Donnerstag, 06.11.2025

Wittenberg (md). Über Europas bedrohte Wälder referiert am Freitag, dem 11. November, um 18 Uhr Berndt Fischer im Kirchlichen Forschungsheim in der Wilhelm-Weber-Straße 1a. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird per Mail an info@ev-akademie-wittenberg.de oder unter Tel.: 03491/49 880 gebeten. In seiner Multivision zeigt Berndt Fischer, der seit mehr als 30 Jahren als professioneller Tier- und Naturfotograf, Textautor und Verfasser von Reportagen arbeitet, die Wunderwelt von Urwäldern unter anderem aus Rumänien und Slowenien, wo sich der Löwenanteil noch vorhandener Urwälder befindet.

Wie in seinem neuen Bildband „Wildfremd – Geheimnisse zwischen Bayern und Böhmen“, der anlässlich der Multivision auch vorgestellt wird, ausführlich thematisiert, gibt es auch in Bayern und Tschechien noch kleine Urwaldrelikte. Der Kampf um den dritten Nationalpark Steigerwald, dem größten Buchenwald Mitteleuropas, wird noch ausgefochten, das Ziel eines Buchenurwalds im Nationalpark bleibt allerdings im Ungewissen. Neben den Waldbildern spielen die „Darsteller“ im Wald einer zentralen Rolle: Bären, Luchse, Dachse, Waldhühner, Spechte, Totholzkäfer und Pilze. Die Schönheit ursprünglicher Wälder wird immer wieder kontrastiert mit der Realität nicht nachhaltiger Waldnutzung, ja eines zügellosen Raubbaus an den letzten Naturwäldern.

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Europas Waldgeschichte beginnt nach der letzten Eiszeit. Das Ergebnis der natürlichen Bewaldung waren ausgedehnte Eichenurwälder etwa um 6.000 v.Chr. Seit 4.000 v.Chr. wanderte die europäische Rotbuche ein, die nach und nach die Eiche als dominierende Baumart verdrängt hat. Buchen können jahrelang als Jungpflanzen im Walddunkel verharren. Wenn ein großer Baum fällt und Licht auf den schattigen Boden fällt, streben Buchen am schnellsten dem Licht entgegen und können über 20 Meter hoch wachsen. Mitteleuropa war bis ins Mittelalter fast vollständig bewaldet, große Pflanzenfresser wie Wisent, Wildpferd und Elch bewohnten diese Urwälder und hielten sie auch an manchen Stellen offen.

Seit dem Mittelalter begannen die Menschen verstärkt Druck auf den Wald auszuüben: Ackerbau, Weideland und Brennholzbedarf verringerten die Waldfläche und führten schließlich zu einem Raubbau an den Wäldern. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die verbliebenen ursprünglichen Laubwälder in Nadelforste umgewandelt. Der durch Forstakademien „gelehrte“ neue Wald der ungesunden, aber rentablen Nadelforste hat den verbliebenen Urwäldern fast vollständig den Garaus gemacht. Heute sind nur noch vier Promille der gesamten mitteleuropäischen Waldfläche in urwaldartigem Zustand. Der Druck auf den Wald hat bis heute nicht aufgehört, im Gegenteil: neue Bedrohungen sind entstanden. Flächenfraß, Stürme, Borkenkäfer, Klimawandel usw. haben die Wälder kollabieren lassen. Nur an ganz wenigen Stellen in Europa gibt es heute noch Waldwildnis oder wenigstens gesunde Mischwälder mit Naturwaldcharakter.

Bild: Vögel wie der Sperlingskauz sind auf intakte Wälder angewiesen. Fo: Berndt Fischer

Von Redaktion