Dienstag, 16.12.2025
Eine mit Schwefelsäure in Kontakt gekommene Person (hier: eine Puppe) wird dekontaminiert.

Wittenberg/Coswig (md). Um auch im Einsatzfall ein eingespieltes Team zu sein, ist es wichtig, gemeinsam den Ernstfall zu üben. Unfälle mit Chemikalien gehören dabei zu den komplexeren Situationen, welche im Alltag glücklicherweise nicht so häufig vorkommen, umso entscheidender ist es, trotzdem für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein. Deshalb führten am Mittwochnachmittag ab 16 Uhr Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes des Landkreises Wittenberg gemeinsam mit Polizei und Rettungsdienst auf einem derzeit aufgrund von Baumaßnahmen ungenutzten Autobahnrastplatz entlang der A9 zwischen Coswig und Vockerode eine Großübung durch. Daran beteiligt waren rund 100 ehren- und hauptamtliche Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis.

Bei der Übung kamen auch Chemikalienschutzanzüge zum Einsatz.

Die Simulation diente dazu, unter realistischen Bedingungen die Zusammenarbeit und die Abläufe im Ernstfall zu erproben und zu optimieren. Auch bei einer derartigen Übung haben echte Rettungsmittel und reale Einsätze jederzeit Vorrang, sodass die öffentliche Sicherheit uneingeschränkt gewährleistet blieb.

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Die Übung des Fachdienstes ABC und der beteiligten Rettungskräfte orientierte sich an einem realistischen Gefahrenszenario, das den Einsatzkräften eine umfassende Bewältigung verschiedener Aufgabenstellungen abverlangte. Der Fachdienst ABC ist eine spezialisierte Einheit im Katastrophenschutz, die sich auf Einsätze in Verbindung mit atomaren, biologischen und chemischen Gefahren (ABC) konzentriert. Angenommen wurde ein Unfall mit dem Gefahrstoff Schwefelsäure, eine Substanz, die komplexe und ernsthafte Gesundheits- und Umweltrisiken darstellt und deshalb besondere Schutzmaßnahmen erfordert. Der sichere Umgang mit solchen Situationen ist entscheidend, weshalb regelmäßiges Training unverzichtbar ist.

Die Übung zielte darauf ab, die Abläufe und Zusammenarbeit der Einsatzkräfte zu testen und zu optimieren. Dabei ging es unter anderem darum, wie effektiv und schnell die Alarmierung und Ausrückzeiten im Ernstfall koordiniert und umgesetzt werden können sowie um die Abstimmung zwischen dem Einsatzleiter der Feuerwehr und dem Fachdienstführer ABC, um eine kohärente Führung bei einem Gefahrstoffunfall sicherzustellen. Im Rahmen der Übung wurde eine zentrale Einsatzleitung aufgebaut, die eine abgestimmte Koordination zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ermöglichte.

Einschätzung der Gefahrenlage. Fotos: Sascha Graf

Nach Identifikation der Gefahrensituation und Einschätzung der Risiken wurde der Gefahrenbereich in Abstimmung mit der Polizei abgesperrt, verletzte Personen unter Verwendung von Schutzkleidung geborgen, zusätzliche Einheiten des Fachdienstes ABC angefordert sowie Sofortmaßnahmen zur Dekontamination durchgeführt. Beim Einsatz wurde insbesondere die Handhabung von Chemikalienschutzanzügen, die sowohl gas- als auch flüssigkeitsdicht sind und der Technik des Gerätewagens Gefahrgut trainiert. Des Weiteren wurde ein Platz eingerichtet, wo Einsatzkräfte und durch den Unfall betroffene Personen sicher und vollständig dekontaminiert werden konnten. Zum Einsatz kam auch die Drohnengruppe des Landkreises zur Luftüberwachung und Lageerfassung aus der Vogelperspektive.

Hintergrund

Die Präsenz und Einsatzbereitschaft des Fachdienstes ABC ist für den Landkreis Wittenberg von essenzieller Bedeutung, da diese spezialisierte Einheit im Notfall die erste Verteidigungslinie gegen ABC-Bedrohungen darstellt. Von industriellen Unfällen über mögliche Kontaminationen bis hin zu außergewöhnlichen biologischen Gefahren – der Fachdienst ABC ermöglicht eine hochqualifizierte, gezielte Gefahrenabwehr. Dank dieser zentral organisierten und spezialisierten Einheit kann der Landkreis Wittenberg auf bedrohliche Szenarien reagieren, ohne den Grundschutz der Bevölkerung in anderen Bereichen zu schwächen.

Von Redaktion