Donnerstag, 23.10.2025
DEU, Sachsen-Anhalt, KsDW, Wörlitzer Schloss, 2025-04-16: Vorstellung des zurückgekehrten Gemäldes des Barockmalers Filippo Lauri "Jupiter und Io von Juno belauscht" im Festsaal des Wörlitzer Schlosses [Foto: © KsDW / Lars Reimann]

Wörlitz (md/wg). Mit „Jupiter und Io von Juno belauscht“ konnte die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz dank der großzügigen Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt ein bedeutendes Werk des römischen Barockmalers Filippo Lauri (1623–1694) aus französischem Privatbesitz zurückzugewinnen. Der Preis beläuft sich auf 30.000 Euro, davon hat das Land 25.000 Euro übernommen. Das Gemälde stellt die Verführung der Io durch den Göttervater Jupiter dar und war Teil eines ausgeklügelten mythologischen Bildprogramms im Schlafzimmer des Fürsten. Hier befand sich das kleinformatige Bild spätestens seit 1788.

„Mit dem Gemälde kehrt ein bedeutendes Kunstwerk nach Sachsen-Anhalt und ein entscheidendes Stück Geschichte in das Schloss Wörlitz zurück“, erklärt Prof. Dr. Harald Meller, kommissarischer Vorstand und Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Das Gemälde wird zukünftig wieder an seinem ursprünglichen Platz im Schlafzimmer des Fürsten im Schloss Wörlitz zu sehen sein, wo es das Bildprogramm des Raumes bereichert.

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Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur, betont die Bedeutung von Institutionen zur Förderung der Provenienzforschung: „Mit Hilfe der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg und ihrer Lost Art-Datenbank werden frühere Eigentumsverhältnisse sichtbar gemacht. Dieser Fall zeigt, dass der Kunsthandel weiterhin für die Wichtigkeit von Provenienzforschung sensibilisiert werden muss. Ich danke der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz für die aufmerksame Recherche und ihr kontinuierliches Bemühen um den Erhalt der großartigen hiesigen Sammlungen.“

Von Rom über Dessau nach Paris

Vermutlich erwarb Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau das Gemälde während seines Aufenthalts in Italien im Jahr 1766. Zu dieser Zeit waren die Werke des Malers Filippo Lauri sehr gefragt. Der Fürst dürfte mehrere der oft kleinformatigen mythologischen Werke des Malers persönlich gesehen haben. Bei einem Besuch im Palazzo Borghese im Januar 1766 wird er aber vor allem das Hauptwerk des Künstlers bewundert haben, eine Deckenmalerei, die auch die Darstellung der Geschichte von „Jupiter und Io“ umfasst. Wie der Fürst in den Besitz einer kleinformatigen Version dieses berühmten Deckengemäldes gelangte, ist nicht überliefert.

August von Rode dokumentierte das Bild „Ueberm Kamine“ des fürstlichen Schlafzimmers erstmals in seiner 1788 erschienenen „Beschreibung des Fürstlichen Anhalt-Dessauischen Landhauses und Englischen Gartens zu Wörlitz“. Rodes ausführliche Beschreibung sowie der prominente Hängeort lassen auf die hohe Wertschätzung schließen, die Lauris Gemälde in den Augen des Fürsten genoss.

Aufgrund der drohenden Gefahr von Bombenangriffen erfolgten in den Häusern der Joachim-Ernst-Stiftung zwischen 1943 und 1945 Evakuierungsmaßnahmen, die zu Auslagerungen von Kunstobjekten an verschiedene Standorte führten. Noch in den letzten Kriegsmonaten erfolgte die Auslagerung des Gemäldes nach Ballenstedt, wo sich seine Spuren verlieren.

Im Rahmen von Recherchen zum Bestand der Gemälde der KsDW konnte Filippo Lauris „Jupiter und Io“ im Jahr 2024 auf der Website eines Pariser Kunsthändlers aufgespürt werden, der es 2020 aus Privatbesitz auf einer Auktion in Düsseldorf erworben, inzwischen aber bereits an einen französischen Privatsammler weiterveräußert hatte. Die Identifikation des Gemäldes war aufgrund der rückseitig notierten Joachim-Ernst-Stiftungs-Inventarnummer sowie des originalen Rahmens zweifelsfrei möglich. Foto: ©KsDW/Lars Reimann

Von Redaktion