Ablehnung des Wehrdienstes mit seinem Eid blieben die Mitglieder von „Frieden ’83“ jedoch außerhalb des Konsenses von Synoden. Vertreter der Gruppe suchten den Kontakt zu west- und osteuropäischen Friedens- und Menschenrechtsgruppen und traten bei der Vorbereitung und Ausgestaltung des Olof-Palmes-Friedensmarsches im September 1987 hervor. Nachdem die Wittenberger Gruppe 1983 während des Kirchentages in der Lutherstadt mit ihrer Schmiedeaktion „Schwerter zu Pflugscharen“ über die DDR-Grenzen hinaus Aufsehen erregt hatte, legte sie 1988 für den Kirchentag in Halle „20 Thesen zur gesellschaftlichen Erneuerung“ vor, die eine große Resonanz fanden.

Die Kirchen bewahrten sich in der DDR ihre Unabhängigkeit, erklären manche Historiker. Andere gehen davon aus, dass auch die Kirchen Teil der Diktatur der SED waren. Konsens ist, dass sie die einzigen gesellschaftlichen Organisationen waren, die das Regime nicht vollständig in das Herrschaftssystem integrieren konnte. Die Kirchen öffneten ihre Räume für Kritiker, Künstler, unangepasste Jugendliche und Oppositionelle, die sich unter dem „Schutzdach der Kirchen“ organisieren konnten und im Herbst 1989 zum Sturz der SED-Diktatur beitrugen. Gleichzeitig offenbarte sich nach 1989 das Ausmaß der Verstrickungen zwischen Kirche und Staatssicherheit.

Von Redaktion

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