Samstag, 18.10.2025

Oranienbaum (md). Fachkräfte, Auszubildende und auch Quereinsteiger in der Pflege zu finden, gestaltet sich immer schwieriger und ein Pflegekräftemangel in den kommenden Jahren zeichnet sich ab. Das wissen auch die Kolleginnen im Pflege & Wohnen Katharina, im Pflege und Wohnen Henriette in Oranienbaum und im Pflege & Wohnen Barbara in Zschornewitz. Sie haben deshalb kürzlich das persönliche Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller sowie der CDU-Landtagsabgeordneten Karin Tschernich-Weiske gesucht. Mit neuen Ideen will man dem Problem gemeinsam begegnen.

„Der Fachkräftemangel in der Pflege nimmt in ganz Deutschland immer mehr zu, und das merken auch wir in unseren Einrichtungen. Ein Mangel an Fachkräften ist dabei das eine Problem, eine fehlende Infrastruktur auf dem Land wie in Zschornewitz oder Oranienbaum als weitere Problematik verschärft dies oft noch“, sagt Bettina Piotraschke, Einrichtungsleiterin im Pflege & Wohnen Barbara in Zschornewitz.

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Doch den Kopf in den Sand zu stecken helfe nicht – deshalb besuchten sie und ihre Kollegin Kathi Max, Einrichtungsleiterin im Pflege & Wohnen Henriette in Oranienbaum, vor kurzem eine Infoveranstaltung der Deutschen Erwachsenen Bildung (DEB). Hier wurde dann auch ein kleiner Lösungsansatz zumindest für den Ausbildungsbereich gefunden: In Kooperation mit der DEB werden ab 1. März 2023 zusätzlich Zwillingsmädchen aus Vietnam an den Standorten Oranienbaum und Zschornewitz ausgebildet. Die beiden 20-Jährigen absolvieren hier dann ihre dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau.

„Ohne die Integration ausländischer Auszubildender werden wir dem Pflegekräftemangel langfristig nicht gerecht werden können“, erklärt Piotraschke. Dass dies ein guter Ansatz sei bestätigt auch Stefan Krutzger, Prokurist der Johannesstift Diakonie Pflege & Wohnen Sachsen-Anhalt gGmbH: Hier sind seit eineinhalb Jahren Auszubildende aus El Salvador beschäftigt – mit Erfolg: „Die Jugendlichen sind sehr motiviert, ihre Sprachkenntnisse sind inzwischen gut, jetzt muss es unser Ziel sein, sie langfristig zu integrieren“, betont Krutzger.

Damit dies gelingt, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen – und hier sehen Bettina Piotraschke und ihre Kolleginnen Schwierigkeiten: „Wenn unsere vietnamesischen Auszubildenden nicht angebunden sind – weder wohnlich noch infrastrukturell – wird es nicht funktionieren“. Weil sie sich hier auch Unterstützung seitens Politik und Gesellschaft wünschen, wurde unlängst ein Termin mit Sepp Müller und Karin Tschernich-Weiske vereinbart.

Beide Politiker begrüßen das Vorhaben, Auszubildende aus anderen Ländern zu integrieren: „Wir müssen uns nur die Statistik anschauen – wenn die sogenannten ´Babyboomer´, also die zahlenmäßig starken Jahrgänge in den Pflegeberufen in den kommenden Jahren wegbrechen, entsteht eine große Lücke, die wir allein nicht kompensieren können“, erläutert MdB Müller. „Umso wichtiger ist es, die Unternehmen für eine Willkommenskultur zu sensibilisieren, denn der Fachkräftemangel betrifft ja nicht nur die Pflege, sondern sämtliche Bereiche.“

Der Integration der vietnamesischen Auszubildenden in Oranienbaum und Zschornewitz sieht er positiv entgegen – auch die Infrastruktur sei hier kein Problem: „Wohnort müsste natürlich Gräfenhainichen sein, um eine gute Bus- und Bahnanbindung zu haben. Mit dem Azubi-Ticket des Landes Sachsen-Anhalt, dem Deutschland-Ticket ab 1. Mai und der Linie 310 müsste der Weg zur Arbeitsstelle und zurück gut machbar sein“, ist Müller überzeugt. „Ich glaube, das könnte gut funktionieren.“ Zudem gebe es in Gräfenhainichen bereits eine Community mit vietnamesischen Mitbürgern – hier möchte er gern den Kontakt herstellen.

Bild: MdB Sepp Müller und MdL Karin Tschernich-Weiske zu Besuch im Pflege & Wohnen Katharina in Oranienbaum. Foto: Janet Pötzsch

Von Redaktion