Wittenberg (md). Immer wieder kommt es im Bereich des Fußgänger- und Fahrradtunnels an der Dessauer Straße/Hafenbrücke zu Unfällen, die auf ein deutliches Sicherheitsdefizit hinweisen. Zwischen 2007 und 2020 gab es laut Polizeiberichten insgesamt 26 Unfälle, wobei es in sechs Fällen auch zu Schwerverletzten kam. Wittenbergs Bürgermeister André Seidig spricht denn auch von einem Unfallschwerpunkt, den es zu entschärfen gelte: „Der Tunnel ist ein wichtiger Verkehrsbaustein, um die Erreichbarkeit der Altstadt zu sichern. Darum gestalten wir den Tunnel neu mit einem intelligenten Beleuchtungssystem, neuer Entwässerungsanlage und die Verbindung der Radwege.“
Für diese Maßnahmen erhält die Stadt Wittenberg Fördermittel aus dem Programm „Nationale Klimaschutzinitiative“. Mit rund 565.000 Euro beteiligt sich der Bund daran, die Verkehrssicherheit auf einer bedeutenden Radverkehrsachse zu verbessern und einen Unfallschwerpunkt in der Stadt zu entschärfen. Die Bauarbeiten am Tunnel sollen voraussichtlich ab nächstem Jahr beginnen und 2025 abgeschlossen sein. Während der Bauphase muss der Tunnel wahrscheinlich komplett gesperrt werden.
Die Unterführung wurde 2003/2004 im Zuge der Errichtung der Südumfahrung gebaut und verknüpft die westlich gelegenen Stadtquartiere mit der Altstadt. Nach inzwischen fast 20 Jahren entspricht die Unterführung nicht mehr den Anforderungen an eine attraktive und zeitgemäße Fuß- und Radwegeverbindung: Die damals professionell angefertigten Graffitis sind aufgrund von Vandalismus längst übersprüht und eine graue Beton-Tristesse herrscht vor.
Auch die Beleuchtung ist inzwischen stark beschädigt und reicht grundsätzlich nicht mehr aus, um im Tunnel eine angenehme und sichere Atmosphäre zu erzeugen. Darüber hinaus weisen die Tunnelein- und -ausfahrten sowie dessen direktes Umfeld Defizite in der Verkehrssicherheit der Radfahrenden auf. Denn dort, wo der Radweg die Fahrbahn quert, ist entweder keine Querungsanlage vorhanden (Westseite) oder sie befindet sich zu schmal dimensioniert und versteckt zwischen parkenden Fahrzeugen (Ostseite).
Einzelne oder instand setzende Maßnahmen, wie die Erneuerung der Beleuchtung, sind nicht ausreichend, um den baulichen Missstand zu beheben und die subjektive Sicherheit zu erhöhen. Vielmehr hat die Stadtverwaltung ein Paket an zum Teil innovativen Lösungen gefunden: Herzstück des Projektes ist neben der Gestaltung der Ein- und Ausgänge des Tunnels – insbesondere in Richtung der Hafenpromenade – sowie der Erneuerung der Entwässerungsanlage ein adaptives Lichtsystem, welches erstmalig für eine Radverkehrsanlage zum Einsatz kommen wird.
Es soll Radfahrer über ein Radar erkennen und die Beleuchtung anpassen, um das Sicherheitsempfinden und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Daneben wird das Radar mit einem Gegenverkehrssignal sowie einer Radfahrerzählanlage ausgestattet. Letztere ist eine feste Zählstelle, die zudem detaillierte Langzeitbeobachtungen zur Entwicklung des Radverkehrsaufkommens erlaubt.
Bild: Die für die Unterführung an der Hafenpromenade geplanten Maßnahmen sollen das Radfahren in Wittenberg sicherer und attraktiver machen. Foto: AdobeStock


