Wittenberg (md/wg). Am 30. November 2025 findet weltweit der 24. internationale Aktionstag „Cities for Life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe” statt, der von der Gemeinschaft Sant’Egidio in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen veranstaltet wird. Auch die Lutherstadt Wittenberg beteiligt sich als eine von fast 300 deutschen Städten an dem Aktionstag und unterstützt diesen mit einem Statement des Oberbürgermeisters Torsten Zugehör (siehe Foto):
„Die Todesstrafe, wie sie in zahlreichen Staaten weltweit noch immer vollstreckt wird, stellt nach deutschem Rechtsverständnis eine fundamentale Verletzung des ersten Absatzes des ersten Artikels unseres Grundgesetzes dar. Sie negiert die Unantastbarkeit der Menschenwürde und maßt sich an, über ein Gut zu verfügen, das jedem Menschen von Natur aus zusteht: das Recht auf Leben.
In Deutschland gibt es keine Todesstrafe und das ist auch gut so. Sie ist in der Regel unverhältnismäßig, unterwirft das Leben eines Menschen der subjektiven Bewertung durch andere und trägt zur Verrohung gesellschaftlicher Werte bei. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass Staaten und Gesellschaften, die auf diese Form staatlicher Gewalt verzichten, ein sichtbares Zeichen setzen. Ein Zeichen dafür, dass ein funktionierendes Justizsystem auch ohne irreversible Strafmaßnahmen existieren kann.
In Deutschland, einem Land mit historischer Verantwortung, ist es unsere Pflicht, die Schrecken der Vergangenheit nicht zu den Realitäten der Gegenwart werden zu lassen. Diese Verantwortung beginnt bei der Frage, welchen Wert wir dem einzelnen Menschenleben beimessen. Die Lutherstadt Wittenberg bezieht daher klar Stellung: gegen die Todesstrafe und für die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens.“
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in ca. 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Im September 2024 wurde in Paris ein großes internationales Friedenstreffen der Weltreligionen zum Thema „Imagine Peace“ organisiert, an dem auch der französische Präsident Macron teilgenommen hat.
Seit 1998 engagiert sich die Gemeinschaft gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat mit anderen Organisationen 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte.
Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.santegidio.org bzw. http://nodeathpenalty.santegidio.org/en. Foto: W. Gorsboth

