Dienstag, 18.11.2025

Wittenberg (md). Zu einem sehr besonderen Nachmittag lud die Alexianer Klinik Bosse Wittenberg ihre Patienten und Mitarbeiter in die Phönix Theaterwelt ein: Im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit organisierte die Klinik ein Gastspiel des Figurentheaterstücks „Der schwarze Hund“ von Theaterpädagogin und Figurenspielerin Julia Raab sowie Theaterpädagogin Anja Schwede. Das 80-minütige Stück klärt über die Erkrankung Depression auf und gibt den Gästen eine wirkmächtige Metapher an die Hand, um die Krankheit in allen ihren Facetten greifbar zu machen.

„Die Depression ist eine Krankheit, mit der man lernen kann zu leben. Der Weg dahin ist lang – aber auch überraschend kreativ“, so Julia Raab. „Da ist zum Beispiel dieses Bild aus Literatur und Therapie: die Depression – ein schwarzer Hund. Immer da, Verhältnis ungeklärt. Er weigert sich zu gehen, knurrt, schnappt zu, beißt. Hin und wieder Anzeichen der friedvollen Absicht: Lässt er sich für einen Spaziergang an die Leine legen? Im Zusammenspiel von Maske, Puppe und Objekt, dokumentarischem Material, Elementen der Choreografie und einer eigenen musikalischen Komposition von Alexander Hohaus übersetzen ich und Anja Schwede das Leben mit dem schwarzen Hund auf die Bühne. Halbsatirische Karikaturen, Songs und vor allem die Erfahrungen von Betroffenen untersuchen das theatrale Bild auf seine Tauglichkeit, um die Depression aus ihrer sprachlosen Ecke zu holen. Jeder Vierte muss mit ihr leben, die Frage ist – wie.“

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Gerade die Patienten fühlten sich sehr verstanden, da das Stück die Krankheit in allen Fassetten aufgreift und sehr bildhaft dargestellt wurde. „Mir hat es sehr gut gefallen, es war eine tolle Aufführung. In den bildhaften Szenen wurde genau umgesetzt, wie ich mich fühle“, sagte eine Patientin am Ende der Veranstaltung. Im Anschluss an die Vorstellung hatte das Publikum die Möglichkeit, mit den Spielerinnen sowie dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Dr. Nikolaus Särchen, ein Nachgespräch zu führen. Hierbei wurden Fragen zur künstlerischen Umsetzung sowie zur Erkrankung beantwortet.

„Die szenische Veranschaulichung von Gefühlen, mit denen die Betroffenen oft allein gelassen werden, erleichtert ihnen den offenen Umgang mit ihrer Erkrankung“, so Dr. Särchen. „Das Stück ‚Der schwarze Hund‘ nimmt eindrucksvoll das Thema psychischer Erkrankungen, insbesondere der Depression, auf. Ich wünsche uns allen, dass wir offener mit dem Thema umgehen und es in die Gesellschaft tragen.“

Aufklärung und Entstigmatisierung

Die Woche der seelischen Gesundheit nahm in diesem Jahr die sozialen Beziehungen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Blick. Unter dem Motto „Reden hebt die Stimmung – Seelisch gesund in unserer Gesellschaft“ setzte sich die Aktionswoche dafür ein, miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Bundesweit fanden im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit über 400 Veranstaltungen von psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen statt. „Allein die Alexianer Sachsen-Anhalt GmbH beteiligte sich mit drei Veranstaltungen“, erklärte Petra Stein, Regionalgeschäftsführerin.

Die Klinik Bosse Wittenberg ist ein Gesundheitszentrum für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Sie versorgt Menschen mit neurologischen und psychischen Erkrankungen aus dem Landkreis Wittenberg und aus ganz Mitteldeutschland. Seit März 2019 ist die Klinik für psychische Erkrankungen Mitglied im Verein Bündnis gegen Depression Halle (Saale) und Magdeburg e.V. Die Hauptziele des Bündnisses sind die Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Krankheitsbild Depression, eine bessere Vernetzung für Betroffene und Angehörige, die Schulung von Akteuren/Professionellen (Kliniken, Ärzte, Psychotherapeuten, Sozialpsychiatrischer Dienst und Beratungsstellen) im Hilfesystem sowie die Aufklärung und Entstigmatisierung der Erkrankung.

Zu den bedeutendsten Krankheitsbildern des Zentralen Nervensystems gehören die depressiven Erkrankungen: Sie betreffen in ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen bis zu 20 % der Bevölkerung. In Deutschland erkranken 5,3 Millionen Menschen pro Jahr an einer behandlungsbedürftigen Depression. Infolge dessen sind in den vergangenen zwölf Jahren in über 65 Städten und Regionen Deutschlands lokale Bündnisse entstanden, die sich mit vielfältigen Aktivitäten für eine bessere Versorgung depressiv erkrankter Menschen und deren Angehörige einsetzen. Das Bündnis in Sachsen-Anhalt bietet Anlaufstellen, wo sich Patienten und Angehörige Hilfe suchen können, zudem werden viele Veranstaltungen zum Thema Depression auf die Beine gestellt.

Bild: Auf einer mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Bühne und ebenso vermummten Spielerinnen wurde das Stück „Der schwarze Hund“ erstmals in der Lutherstadt aufgeführt. Foto: Julia Fenske

Von Redaktion