Sonntag, 07.12.2025

Wittenberg (aw). Regen am Morgen, Sonne am Mittag – und durchweg gute Stimmung: Der Arsenalplatz wurde am 2. September zum lebendigen Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderungen. Beim 3. Werkstätten:Tag präsentierten über 20 Einrichtungen aus Sachsen-Anhalt ihre Arbeit, ihre Produkte – und vor allem die Menschen, die dahinterstehen.

Fotos: Antje Weiß

Persönliche Worte mit Wirkung

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Es ist ein Tag, der zeigt, wie wichtig Teilhabe ist“, begrüßte die blinde Moderatorin Dörte Maack das Publikum – ihre Moderation wurde durchgehend in Gebärdensprache übersetzt.

An ihrer Seite standen die beiden Initiatoren des Werkstätten:Tags: Kathrin Hennig, Vorsitzende der Landesgemeinschaft der Frauenbeauftragten, und Peter Marx, Vorsitzender der Werkstatträte Sachsen-Anhalt. Für sein langjähriges Engagement zeichnete ihn Landrat Christian Tylsch mit einer Medaille aus – ein Augenblick, der Marx spürbar rührte.

Auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör sprach offen und persönlich: Er erinnerte daran, dass er 1991 seinen Zivildienst im Augustinuswerk absolvierte. „Jeder Mensch braucht eine sinnvolle Arbeit – die muss auch fair bezahlt werden“, betonte er. Dafür gab es kräftigen Applaus.

Barbara Kaiser, Behindertenbeauftragte des Landkreises Wittenberg, fand klare Worte: „Über die Arbeit der Werkstätten wird zu wenig informiert. Erst als Behindertenbeauftragte habe ich gesehen, wie groß das Augustinuswerk ist und was dort alles geleistet wird. Menschen mit Behinderungen gehören mitten in unsere Gesellschaft – und müssen darin mehr Gewicht bekommen.“

„Arbeit ist weit mehr als nur ein Einkommen – sie bedeutet Teilhabe und Selbstwert“, sagte Staatssekretär Wolfgang Beck. Gemeinsam mit Landes-Behindertenbeauftragtem Christian Walbrach und Martin Schreiber, Vorsitzender der LAG WfbM, unterstrich er die Bedeutung der Werkstätten. Die Schirmherrschaft für den Tag hatte Sozialministerin Petra Grimm-Benne übernommen.

Augustinuswerk mittendrin

Das Augustinuswerk präsentierte in Wittenberg seine vielfältigen Angebote. Am Stand des Augustinuswerks informierten Werkstattleiterin Bianca Balaweider und Franziska Schütt vom Ideenreich über die verschiedenen Angebote: „Bei uns kann jeder zeigen, was er kann, und wir sind stolz auf jedes Stück.“ Außerdem wurde dort das neue Magazin Mittendrin verteilt, das im Ideenreich produziert wird – schnell vergriffen. Außerdem wurden handgemachte Produkte aus dem Ideenreich, dem Berufsbildungsbereich und den Wohngruppen von den Beschäftigten persönlich vorgestellt. „Das habe ich selbst gemacht, jedes Stück ist ein Unikat“, sagte eine von ihnen stolz. Frische Lebensmittel präsentierte der neue Augustinushof: Bio-Eier und regionale Produkte stellte Leiterin Sandra Striebing vor. „Hier verbinden wir Landwirtschaft mit echter Teilhabe“, erklärte sie.

Für Aufmerksamkeit sorgte die Theatergruppe „Die Glücksraketen“, ein Zusammenschluss von Beschäftigten aus dem Augustinuswerk, dem Diest-Hof Seyda und der Lebenshilfe Dessau. Sie inszenierten auf der Bühne eine „Mauer der Vorurteile“. Am Ende der Veranstaltung wurde die Mauer auf der Bühne eingerissen und durch Worte wie „Freundschaft“, „Respekt“ und „Inklusion“ ersetzt. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen“, erklärte Projektkoordinatorin Fränze Mura-Thorun.

Vielfalt aus ganz Sachsen-Anhalt

Neben dem Augustinuswerk waren Werkstätten aus Bernburg, Halle, Köthen, Stendal, Sangerhausen, Oschersleben, Querfurt, Salzwedel, Halberstadt und Roßlau vertreten. Besucher konnten frisch gerösteten Kaffee probieren, Töpferwaren erwerben oder handgefertigte Produkte aus Holz und Textil bestaunen. Jede Werkstatt brachte ihre eigenen Schwerpunkte mit – und überall standen die Beschäftigten selbst an den Ständen und erzählten, warum ihnen ihre Arbeit so wichtig ist.

Musik, Tanz und Begegnungen

Die Tanzgruppe „Dias“ vom Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen brachte Schwung auf die Bühne, die Band „AnTon“ von der Lebenshilfe Bernburg sorgte mit Rockmusik für ausgelassene Stimmung – und auch die Chor- und Trommelgruppe von den Behindertenwerkstätten aus Halle sowie die Drums Alive aus Magdeburg begeisterte.

Auf der Bühne kamen qviele Akteure zu Wort und tauschten sich aus. Der Werkstätten:Tag machte deutlich: Die Einrichtungen in Sachsen-Anhalt sind weit mehr als Arbeitsstätten – sie sind Orte, an denen Zusammenarbeit, Kreativität und gelebte Teilhabe sichtbar werden.

Von Redaktion