Freitag, 24.10.2025

Wittenberg (md). Die Stadtkirchengemeinde, die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt, die Cranach-Stiftung und das Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur der EKD laden am Sonntag nach Ostern, dem 16. April, um 11.00 Uhr zum Kanzelreden-Gottdienst mit Dr. Thomas T. Müller ein. Müller ist seit Februar 2023 Direktor der LutherMuseen in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld. Seine Kanzelrede stellt er unter die Überschrift „Hinter dem Regenbogen. Über die Macht von Symbolen“.

Das spielt auf die Symbolkraft des Regenbogens an. Schon im ersten Buch der Bibel taucht er als Bundes- und Friedenszeichen Gottes auf. In der Gegenwart ist das Regenbogen-Symbol allgegenwärtig. Und auch auf denjenigen Flaggen findet sich der Regenbogen wieder, die im 16. Jahrhundert im Umfeld des Reformatoren und Revolutionärs Thomas Müntzer gezeigt wurden. Für Müntzers Wirken und Schriften ist Müller ausgewiesener Experte. Im Kanzelreden-Gottesdienst wird unter anderem ein Lied aus Müntzers Feder gesungen, begleitet von Stadtkirchenkantor Christoph Hagemann. Es erklingen biblische wie literarische Texte, Gebete und Gemeindelieder. Im Anschluss an den Gottesdienst besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

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Dr. Thomas T. Müller, Jahrgang 1974, geboren und aufgewachsen im thüringischen Eichsfeld, war von 2006 bis 2022 Direktor der Mühlhäuser Museen, von 2019 bis 2022 zugleich auch Präsident des Museumsverbandes Thüringen. Seit 2023 ist er Vorstand der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und Direktor der LutherMuseen. 2016 wurde Müller mit einer Arbeit zu Frühreformation und Bauernkrieg im Umfeld der Reichsstadt Mühlhausen promoviert.

Für die zweite Wittenberger Kanzelrede 2023 wird am 4. Juni um 10 Uhr Bundesumweltministerin Steffi Lemke zu Gast sein. Ihr Thema: „Ziviler Ungehorsam in der Krise“. Wie verhält es sich mit den Formen des zivilen Ungehorsams in der Krise? Sind die heutigen Protestformen selbst in der Krise? Weitere Kanzelreden-Gottesdienste folgen am 3. September, 11 Uhr, mit Bundesminister des Inneren a.D. Thomas de Mazière und am 22. Oktober, 11 Uhr, mit Pfarrerin Renate Höppner.

Seit vielen Jahren werden zu den Wittenberger Kanzelreden namhafte Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft, aus Kunst und Kultur, aus Wissenschaft und Politik eingeladen, um Worte und Gedanken zu äußern, die anstoßen, anregen und verändern. Das Jahresthema der Kanzelreden 2023 „Sehnsucht nach Obrigkeit?“ hat aktuelle wie historische Bezüge. Martin Luther, von der Kirche exkommuniziert und vom Kaiser unter Reichsacht gestellt, kritisiert in seiner Schrift „Von der weltlichen Obrigkeit, wie weit man ihr gehorsam schuldig sei“ von 1523 den „langen Arm“ von Kirche und Staat.

Neben einer Verhältnisbestimmung von kirchlicher und weltlicher Obrigkeit formuliert Luther auch Kritik am Obrigkeitsgedanken: „Unter den Christen soll und kann keine Obrigkeit sein, sondern ein jeglicher ist zugleich dem andern Untertan.“ Wie stehen wir heute – 500 Jahre später – zu dieser optimistischen Einschätzung? Wie lässt sich in einer pluralistischen und auf Mitbestimmung ausgerichteten demokratischen Gesellschaft das Verhältnis von Herrschen und Dienen, Beteiligung und Orientierung, Widerstand und Gehorsam überhaupt bestimmen? Die Kanzelreden im Jahr 2023 gehen diesen Fragen nach.

Bild: Dr. Thomas T. Müller hält die erste Kanzelrede. Foto: ©LutherMuseen

Von Redaktion