Sonntag, 07.12.2025

Wörlitz (wg). Am 27. April 2023 lädt die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz zu einer weiteren Führung der Reihe „Donnerstags im Gartenreich“ ein. Das Thema: „Das Borkenhäuschen im Wörlitzer Park – Restaurierung einer Gartenarchitektur aus vergänglichen Naturmaterialien“. Es führt Linda Wenzel von der Abteilung Baudenkmalpflege, Kosten pro Peson: 12 Euro. Um vorherige Anmeldung unter Tel.: 034905/40 920 oder per Mail an: schloss-woerlitz@gartenreich.de wird gebeten.

Verborgen in einem kleinen Wäldchen zeigt sich das Borkenhäuschen nicht jedem Besucher der Wörlitzer Anlagen auf den ersten Blick. Anlässlich der Führung mit Linda Wenzel wird die Gartenarchitektur auf dem Weidenheger für alle Interessierten näher beleuchtet und gibt es spannende Einblicke in die abgeschlossenen Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten. Dazu zählt insbesondere die Rekonstruktion der Innenraumverzierung, die vollständig aus Naturmaterialien bestehend, originalgetreu wiederhergestellt werden konnte. Neben der wiedergewonnenen charakteristischen Erscheinung konnten aber auch neue überraschende Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte des Borkenhäuschens gewonnen werden.

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Das sogenannte Borkenhäuschen befindet sich auf dem Weidenheger und steht unmittelbar über einem hindurch führenden Weg. Das Bohlenhaus wurde um 1785 erbaut. Im Zuge der Südseebegeisterung hat man es othahitischen Badehäusern nachempfunden und es diente dem Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) tatsächlich als privates Badehaus, wenn er sich vor dem Schwimmen im Wörlitzer See umkleidete. Ganz im Sinne des Bildungsgedankens, der allen Schöpfungen des Gartenreichs zugrunde liegt, verkörpert das Borkenhäuschen eine Art „Urhütte“, welche am Anfang der architektonischen Entwicklung von Behausungen und Häusern gestanden haben mag.

Der Erhalt der charakteristischen Erscheinung war oberstes Ziel der zwei Jahre dauernden denkmalpflegerischen Maßnahmen. Dazu zählte auch die Wiederherstellung der nur noch in Resten vorhandenen Innenraumverzierungen aus geflochtenen Binsen und Schilfmatten. Um selbst kleinste Details der erhaltenen Zierbekleidungen zu dokumentieren, wurde das Gebäude zu Beginn mittels 3D-Laserscan erfasst. Diese Grundlage ermöglichte eine detailgenaue Rekonstruktion seiner Einzelteile, da zur Instandsetzung der Schäden an der Fachwerkkonstruktion alle äußeren und inneren Zierbekleidungen abgenommen werden mussten.

Eine im Zuge der Instandsetzung eingebrachte Horizontalsperre soll aufsteigende Feuchtigkeit künftig vom Gebäude fern halten – diese hatte über die Zeit zu Schäden an den hölzernen Schwellen und einzelnen Fußpunkten der Konstruktion geführt. Die Instandsetzung des Sparrendaches erforderte Reparaturen an einzelnen Balkenköpfen und den Austausch geschädigter Dachsteine. Aus jüngerer Zeit stammende Dachziegel wurden durch Manufaktur-Biberschwanzziegel ersetzt.

Für die Konservierung und Restaurierung der originalen Eichenschwarten wurde ein Konzept entwickelt, das es ermöglichte, durch Festigungstränkung der Schwarten und durch die Applikation neuer Eichenborke, das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild wiederherzustellen, ohne die Originalsubstanz aufzugeben. Eine materialtechnische Untersuchung der Innenraumdekoration brachte Aufklärung in Hinblick auf die verwendeten Materialien. Deren Wiederherstellung gelang schließlich nach aufwendiger Recherche zur Verarbeitung der Materialien.

Durch die Ausführung in traditioneller Handwerkstechnik wird den Besuchern heute wieder ein authentischer Eindruck der ursprünglichen Gestaltung des Borkenhäuschens vermittelt. Das anhand historischer Schriftquellen um 1785 datierte Borkenhäuschen wurde im Zuge der Maßnahme dendrochronologisch untersucht. Überraschend ergab sich aus den Ergebnissen der untersuchten Holzteile, dass diese rund 30 Jahre jüngeren Datums sind als ursprünglich angenommen.

Bild: Das Borkenhäuschen im Wörlitzer Park: Spitzbogige Fenster- und Türöffnungen verleihen ihm sein charakteristisches Erscheinungsbild. Foto: ©KsDW/Peter Dafinger

Von Redaktion