Wittenberg (wg). Am Samstag, dem 13. Mai 2023, wird deutschlandweit der „Tag der Städtebauförderung“ begangen. Aus diesem Anlass finden auch in Wittenberg verschiedene Veranstaltungen statt, in denen städtebauliche Projekte vorgestellt werden, welche dank verschiedener Förderprogramme in der Stadt realisiert werden konnten.
Seit mehr als 40 Jahren hat die Städtebauförderung das Bild der Städte und Gemeinden entscheidend geprägt, seit der Wende auch in Ostdeutschland. Das Gemeinschaftsprojekt von Bund, Ländern und Kommunen ist in der Öffentlichkeit bisher noch zu wenig bekannt, deshalb will der Aktionstag Abhilfe schaffen und die Städtebauförderung als erfolgreiches Instrument der Stadtentwicklung stärker in die Öffentlichkeit bringen. „Wir hätten gerne auch das ehemalige K-Gebäude neben dem Neuen Rathaus einbezogen, dort wird aber aktuell Estrich verlegt“, berichtet Oberbürgermeister Torsten Zugehör.
Projekt StadtLabor kennenlernen
Mit dem Projekt StadtLabor möchte die Stadt eine wissensbasierte und ko-kreative Stadtentwicklung fördern. Die dabei entwickelten Prozesse und Projekte sollen die Innenstadt beleben und dabei helfen, ihre Attraktivität – insbesondere für Familien und junge Menschen – wieder zu steigern. Die alten und bestehenden Strukturen der Wittenberger Innenstadt sollen bis 2025 in einem breit angelegten Beteiligungsprozess mit den lokalen Akteuren und Anwohnern hinterfragt, umgedeutet und im Sinne einer zukunftsfähigen und lebenswerten Innenstadt aufgebrochen und weiterentwickelt werden.
Am Tag der Städtebauförderung stellt sich das Büro, welches dieses Stadtentwicklungsprojekt betreuen wird, von 10 bis 14 Uhr Bürgern und Gästen im Markt 3 vor und lädt diese zu einem ersten offenen Werkstattgespräch ein. Begleitet und unterstützt wird das Projektbüro von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, welche mit einem Informationsstand auf dem Marktplatz über die aktuellen Planungsstände zu den Projekten am Alten Elbhafen und der Landesgartenschau 2027 informieren.
Die Geschichte des Alten Rathauses
Das Bild des Wittenberger Marktplatzes wird maßgeblich durch das Rathaus dominiert. Bereits im frühen 14. Jahrhundert wurde erstmals ein Rathaus in Wittenberg erwähnt; die Grundsteinlegung des Neubaus erfolgte dann am 11. Mai 1523. Schon vierzig Jahre später ist das Rathaus jedoch „in Haufen gefallen“ und wurde anschließend erneut errichtet. Ergänzend wurden dem Bau nun der Altan mit dem Gerichtsportal sowie der Glockenturm mit der Rats- und Arme-Sünder-Glocke hinzugefügt.
Bedingt durch den Siebenjährigen Krieg diente das Gebäude 1760 zeitweise als Lazarett; 1768 erfolgte eine Generalinstandsetzung. Eine durchgreifende Umgestaltung erfuhr das Wittenberger Rathaus schließlich 1926 bis 1928, bei welcher der komplette Bau entkernt und neu ausgebaut wurde. Als Sitz des Rates der Stadt Wittenberg beherbergte das Rathaus entsprechend der administrativen Aufgaben neben der Rats- und Mehlwaage auch die Steuerstube, die Stadtschreiberei, die Spritzenkammer, das Ratsarchiv, die Ratssitzungsstube und den Ratskeller.
Mit der bereits 1441 von der Stadt erlangten Gerichtsbarkeit wurden hier auch Urteile gefällt und vollstreckt. Davon zeugen zum einen die ursprünglich vorhandenen Gefängniszellen und Folterkammer sowie die Steine im Marktplatzpflaster vor dem Rathausportal, welche gezogen wurden, wenn das Schafott errichtet wurde. Aber auch kommerziell wurde das Rathaus genutzt: So boten beispielsweise im großen Bürgersaal Tuchmacher und Schuster ihre Waren feil.
Führungen bieten die Städtischen Sammlungen in Kooperation mit dem Heimatverein der Lutherstadt Wittenberg und Umgebung e.V. um 10 und um 14 Uhr an, Treffpunkt ist am Eingang, die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen pro Führung begrenzt, deshalb empfiehlt sich eine rechtzeitige Anmeldung.
Neues Büro der LWM und Kunstausstellung
Zum 1. März 2023 erfolgte der Umzug der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH (LWM) aus dem Markt 4 ins Dachgeschoss des Alten Rathauses. Vorausgegangen sind dem 11 Monate Sanierungs- und Ausbauarbeiten auf einer Fläche von ca. 480 Quadratmetern. Besucher können die neuen Räume am Tag der Städtebauförderung von 10 bis 14 Uhr besichtigen und ins Gespräch mit der Marketing GmbH treten. Der Künstler Thomas Schmid bietet interessierten Besucher ab 12.30 Uhr in der Galerie Kunst.Wittenberg im Alten Rathaus Führungen durch seine Ausstellung „Sinnbilder“ an.
Führung am historischen Stadtmodell von 1873
Am 30. Mai 2023 jährt sich zum 150. Mal der zukunftsweisende Befehl des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I., den Festungsstatus der Stadt Wittenberg aufzuheben. In den darauf folgenden Jahren wurden die monumentalen Befestigungsanlagen abgebaut. Die Niederlegung der drei massiven Toranlagen markiert den Beginn; es folgten der Abriss von Mauern, Bastionen, Lünetten und Schanzen, die Niederlegung von Wällen und das Auffüllen von Wassergräben. Die in der Folge entstandene Parklandschaft legte sich wie ein grüner Gürtel rund um die historische Altstadt. Heute laden diese historischen Wallanlagen Einwohner und Besucher der Stadt zu jeder Jahreszeit zum Flanieren und Verweilen ein.
Auf dem Stadtmodell erlebt man die Stadt Wittenberg noch als Festungsstadt und erfährt von den damit verbundenen Bedingungen, welche das tägliche Leben von Bürgern beeinträchtigte. Die heute nicht mehr – oder nur vage und in sehr wenigen Teilabschnitten – feststellbaren umfangreichen Befestigungen im öffentlichen Stadtraum können nur noch an diesem Stadtmodell in Augenschein genommen werden. Führungen werden um 11, 13 und 15 Uhr angeboten, die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen pro Führung begrenzt.
Hinweise
Die Teilnahme von mobilitätseingeschränkten Personen an den Führungen ist eingeschränkt bzw. nur mit Hilfe möglich. Für einige der Angebote ist die Anzahl der Teilnehmer beschränkt. Alle Führungen, die im Rahmen des Tags der Städtebauförderung angeboten werden, sind kostenfrei. Weitere Informationen zum Tag der Städtebauförderung finden Interessierte im Internet: www.tag-der-städtebauförderung.de.
Bild: Das Alte Rathaus: Hier werden Führungen zur Geschichte des Hauses angeboten, können die neuen Räume der LWM besichtigt und die Kunstausstellung „Sinnbilder“ besucht werden. Foto: Wolfgang Gorsboth