Dessau (md). Am 19. Februar um 16 Uhr ist der Tennessee Williams-Schauspielklassiker „Endstation Sehnsucht“ in der Inszenierung von Mizgin Bilmen ein letztes Mal auf der Bühne des Großen Hauses des Anhaltischen Theaters zu sehen.
Überkommener Dünkel trifft auf archaischen Überlebenswillen – nur die Sehnsucht nach einem anderen Leben eint alle: Unter einer großen, gleißenden Sonne wird in der Inszenierung von Mizgin Bilmen wie unter einem Brennglas erkennbar, wie Menschen reagieren, wenn sie in die Enge getrieben werden. Mehrere Wochen auf der nachtkriktik.de-Wochenliste der sehenswertesten deutschsprachigen Theaterproduktionen vertreten, wurde bei der Dessauer-Fassung des Schauspielklassikers insbesondere die fassettenreiche Darstellung der Blanche durch Hauptdarstellerin Mirjana Milosavljevic von den Kritikern hervorgehoben.
Eine Straßenbahn-Endhaltestelle namens Desire in New Orleans inspirierte Tennessee Williams zu einem der berühmtesten Stücke der Theatergeschichte. Hier draußen, wo die Abgehängten leben, die weiße Unterschicht, sucht die nicht mehr ganz junge Blanche DuBois Zuflucht. Voller Melancholie und völlig mittellos zieht sie bei ihrer Schwester Stella ein, die mit ihrem Ehemann, dem Arbeiter Stanley Kowalski eine kleine Wohnung teilt. Eine toxische Mischung aus Selbstverleugnung, sexueller Anziehung und Abhängigkeiten bringt das Leben in der kleinen WG aus der gewohnten Routine.
Tennessee Williams’ Figuren sind nicht nur durch die Verfilmung mit Marlon Brando weltberühmt geworden, sondern das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Werk zählt bis heute zu den am meisten gespielten Schauspielklassikern. Dass der Text nichts von seiner Faszination verloren hat, liegt zu einem großen Teil an der zeitlosen Fabel, die jenseits der konkreten historischen Situation wie unter einem Brennglas erkennen lässt, wie Menschen reagieren, wenn sie in die Enge getrieben werden. Und wie die Sehnsucht auch in ausweglosen Situationen für einen Moment über die Realität triumphieren kann.
Bild: Mirjana Milosavljevic ist die Hauptdarstellerin in „Endstation Sehnsucht“. Foto: Claudia Heysel

