Dienstag, 28.10.2025

Wittenberg (md/wg). Lettland feiert 2025 das 500-jährige Jubiläum der lettischen Buchkultur, das mit der erstmaligen Drucklegung eines lettischen Buches im Jahr 1525 begann. Dieses Jubiläum wird mit verschiedenen Veranstaltungen und einer Wanderausstellung namens „500 Jahre Bücher in Lettisch – Riga erLesen“ gefeiert, die die Geschichte der lettischen Buchkultur und ihre über Jahrhunderte gewachsene Verbindung zu Deutschland beleuchtet. Die Ausstellung war unter anderem in Hamburg und Berlin zu sehen und wird noch bis zum 6. November 2025 in der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek Wittenberg gezeigt. Von den Anfängen handschriftlicher Überlieferungen über gedruckte Bücher bis hin zur modernen lettischen Literatur wird Riga als Zentrum von Verlagen, Bibliotheken und Wissen sichtbar.

Die Geburt des lettischen Buches geschah vor fünf Jahrhunderten mit der durch die Reformation verursachten Wende in Europa. Schon damals hatten in Riga Anhänger der Lehre Luthers die Oberhand gewonnen, und 1525 wanderten die ersten Druckarbeiten in lettischer und estnischer Sprache nach Riga – lutherische Texte, die für Livland bestimmt waren. Nachrichten über das Schicksal dieser Ausgaben sind spärlich. Die Sendung erreichte Riga nicht, weil die Bücher in Lübeck von der pro-katholischen Stadtverwaltung beschlagnahmt wurden. Johannes Brandes, Domdekan in Lübeck, schrieb in sein Diarium, dass das Rathaus Fässer mit lutherischen Büchern beschlagnahmt hat, darunter auch gedruckte Texte in estnischer, lettischer und gewöhnlicher livländischer Sprache. Der Rat wollte die Bücher auf dem Marktplatz verbrennen.

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Obwohl diese Bücher in lettischer Sprache die Leser nicht erreichten und später in der bereits gegründeten Stadtbibliothek von Riga (1524) nicht zu finden waren, wurde die Verbreitung des Wortes durch das Feuer nicht aufgehalten. Das auf Lettisch geschriebene Wort war geboren, wuchs und verbreitete sich. Aus diesen alten Zeiten sind mehrere Zeugnisse von Schriften, Notizen und Übersetzungen in lettischer Sprache erhalten geblieben. Zum Beispiel das von Nicolaus Gisbert, einem katholischen Priester aus der Gegend von Riga, auf Lettisch niedergeschriebene Vaterunser am Rand eines in Leipzig gedruckten Handbuchs oder die liturgischen Gesänge auf Lettisch von Johann Eck, dem Oberpfarrer der Lettischen St. Jakobskirche in Riga.

Riga zog im 18. Jahrhundert gebildete, geistreiche junge Leute an, die ein Netzwerk von Ideen im deutschsprachigen Europa bildeten. Ohne Riga als Teil dieses intellektuellen Netzwerks sähe die deutsche klassische Literatur und Philosophie anders aus. Einst wirkten in Riga Persönlichkeiten wie Johann Gottfried Herder, der hier seine Weltanschauung im kulturellen Umfeld der Stadt formte, und Immanuel Kant, dessen bedeutendste Werke in Riga veröffentlicht wurden. Im Ersten Stadttheater Riga arbeitete der herausragende Komponist Richard Wagner. Die Poster der Ausstellung veranschaulichen sowohl historische Fakten als auch inspirierende Episoden mit originellen Anspielungen auf heutige Austauschprogramme für Studierende. Bild: Blick in die RFB im Wittenberger Schloss. Foto: W. Gorsboth

Von Redaktion

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