Wittenberg (md). Am 14. Oktober 2022 fand die Inaugurations- und Graduierungsfeier des Doktorandenkollegs „Ethik und gute Unternehmensführung“ am Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) im historischen Wilhelm-Weber-Haus statt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Gute Aussichten trotz globaler Krisen(?)“.
Derzeit überschlagen sich die schlechten, teils dramatischen Nachrichten: Corona-Pandemie, Krieg in Europa, hohe Energiepreise, steigende Inflation, wachsende gesellschaftliche Spaltungen und spürbare Auswirkungen des Klimawandels. Keine guten Aussichten! Krisenzeiten sind jedoch auch Umbruchszeiten und diese können ein Aufbruch zu etwas Neuem sein. Und so stellt sich die Frage, ob die unterschiedlichen Krisen die Möglichkeit bieten, positive Veränderungen anzustoßen oder zu beschleunigen. Diese Frage stand im Mittelpunkt der Inaugurations- und Graduierungsfeier des Doktorandenkollegs „Ethik und gute Unternehmensführung“, welches am WZGE angesiedelt ist.
Nach der Eröffnung durch den WZGE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Martin von Broock lobte Bürgermeister André Seidig das WZGE als eine Institution, „die Fragen der Gegenwart kritisch reflektiert, Dialogprozesse anstößt und Impulse für verantwortungsvolles Handeln in Wirtschaft und Politik setzt.“ Zusammen mit anderen Einrichtungen wie die Stiftung Leucorea, die Evangelische Akademie, das Evangelische Predigerseminar, die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek und vielen weiteren Akteure trage das WZGE wesentlich zum akademischen Profil der Stadt bei: Wittenberg sei auch ohne eine eigene Universität ein bedeutender Wissenschafts- und Tagungsstandort.
Vor allem heutige und künftige Führungskräfte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien die Hauptadressaten der Arbeit des WZGE, dessen Kernkompetenz die Vermittlung von Ethik nicht nur in der Wirtschaft sei, betonte der Bürgermeister. „Es geht darum, ethische Prinzipien zu formulieren, die es Menschen unabhängig von unterschiedlichen politischen Systemen, Religionen und Kulturen ermöglicht, in einer Welt des Friedens zusammenzuleben. Wie wichtig dieser Aspekt ist, zeigt aktuell der Ukraine-Krieg.“ Das WZGE habe hierzu im Sommer des Jahres unter dem Titel „Notfalls mit Härte für den Frieden eintreten“ eine eindeutige Position bezogen.
Anschließend referierte Dr. Andreas Lenz MdB (CSU), als Vorsitzender des Parlamentarischen Beirats für Nachhaltige Entwicklung zum Themenkomplex „Krise, Nachhaltigkeit und Energie“. Anschließend gab Dr. Heide Richter-Airijoki, MdL (SPD) unter dem Titel „Krise, Gesundheit und Globalisierung“ Einblicke in ihre Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit im Gesundheitssektor.
Dass eine Krise auch neue Energien freisetzen, Engagement und Führung wecken kann, zeigte der Film „Kollektive Führung und Leidenschaft“. In dem Film porträtieren Doktoranden des Kollegs den Leipziger Verein „Humanitäre Hilfe Ukraine e.V.“, der unmittelbar nach dem 24. Februar 2022 gegründet wurde. Der Film war der diesjährige Beitrag des WZGE für den Ideenaufruf „Führung+Leidenschaft“ der Karl Schlecht Stiftung. Die Stiftung fördert das Doktorandenkolleg und die Praxisplattform seit 2014 großzügig.
Die Veranstaltung endete mit der Verabschiedung der Absolventen des Kollegs und der Begrüßung der neuen Doktoranden der mittlerweile neunten Kohorte. So erhielten Dr. Moritz Appels, Hannah Schragmann und Dr. Felix Wittke aus dem sechsten Jahrgang ihre Urkunden. Alle drei werden sich in Zukunft beruflich mit der Frage der Ethik in der Wirtschaft beschäftigen: Moritz Appels als Assistant Professor an der Erasmus Universität Rotterdam; Felix Wittke als CLO des Avantgardist Instituts, einem Startup, das er unter anderem gemeinsam mit der Alumna Lili Jassemi (fünfte Kohorte) gegründet hat, und Hannah Schragmann als Chief Sustainability Officer bei Grow My Tree, einem StartUp, das bereits mehr als eine Million Bäume vor allem in Entwicklungsländern gepflanzt hat.
Fünf neue Mitglieder wurden im Kolleg willkommen geheißen: Vittorio Cerulli und Manon Filler werden beide von Prof. Dr. Markus Beckmann (Universität Erlangen-Nürnberg) betreut und arbeiten im Bereich der Unternehmensethik zu den Themen Nachhaltigkeit und Purpose. Simon Merz wird unter Leitung von Prof. Dr. Philipp Schreck (MLU Halle-Wittenberg) über gerechte und vertrauenswürdige Führung im AI Bereich forschen und Georg Röder, dessen Doktorvater Prof. Dr. Andreas Suchanek (HHL – Handelshochschule Leipzig) ist, über konsumbezogene Selbstbegrenzung. Christin Philipp wird von Prof. Dr. Ingo Pies (MLU Halle-Wittenberg) betreut und verantwortliches Konsumentenverhalten steht im Fokus ihres Promotionsvorhabens. Mit der Aufnahme des neunten Jahrgangs forschen aktuell 13 Doktoranden aus sechs Nationen im Kolleg.
Zum WZGE
Das WZGE ist ein gemeinnütziger Think Tank, der seit 1998 praxisorientiert Wirtschafts-, Unternehmens- und Führungsethik vermittelt. Mit seinen Angeboten wendet sich das WZGE primär an Führungs- und Nachwuchskräfte, Studierende und Promovierende sowie an Unternehmen und Organisationen. Der Think Tank arbeitet unabhängig, wissenschaftlich fundiert und global ausgerichtet, dabei wird das WZGE von Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kirchen unterstützt. Weitere Infos zum Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik finden Interessierte unter www.wcge.org und zum Doktorandenkolleg „Ethik und gute Unternehmensführung“ unter www.ethicsinbusiness.de.
Bild: Das Doktorandenkolleg „Ethik und gute Unternehmensführung“ am WZGE. Foto: Jörg Farys/WZGE

