Wittenberg (md). Zum nächsten Abendvortrag innerhalb der Reihe „Vorträge aus der Forschung“ der Stiftung Leucorea wird am Dienstag, dem 19. November 2024, 19.30 Uhr, in das Auditorium maximum der Stiftung herzlich eingeladen. Der durch den Campus Wittenberg e.V. geförderte Abend steht unter dem Titel „Universalismus ohne Imperialismus? Zwischen Menschheitsethos und politischer Ideologie«“ Es referiert der Soziologe und Sozialphilosoph Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas. Der Eintritt ist frei.
Das Wohl aller Menschen bei moralischen und politischen Entscheidungen zu berücksichtigen – das ist heute für viele zumindest als Ideal gerechtfertigt. Angeboren und universell verbreitet ist eine solche universalistische Orientierung aber keineswegs. Deshalb ist es wichtig, nach ihrer historischen Entstehung, ihrer weiteren Entwicklung und den Bedingungen für ihre Stabilisierung in der Auseinandersetzung mit Nationalismus und Rassismus zu fragen.
Die Geschichte der Wechselwirkungen zwischen Universalismus und Imperialismus zeigt allerdings auch, dass in den Universalismus eigene Gefahren eingebaut sind. Diese werden insbesondere dann akut, wenn er selbst der Rechtfertigung von Imperien dient. Die entscheidende Frage muss deshalb lauten, ob es einen Universalismus ohne Imperialismus überhaupt auf Dauer geben kann. Von welchen Denkern der Vergangenheit – von Augustinus bis Gandhi – lässt sich hier etwas lernen? Haben deren Antworten auch in unserer Zeit praktische Bedeutung?
Der Referent Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas, geboren 1948, gehört als Soziologe und Sozialphilosoph zu den bedeutendsten Denkern der Gegenwart. Mit seinen jüngeren Veröffentlichungen „Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte“ (2011), „Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung“ (2017) und „Im Bannkreis der Freiheit. Religionstheorie nach Hegel und Nietzsche“ (2020) erregte er große Aufmerksamkeit.
Joas ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin und lehrt als Mitglied des Committee on Social Thought an der University of Chicago. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hans-Kilian-Preis, dem Max-Planck-Forschungspreis, dem Prix Ricœur, dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen und zuletzt für das wissenschaftliche Lebenswerk mit dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Foto: Veranstalter