Montag, 16.09.2024
Bild: Kuratorin Dr. Monika Kaiser zeigt eines der farbintensiven Stillleben von Thea Schleusner. Foto: W. Gorsboth

Wittenberg (md). Die Ausstellung „Ein Leben für die Kunst. Die expressiv-symbolistischen Welten der Thea Scheusner“ wird am Freitag, dem 30. August 2024, um 18 Uhr im Alten Rathaus feierlich eröffnet und ist anschließend bis zum 12. Januar 2015 zu sehen. Im Rahmen der Megawerkschau werden an vier Standorten – dem Alten Rathaus, den Städtischen Sammlungen im Zeughaus, der Cranach-Stiftung und der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg im Schloss – rund 330 Werke der 1879 in Wittenberg geborenen Künstlerin gezeigt. 280 Werke stammen aus privaten Sammlungen, 50 Leihgaben aus öffentlichem Besitz.

Anlass der Ausstellung ist der 60. Todestag der Künstlerin, die am 24. Januar 1964 in Berlin starb. Initiator ist der Kunstsammler Dr. Rainer Naser, der 2021 in Wittenberg die „Naser-Stiftung für (wieder)entdeckte Kunst“ gründete. Drei Jahre präsentiert sie sich erstmals der Öffentlichkeit mit der Werkschau einer Künstlerin, deren Wiederentdeckung sich die Stiftung zum Ziel gesetzt hat. Mit der von Dr. Monika Kaiser, in Kemberg lebende freischaffende Kunsthistorikerin und Autorin, kuratierten Ausstellung erhält Thea Schleusner endlich ein Forum, in der ihre Bedeutung erstmals in gebührender Form gefeiert werden kann.

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Zu ihrer Zeit stand Schleusner den progressiven politischen Strömungen nahe, darunter der Frauenrechtsbewegung, stark geprägt wurde sie von einem jüdisch-intellektuellen Umfeld. Mit den von ihr porträtierten Prominenten wie Albert Einstein, Emil Nolde, Friedrich Nietzsche, Mary Wigman und Lilly Freud-Marlé stand sie in engen Kontakten. Der Ausstellungstitel „Ein Leben für die Kunst“ bezieht sich auf die beeindruckende Vielseitigkeit Schleusners: Sie war nicht nur Malerin, sondern auch Schriftstellerin und Requisiteurin für Theater und Tanz.

Thea Schleusner durchlebte den Ersten Weltkrieg, die Aufbruchsjahre der Weimarer Republik und deren jähes Ende im Nationalsozialismus. Mit ausdrucksstarken Arbeiten, die durch ihre einzigartige Formsprache und Farbigkeit hervorstechen, bewegte sie sich zwischen Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und Symbolismus. Sie gehörte zu der Gruppe bildender Künstlerinnen, die sich – wie Paula Modersohn-Becker – um ca. 1900 nach Paris, der damaligen Stadt der Avantgarde, aufmachten, um dort zu studieren und ihren eigenen Weg in die Kunstwelt zu finden.

Stand ihr frühes Schaffen noch im Zeichen von Jugendstil und Impressionismus, änderte sich dies im Laufe des Ersten Weltkriegs, als in der Auseinandersetzung mit dessen Schrecken christliche Themen an Bedeutung gewannen und ihre Arbeiten farbintensiver und expressiver wurden. In einer Bombennacht kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges brannte ihr Atelier ab, fast alle ihre Kunstwerke wurden dabei vernichtet. Viele der verloren gegangenen Bilder malte sie anhand von Fotovorlagen zum Teil detailgetreu neu oder griff zumindest deren Motive auf. Ihrem einmal gefundenen Stil blieb sie bis zum Lebensende treu.

Von Redaktion