Freitag, 28.11.2025

Wittenberg (md/wg). Noch bis zum 15. August ist im Neuen Rathaus die multimediale Plakatausstellung „Menschen Recht Freiheit Protest“ zu sehen, die sich dem Aufstand vom 17. Juni 1953 in Sachsen-Anhalt widmet. Auf 25 Plakaten werden die Vor-, Nach- und Wirkungsgeschichte des Aufstands dargestellt. Die Ausstellung beleuchtet die Ereignisse an zehn Orten: Bitterfeld-Wolfen, Dessau, Halberstadt, Halle (Saale), Jessen (Elster), Leuna, Magdeburg, Roßlau, Schönebeck (Elbe) und Wernigerode. Einzigartige Fotos bringen den Besuchern die Geschehnisse vom 17. Juni und die daran beteiligten Menschen nahe. Ergänzt werden diese Bilder durch originale Tondokumente und Zeitzeugenberichte unter anderem aus dem Bundesarchiv.

Weniger als vier Jahre nach der Gründung der DDR hatten die Menschen genug von der SED-Diktatur. Genug vom Sozialismus, genug von der ineffizienten Planwirtschaft, genug von der Verstaatlichung der Industrie und der Kollektivierung von Landwirtschaft und Handwerk, genug von Verhaftungen und Repressionen. Was noch vielfach unbekannt ist: Rund um den 17. Juni 1953 war nicht nur Berlin, sondern gerade auch das heutige Sachsen-Anhalt ein Zentrum von Streiks und Demonstrationen. Allein in Magdeburg, Halle, Bitterfeld und Leuna gingen Zigtausende von Menschen auf die Straße. An mehr als 240 Orten in Sachsen-Anhalt kam es zu Protesten.

Werbung

Die Demonstranten forderten Freiheit und Menschenrechte, das Ende der SED-Diktatur, freie Wahlen und die deutsche Einheit. Der 17. Juni 1953 war somit ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte. Aus heutiger Sicht wird deutlich, dass der Volksaufstand des 17. Juni, die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ im August 1968 und die friedliche Revolution vom Herbst 1989 zusammen gehören. Nimmt man den ungarischen Volksaufstand des Jahres 1956 und die polnische Soldarnosc-Bewegung seit dem Ende der siebziger Jahre hinzu, dann schärft sich das Bild einer historischen Entwicklung: Der Wunsch nach Demokratie und Menschenrechten war nicht aufzuhalten.

Am Morgen des 17. Juni 1953 gingen überall in der DDR und auch in vielen Städten und Dörfern Sachsen-Anhalts zahlreiche Menschen auf die Straße. Doch bereits ab Mittag zogen vielerorts sowjetische Panzer auf und walzten die Proteste gewaltsam nieder. Allein in Sachsen-Anhalt verloren mindestens 21 Menschen ihr Leben. In der Folgezeit schlug die SED-Diktatur erbarmungslos zurück. Drei Männer und eine Frau aus Sachsen-Anhalt wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, andere erhielten lange Haftstrafen.

Hinweis

Die Ausstellung „Menschen Recht Freiheit Protest. Der Aufstand vom 17. Juni in Sachsen-Anhalt“ wurde vom Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erstellt und von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt gefördert. Die Öffnungszeiten sind: Montag, Mittwoch, Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 8.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bei der Besichtigung der Ausstellung können das Begleitheft zur Ausstellung als auch die vom Landesarchiv Sachsen-Anhalt herausgegebene Publikation zum 17. Juni 1953 in Sachsen-Anhalt kostenfrei mitgenommen werden.

Von Redaktion